Stephansdom: „Heilige Maria, Stern des Ostens, hilf deinen Kindern“

Vor 60 Jahren wandte sich der hl. Josefmaria erstmals mit diesen Worten an die Muttergottes vor dem Gnadenbild Maria Pötsch – im Gebet für Kirche und Religionsfreiheit. Regionalvikar Juza feierte die Gedenkmesse in St. Stephan.

Es war Winter, als der hl. Josefmaria seine zweite Reise nach Wien antrat. Als er im Mai 1955 zum ersten Mal nach Wien fuhr, um die Möglichkeiten für einen Beginn der Arbeit des Opus Dei in Österreich zu erkunden und dafür zu beten, war das Land noch besetzt. Nun, bei seinem zweiten Besuch, feierte er am 4. Dezember 1955 die Heilige Messe im Wiener Dom St. Stephan und betete anschließend voll Andacht vor dem Gnadenbild Maria Pócs (zu deutsch: Maria Pötsch). Dabei wandte sich der hl Josefmaria erstmals mit dem Stoßgebet „Sancta Maria, Stella Orientis, filios tuos adiuva!“ – Heilige Maria, Stern des Ostens, hilf deinen Kindern! – an die Gottesmutter. Er notierte dieses Stoßgebet, das ihm wie eine Eingebung geschenkt wurde.

Autograf des hl. Josefmaria

Als der hl. Josefmaria vor 60 Jahren vor dem Gnadenbild in Wien betete, war ihm dessen Geschichte und Bedeutung nicht bekannt. Doch sein Stoßgebet ging um die ganze Welt und führt zu Verbreitung der Andacht zu Maria Pötsch auf allen fünf Kontinenten.

So darf jeder von uns mit dem heiligen Josefmaria gemeinsam die Erfahrung machen, erinnerte der Regionalvikar des Opus Dei, Ludwig Juza: „Allein konnte ich nichts, aber mit ihr hat sich der Weg gebahnt. Wir wollen die Heiligen nachahmen und Marias Fürbitte suchen: Stern des Ostens, hilf deinen Kindern!“ Juza feierte einen Gedenkgottesdienst anlässlich des Jahrestages im Wiener Stephansdom.

In seiner Predigt unterstrich er die Botschaft des 2002 heiliggesprochenen Gründers des Opus Dei. „Christliches Leben braucht Alltagstauglichkeit. Ein Streben nach Heiligkeit, das alltagstauglich ist, hat uns der Hl. Josefmaria vorgelebt und mitgegeben: da findet sich eine Spiritualität des Alltags, die Familie und Arbeit einschließt“. Durch die Taufe sei jeder Christ an der Sendung der Kirche beteiligt, betonte Juza. „Wir dürfen uns dem nicht Entziehen oder in Wünschen oder Klagen verharren“. Woher können wir die Kraft und Stärke dafür nehmen? Aus dem Gebet, dem Empfang der Sakramente – und einer innigen Andacht zu Maria, so Juza.

Gnadenaltar Maria Pötsch im Wiener Dom St. Stephan

Auf Anstoß des hl. Josefmaria hatten weltweit Tausende Gläubige die vom Kommunismus verfolgten Christen dem besonderen Schutz der „Stella Orientis“ anvertraut. Heute erinnert eine 2002 angefertigte Gedenktafel rechts neben dem Altar an den Besuch des hl. Josefmaria. Auch 2005 wurde dem heiligen Gründer des Opus Dei in der griechisch-katholischen Basilika von Máriapócs eine Gedenktafel gewidmet.

Gnadenbild Maria Pötsch im Wiener Stephansdom

Die Geschichte der weinenden Muttergottes von Pócs

Die Ikone der Muttergottes von Pócs stammt aus ein einem Dorf im Nordosten Ungarns. Gemalt wurde die Ikone von Stefan Pap, dem Bruder des griechisch-katholischen Ortspfarrers. Die Ikone entspricht dem byzantinischen Typus der „Wegweiserin“ (Hodegetria). Das erste Tränenwunder ereignete sich am 14. November 1696 - wenige Jahre nach der Befreiung der Gegend von der osmanischen Herrschaft. Als der römische Kaiser Leopold I. von dem Tränenwunder hörte, ordnete er wenig später den Transfer der Originalikone in den Wiener Stephansdom an, wo es bis heute verehrt wird. Beeindruckt von der Frömmigkeit des Volkes fertigte ein Jesuit aus Kassa (Kosice/Kaschau) eine Kopie der Ikone an, die nach Máriapócs gebracht wurde. Ein erstes Tränenwunder dieser Ikonenkopie ereignete sich im August 1715, ein zweites am 3. Dezember 1905.