Unvergeßliches Fest des Glaubens

Ein junger Pilger faßt seine Erlebnisse und Eindrücke vom XX. Weltjugendtag in Köln zusammen

Papst Johannes Paul II hatte zum WJT 2005 eingeladen, Benedikt XVI, sein Nachfolger, kam nach Deutschland und die Begeisterung und der Jubel waren bereits unbeschreiblich, als sich uns Jugendlichen aus aller Welt, die den Papst in den Rheinwiesen von Köln erwarteten, das Schiff mit „Benedetto“ näherte. Unbeschreiblich, wie sich die Menge bis tief in den Fluss vorschob, um dem Papst so nahe wie möglich zu sein – Stellvertreter Gottes ist eben mehr als nur die individuelle Person. Seine Ausstrahlung ist eine andere als die Johannes Pauls II., verhaltener, manche sagen, scheuer, aber nicht weniger wirkungsvoll, ich möchte sagen: ebenso faszinierend.

Vorangegangen waren für mich das Erlebnis der Marienfeier am Montagabend in Bonn und der Eröffnungsgottesdienst im Hofgarten, inmitten von 100.000 jubelnden Menschen aus aller Welt und das, noch ehe der Papst selbst eingetroffen war. Auch hier erfüllte eine Woge der Euphorie den Ort. Die Erfahrung, dass religiöses Engagement und gleiche christliche Begeisterung hunderttausendfach um dich und gemeinsam mit dir lebendig werden, wird mich dauerhaft begleiten. Es ist besonders beglückend in einer Welt, die doch so oft als ungläubig, areligiös und atheistisch erscheint und religiöses Bekenntnis als anachronistisch betrachtet – ein schöner Beweis für Mt 16,18 („Du bist Petrus. Auf dieses Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“). Es macht Mut und gibt Kraft für den weiteren eigenen Weg, der wieder in der Realität des Alltags zu bewältigen ist.

Die Umgebung des Domes habe ich nie so voller bunter fröhlicher Heiterkeit – und zwar Tag und Nacht – und den Dom so voller jungen Menschen erlebt – in endlosen Schlangen zu einem gemeinsamen Ziel, dem Schrein der hl. drei Könige – Sinnbild und Vorbild der Pilgerschaft zu Jesus Christus. Ganz anders dagegen die Ruhe der Besinnung und Anbetung an den „Orten der Stille“, wie z.B. dem Münster in Bonn, wohin es mich immer wieder zog.

Diese Mischung von ausgelassener Freude und – wer es sehen wollte, der konnte es überall entdecken – einen Rosenkranz in vielen Händen, stilles Gebet, Gespräche mit dem nächsten Pilger – gleich welcher Nation, zufällig in der Warteschlange getroffen – über den Glauben – ist die beglückende Erfahrung eines WJT.

Unvergesslich: Vigilfeier, Nachtwache und Abschlussgottesdienst am Marienfeld, wohin wir alle mit schwerem Marschgepäck über Kilometer gepilgert waren, um dort mit Hunderttausenden weltumspannende, menschliche Gemeinschaft in der Gegenwart Gottes im eucharistischen Brot zu erleben. Endlos waren auch hier die Schlangen, die noch nach den Anstrengungen des Tages während der ganzen Nacht bis in den Morgen geduldig zur Anbetung vor dem Zelt mit der Monstranz warteten, um zu wachen und zu beten.

Der WJT war ein erhebendes, fast mystisches – ja wirklich – ein wunderbares Erlebnis. Wer es erlebt hat, will es wieder erleben und wartet darauf – mit Kardinal Meissner zu sprechen – um wieder an der nächsten Oase „WJT“ aufzutanken.

von Alexander Heinrich