UNIV: 44 Jahre mit dem Papst

Seit vierundvierzig Jahren versammeln sich während der Karwoche junge Menschen in Rom zu einem internationalen Kongress.

In diesem Jahr fand der Kongress wenige Tage vor der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. statt. Deshalb ist die Erinnerung an die jährlichen Begegnungen mit ihm besonders intensiv.

Seit vierundvierzig Jahren versammeln sich während der Karwoche (diesmal vom 16 bis 24. April) junge Menschen in Rom zu einem internationalen Kongress, der vom italienischen Istituto per la Cooperazione Universitaria (ICU) organisiert wird. In diesem Jahr haben an dem UNIV-Treffen rund 3.500 Studentinnen und Studenten aus etwa 200 Universitäten und Hochschulen aus der ganzen Welt teilgenommen.

Ein Blick zurück: Alles begann ziemlich spontan. Ein paar junge Deutsche im Umkreis des Opus Dei unternahmen 1965 eine Osterfahrt nach Rom mit dem Wunsch, dem Papst zu begegnen und den Gründer des Werkes kennen zu lernen. Der heilige Josefmaria machte diesen jungen Leuten Mut, ihre Initiative zu wiederholen und auszubauen. Der ursprüngliche Einfall nahm im Laufe der folgenden Jahre immer konkretere Gestalt an. So entwickelten sich die UNIV-Kongresse in ihrer gegenwärtigen Form.

Ein bestimmtes Thema wird im Laufe des jeweiligen Jahres international von engagierten Studenten vorbereitet, um dann an den Tagen des eigentlichen Kongresses durch Referate und Vorträge von Experten vorgestellt, unter den Studenten diskutiert und in Empfehlungen für die Praxis umgegossen zu werden. Diese Jahr lautete das Rahmenthema: „Die Freiheit engagiert leben“. Im vergangenen Jahr war es die Frage, ob das Christentum eine globale Kultur inspirieren kann. 2009 ging es um „Universitas, Wissen ohne Grenzen“. Und 2008 widmete man sich unter dem Titel „Sein, Erscheinen, Mitteilen“ der multimedialen Gesellschaft.

Vorträge, Diskussionsforen und Meinungsaustausch wechseln sich jeweils mit der Feier der Kar- und Oster-Liturgie in römischen Kirchen ab. Natürlich gehört eine Audienz beim Heiligen Vater dazu. Seit Beginn der UNIV-Treffen hat es Begegnungen mit Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gegeben.

Eine Sitzung des Kongresses

Lob, Ermunterung und Mahnung von Johannes Paul II.

In diesem Jahr fand der Kongress wenige Tage vor der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. statt. Deshalb ist die Erinnerung an die jährlichen Begegnungen mit ihm besonders intensiv. Er hatte die Studenten insgesamt achtundzwanzig Mal empfangen. Dabei gab er den jungen Leuten konkrete Anregungen mit, manchmal Lob, andere Male Ermunterung und Mahnung – ein paar Mal aus dem Stegreif, nachdem er seinem Sekretär den vorbereiteten Text  zurückgegeben hatte. So sagte er bei dem Treffen in der Karwoche 1980: „Lieber als zu euch reden will ich euch anschauen und euch so sehen, wie ihr seid: junge Leute die zu lieben verstehen, spontan und echt sind... Die Kirche erwartet viel von euch!“

Zwei Jahre danach, am 6. April 1982: „Ihr könnt Sauerteig in der Masse sein, der fähig ist, die großen Metropolen, die großen Städte und die intellektuellen Ambiente zu verwandeln. (...) Wenn der Mensch sich von der Kraft Gottes antreiben lässt, wenn er mit Gott zusammen unterwegs ist, ist er in der Lage, die Welt zu verändern. Ich wünsche euch, dass ihr die Welt verwandelt. Das letzte Wort unserer Begegnung beim UNIV 1982 sei dieser Wunsch, die Welt zu verändern.“

