Nachruf auf Käthe Retz (11.8.1928 – 8.11.2018)

Sie war eine elegante Erscheinung. Zu ihrem 90. Geburtstag im Sommer 2018 freute sich Käthe Retz noch über die vielen Glückwünsche, die aus Österreich, Deutschland, Italien und aller Welt in Wien eintrafen. Und sie genoss das wunderbare Hauskonzert, das aus diesem Anlass zu Ehren der Jubilarin stattfand, wenngleich ihre Kräfte in den vergangenen Monaten bereits deutlich nachgelassen hatten. Am Morgen des 8. November 2018 starb Käthe Retz friedlich in Wien.

Käthe Retz’ Leben ist untrennbar mit der Geschichte des Opus Dei in Österreich und Deutschland verbunden. Sie zählt zu den allerersten Mitgliedern des Werkes in Mitteleuropa und wurde zu einer wichtigen Stütze des Gründers des Opus Dei, des heiligen Josefmaria Escrivá (1902 – 1975) in der Ausbreitung der jungen Seelsorgeeinrichtung in den deutschsprachigen Ländern.

Käthe Retz wurde am 11. August 1928 in Bad Honnef als ältestes von drei Geschwistern geboren und hatte als junges Mädchen den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Entbehrungen miterlebt. Nach Beendigung der Schule ging die gebürtige Rheinländerin an die Universität Bonn, um Psychologie zu studieren. Dort hörte sie durch den Kontakt mit einem Studienkollegen im Jahr 1953 erstmals vom Opus Dei und dessen Botschaft der Heiligung des Alltags mitten in der Welt. Käthe fühlte sich angezogen von dieser Spiritualität, doch in Deutschland war das junge „Werk Gottes“, das im selben Jahr wie Käthe, im Jahr 1928, „zur Welt“ gekommen war, noch nicht tätig.

Sie wollte diesen neuen Weg in der Kirche besser kennenlernen, und so entschloss sie sich, für ein Auslandssemester nach London zu gehen, wo das Opus Dei schon 1952 mit seiner pastoralen Arbeit unter Frauen begonnen hatte. Bald war für Käthe klar, dass Gott sie rief – und so schloss sie sich noch in London im April 1954 als Numerarierin dem Opus Dei an. Von da an sollte ihr Leben ein Spiegel der Treue zu Christus, zur Kirche und zu ihrer Berufung sein.

Nach ihrer Rückkunft nach Deutschland setzte sie sich mit Schwung und der für sie typischen Hartnäckigkeit bei der Errichtung des ersten Studentinnenheims in Köln ein. Der Gründer des Opus Dei, der in den Nachkriegsjahren mehrmals Deutschland besucht hatte, lud Käthe schon wenig später dazu ein, in Rom ihre theologische Ausbildung zu vertiefen. 1956 zog sie für knappe acht Monate in das Römische Kolleg Santa Maria nach Rom.

Von 1957 bis 1960 brachte Käthe dann gemeinsam mit der ersten Handvoll Frauen des Opus Dei die apostolische Arbeit des Werkes in Deutschland voran. Im Sommer 1957 besuchte der heilige Josefmaria Köln, und u.a. sagte er zu Käthe, dass er beim nächsten Mal gerne ihre Eltern besuchen wolle. In Runde gewandt, mit Blick auf Käthe, sagte er: „Ich habe alle eure Eltern sehr gerne – aber ihre ganz besonders!“

Nach Bonn, Köln, London, Rom und nochmals Köln hieß es für Käthe erneut aufzubrechen: Sie übersiedelte auf Wunsch des heiligen Josefmaria nach Wien, um bei Aufbau der Arbeit der Frauen des Opus Dei in Österreich mitzuwirken. Seit 1957 waren bereits zwei Priester der Prälatur nach Wien übersiedelt, einer von ihnen war bald in der Hochschulseelsorge tätig. Und so trafen am 2. April 1960 die ersten jungen Frauen des Opus Dei in Wien ein: Josefina Elejalde, Bürokauffrau aus Bilbao, Marga Schrammel, Kindergärtnerin aus Konstanz und – im Mai etwas mit Verspätung aufgrund eines Sportunfalls, bei dem sie sich ein Gipsbein zuzog –, Käthe Retz, Diplom-Psychologin aus Bonn.

Im grünen Wiener Außenbezirk Währing wurde ein Haus gefunden, das den Frauen als Zentrum und Studentinnenheim sowie Ausbildungsstätte für Lehrlinge dienen sollte. Mit vereinten Kräften und zuversichtlichem Einsatz schafften sie den Umbau und die Einrichtung der noch wie im Märchenschlaf liegenden alten Villa. Im Herbst 1960 nahm das Studentinnenheim Währing dann seinen Betrieb auf.

Käthe Retz war die erste Leiterin des Studentinnenheims, das bis heute Hunderte Studentinnen aus aller Welt beherbergt hat. Die Hauskapelle ist der Muttergottes gewidmet. Zur großen Freude aller besuchte der Gründer des Opus Dei im Juli 1963 das Studentinnenheim, ein Treffen, von dem Käthe später gerne detailgetreu jüngeren Generationen weitererzählte. Als Mitte der 1960er Jahre bereits eine junge österreichische Akademikerin die Leitung des Studentinnenheims übernahm, war Käthe wieder beruflich als Kinderpsychologin tätig.

Es folgten weitere Bildungseinrichtungen in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck, an deren Entstehen Käthe maßgeblich mitgewirkt hat.

Im Jahr 2016 übersiedelte sie als Hochbetagte noch einmal und fand im neu errichteten Forum F21 für junge berufstätige Frauen ihr Zuhause. Bis zuletzt pflegte sie intensiven Kontakt zu ihren Freundinnen in allen Städten – und freute sich über Besuch, insbesondere von jungen Menschen, deren Elan sie gerne verbal unterstützte: „Ja, da muss etwas weitergehen!“

Gott hat Käthe Retz am Morgen des 8. November für immer zu sich gerufen.

Das Begräbnis findet am Freitag, 23.11. um 14.00 am Friedhof Wien-Ottakring statt. Um 17.00 Uhr wird die Seelenmesse in der Peterskirche, Wien-Innere Stadt, gefeiert.