Requiem in Wien: „Bischof Javier war ein zutiefst gottverbundener Mensch“

Regionalvikar Robert Weber feierte aus Anlass des 1. Todestages die Seelenmesse für Bischof Javier Echevarría, Prälat des Opus Dei, in der Wiener Peterskirche. Hier die Worte seiner Predigt.

Vor einem Jahr hat uns völlig überraschend die Nachricht vom Tod von Bischof Javier, der für uns im Opus Dei der „Vater“ war, erreicht. Wenige Tage zuvor wurde er aufgrund einiger Beschwerden sicherheitshalber ins Spital gebracht. Niemand glaubte, dass die Situation sich verkomplizieren und der Herr ihn wenig später zu sich rufen würde.

Vom ersten Augenblick an waren wir alle, die wir ihn kannten, uns dessen gewiss, dass wir mit Bischof Javier einen neuen, starken Fürsprecher im Himmel haben. Viele von uns kannten ihn von sehr nah.

In meinen Jahren in Rom durfte ich unzählige Male mit eigenen Augen und Ohren erleben, was Papst Franziskus in seinem Telegramm an den damaligen Auxiliarvikar und heutigen Prälaten des Opus Dei, Fernando Ocáriz vor einem Jahr ausdrückte.

Papst Franziskus über Bischof Javier: „Er gab sein Leben im beständigen Liebesdienst an der Kirche und den Seelen.“

Nachdem er allen Gläubigen des Opus Dei sein Beileid ausdrückte, schrieb Papst Franziskus, „vereine ich mich mit Ihrer Danksagung an Gott für das väterliche und großzügige Zeugnis seines priesterlichen und bischöflichen Lebens gemäß dem Vorbild des heiligen Josefmaria Escrivá und des seligen Alvaro del Portillo, denen er als Haupt der ganzen Familie nachfolgte. Er gab sein Leben im beständigen Liebesdienst an der Kirche und den Seelen.“

So war der Vater. Er war ein Mann der Treue. Er verausgabte sich aus Liebe zu Gott und seinen Kindern im Dienst an der Kirche. Er war ein Mann der Treue.

Er schöpfte alle seine Kraft aus seiner Gottverbundenheit

Bischof Javier war ein zutiefst gottverbundener Mensch. Es gehört zweifellos zu den ganz starken Erinnerungen, die mir an ihn bleiben, dass er oft und ganz spontan in einem kleinen oder größeren Kreis von Menschen ganz natürlich und im Zusammenhang oft auch mit sehr menschlichen Themen sagen konnte: „wie wir heute im Evangelium gelesen haben“, oder „heute habe ich dies und jenes im Evangelium gelesen. Und er entwickelte dann daraus einen Gedanken, den er sichtlich bei sich getragen hat, der ihn in diesen Stunden beschäftigt hatte, über den er mit Gott verbunden blieb. Man merkte, dass er sich mit Gott den ganzen Tag über in einem Gespräch befand, dass er ihn suchte, dass es ihn zu Gott hinzog.

Und gerade aus dieser Gottverbundenheit schöpfte er auch die Kraft, für seine Kinder im Opus Dei zweifellos ein Vater zu sein. Er war jemand, den man in einem Gang oder in einem Gespräch begegnen konnte, und der sich immer interessierte, der sich erkundigte, der oft mit einem Scherz begleitet zeigte, dass er für uns da ist und sich mit ganzer Kraft gerade eben auch aus Liebe zu uns verausgabt. Das war nur erklärlich durch seine Persönlichkeit, sein weites väterliches Herz, seine Gottverbundenheit.

Bischof Javier war jemand, der ungeheuren Optimismus, eine große Gelassenheit – auch angesichts menschlicher Schwierigkeiten – vermittelte. Ich erinnere mich an eine Auslegung des heutigen Evangeliums, die ich einmal von ihm selbst gehört habe. Es hatte ihn beschäftigt, dass die heiligen Frauen mit ihren wohlriechenden Ölen zum Grab gingen, obwohl sie nicht wussten, wer ihnen helfen würde, den Steig wegzurollen, der für ihre Kräfte viel zu groß war. Doch sie gingen hin – und ihr Wunsch, dem Herrn einen Dienst zu erweisen, wurde belohnt: der Stein war bereits weggerollt, und die Frauen wurden zu den ersten Zeuginnen der Auferstehung.

Die Vorsehung Gottes wollte, dass der Vater am 12. Dezember, Gedenktag der Muttergottes von Guadalupe in den Himmel heimberufen wurde. Als es ihm an diesem Tag immer schlechter ging, fragte ihn ein Priester, ob er ein Bild der Mutter Gottes von Guadalupe näher bei sich haben wollte. Der Vater antwortete, das sei nicht nötig, weil er nicht mehr gut sehe. Aber er fügte hinzu, dass er sie ganz nahe fühle.

Legen wir unser Gebet für Bischof Javier Echevarría in die Hände der Jungfrau Maria, die spes nostra, unsere Hoffnung ist, und sagen wir dem Herrn Dank, dass er uns einen so guten und treuen Hirten geschenkt hat.“

Weiterführender Link: Danke, Vater - Aus dem Leben von Bischof Echevarría. „Danke Vater“ erzählt in drei Minuten einige Züge des Lebens von Bischof Javier Echevarría, Prälat des Opus Dei von 1994 bis 2016. Als Nachfolger von zwei Heiligen predigte er immer das Evangelium und die Treue zur Kirche. "Dass ihr einander liebt, dass ihr einander mehr liebt!" wiederholte er.