Bei der ersten Begegnung am 10. April 1979, wenige Monate nach Beginn seines Pontifikates, sagte der Papst: „Liebe Jugendliche, habt den Mut zur Umkehr; und habt auch den Mut, die Gnade Gottes in der sakramentalen Beichte zu suchen. Das wird euch frei machen! Es wird euch die benötigte Stärke für all die Umstände verleihen, die euch in Kirche und Gesellschaft, im Dienst an den Menschen erwarten.“

In der Ansprache vom 17. April 2000 erinnerte er die jungen Leute daran, jede und jeder von ihnen sei ein Werkzeug Gottes, durch das Christus in der Kraft des Heiligen Geistes handelt. Damit „Gott in euch und durch euch wirkt“, seien die klassischen Hilfsmittel nötig: die Sakramente, das Gebet, das Bemühen um die Tugenden, die Heiligung der Arbeit und die geistliche Leitung. Dann fasste der Johannes Paul II. zusammen: „Ihr braucht Christus, doch ebenso braucht Christus euch, damit ihr ihn euren Mitmenschen bekannt macht, mit denen ihr Erfahrungen und Hoffnungen teilt. Die Kirche vertraut euch die Sendung an, ihnen das Licht der Wahrheit Christi und seine umfassende Heilsverkündigung zu bringen.“

Mit dem Papst im Damasushof

In etlichen Jahren fand neben den Begegnungen bei den Generalaudienzen auch ein ganz unkonventionelles Treffen mit Papst Johannes Paul II. statt. Und das kam so, wie sich ein Teilnehmer erinnert: „Ich weiß es nicht mehr genau, wie wir auf die Idee gekommen waren. Jedenfalls wollten wir dem Papst auf dem Petersplatz unter der Papstwohnung ein Ständchen mit Liedern zur Gitarre bringen – und zwar in der Hoffnung, er würde ans Fenster kommen. Ein paar Jahre hat das auch geklappt. Aber einmal, es muss 1980 gewesen sein, ging das Fenster nicht auf. Stattdessen verbreitete sich die Nachricht, das große Bronzeportal unter den Kolonnaden sei geöffnet worden, wir sollten hereinkommen. Und so fanden wir uns unerwartet im Damasushof des Vatikanpalastes wieder.“ Am Ende dieser Treffen, bei dem die jungen Leute einfach auf dem Boden saßen, hielt der Papst dann jeweils eine kurze Ansprache und erteilte ihnen seinen Segen.

Unter den Teilnehmern galt unausgesprochen die Regel, den Papst nicht dieses oder jenes zu fragen oder ihn um etwas zu bitten. Vielmehr sollte sich der Heilige Vater einfach entspannen können und Spaß mit den Studenten haben. Neben thematisch breit gefächerten Kurzberichten über apostolischen Erfahrungen in unterschiedlichen Ländern und persönlichen Zeugnissen gab es vielfältige Einlagen wie etwa das bekannte Studentenlied Gaudeamus igitur – mit einer dem Papst gewidmeten zusätzlichen Strophe. Zu den unvergessenen Darbietungen gehörten die Auftritte eines Clowns, über den Johannes Paul II. herzlich lachte. So trieb der betreffende Jurastudent sieben Jahre lang seine Possen. Als er 1993 damit aufhörte, war er bereits Dozent an einer Madrider Universität.

Gleichsam ein Vermächtnis

Als sich im Laufe der Jahre der Gesundheitszustand des Papstes zunehmend verschlechtert hatte, wurden diese formlosen Treffen aufgegeben. Doch weiterhin gab es jedes Jahr eine Begegnung mit den Teilnehmern am UNIV-Kongress. Im Jahre 2003 war Johannes Paul schon stark geschwächt. Seine Worte am 14. Apil waren vielleicht auch deswegen besonders einprägsam, gleichsam ein Vermächtnis: „Habt den Mut, euch ehrliche Fragen über den Sinn des Lebens zu stellen; formt euer Denken, euer Handeln, die Achtung und das Gespräch mit den anderen Menschen recht und klar. Habt zuallererst eine echte Gottesbeziehung, die eine persönliche Bekehrung und eine Offenheit gegenüber seinem Geheimnis einfordert. Der Mensch versteht sich nur in Beziehung zu Gott, der die Fülle an Wahrheit, an Schönheit und Güte ist.“