Wien/Köln/Zürich 27.06.2025 – Anlässlich des 50. Todestages des heiligen Josefmaria Escrivá (1902–1975), Gründer des Opus Dei, am 26. Juni haben hochrangige Kirchenvertreter bei Festgottesdiensten in Köln, Wien und Zürich die bleibende Bedeutung seiner Spiritualität hervorgehoben. Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, der St. Pöltner Altbischof Klaus Küng und der Churer Bischof Joseph Bonnemain würdigten den spanischen Priester als Wegbereiter einer „Heiligkeit im Alltag“ und betonten die Hoffnung, das Gebet und die Aktualität einer Berufung zur Heiligkeit mitten in der Welt.
Kardinal Woelki: „Heiligkeit liegt nicht im Was, sondern im Wie das Lebens“
Kardinal Rainer Maria Woelki hob bei der Messe in Köln-St. Pantaleon hervor, dass Jesus seine ersten Jünger mitten in ihrer beruflichen Tätigkeit berufen habe: „Jesus gibt dem Beruf der Fischer eine neue Bedeutung: Sie sollen Menschenfischer werden.“ Ebenso habe der hl. Josefmaria verstanden, dass „für die Mehrheit der Menschen die alltägliche Tätigkeit der Weg der Nachfolge Christi ist“.
Heiligkeit, so Woelki, „besteht nicht in der Art der Arbeit, die wir verrichten, sondern in der Weise, wie wir sie verrichten und unser Leben leben“. Entscheidend sei, „aus dem Ort, an dem man gestellt ist, einen Glaubensort zu machen“. Genau darin liege das bleibend aktuelle Vermächtnis des Gründers des Opus Dei.
Altbischof Klaus Küng: Ein Heiliger der Zuversicht
In der Wiener Peterskirche sprach Altbischof Klaus Küng von einem „Heiligen, der Hoffnung und Zuversicht vermittelt: für unsere Zeit und auch für die zukünftige“. Der heilige Josefmaria habe von Anfang an betont, dass „alle Getauften zur Heiligkeit und Wirksamkeit berufen sind“. Er habe damals gegen große Widerstände vertreten, dass auch Laien, Verheiratete und Berufstätige zur Heiligkeit berufen seien: „1941 wurde der heilige Josefmaria sogar an der Glaubenskongregation als der Häresie verdächtig angezeigt, weil er diese These vertrat: Man könne mitten in der Welt heilig werden.“ Das Zweite Vatikanische Konzil habe aber später genau diese Lehre bestätigt.
Der emeritierte Bischof sieht den Rückgang der Anzahl der Katholiken in Ländern mit einer lang geprägten christlichen Kultur als Folge eines „oberflächlich gelebten Christentums“. Damit werde deutlich: Ein „Gewohnheitschristentum“ könne in heutigen Umständen nicht standhalten, „vor allem nicht über mehrere Generationen hinweg“. Darin liege auch die Chance der Erneuerung der Kirche, in der das Opus Dei einen konkreten Weg darstellt. Es lehrt, in der Welt mit Gott verbunden zu leben und als Christ in den jeweiligen Verhältnissen wirksam zu werden. „Wo der Glaube wirklich gelebt wird, mit echter Pflege des Gebetes, mit Liebe zur Eucharistie (…), da erwacht ein Christsein, das auch heute und morgen bestehen kann und für viele attraktiv ist“, so Küng.
Bischof Bonnemain: „Die Welt ist gut“
In der Zürcher Liebfrauenkirche erinnerte Bischof Joseph Bonnemain an den Todestag Escrivás am 26. Juni 1975, den er als junger Arzt in einem Opus-Dei-Haus in Zürich persönlich erlebte: „Die Erinnerungen an diesen Augenblick sind mir bis heute ganz lebendig geblieben.“
Er würdigte das Erbe Escrivás mit eindringlichen Worten: „Die Welt ist gut, die Welt ist aus den Händen Gottes geworden. Es geht darum, alles Irdische als Weg der Heiligkeit zu verstehen, als Gottesbegegnung.“ Entscheidend sei das Gebet.
Der Bischof von Chur erinnerte an Escrivás Worte: „Wenn wir aus den Jugendlichen nicht betende Menschen machen, vergeuden wir die Zeit“, und fuhr fort: „Besonders heute haben wir es in der Kirche dringend nötig, dass alle Gläubigen und auch alle in der Seelsorge Tätigen Menschen des Gebetes werden. Sonst werden wir unwirksame Theoretiker des Christentums.“ Ohne das lebendige Gebet würde die Kirche zu einem Ort von „Managern, Organisatoren, Veranstaltern und Dozierenden“ statt von „Getauften und Gefirmten, die von der Heilssendung überzeugt sind und durch Anziehung die Frohbotschaft weitergeben“, so Bonnemain.
Mit Blick auf die Gegenwart betonte Bonnemain: „Die Kirche ist kein Refugium für elitäres Denken, für verschlossene Cliquen, sondern ein Zuhause für alle.“ Und abschließend erinnerte er an Escrivás Herzensanliegen: „Jesus, Maria, der Papst. (…) Man geht zu Jesus und man kehrt zu Ihm zurück immer durch Maria.“
Die ungebrochene Aktualität der Botschaft Escrivás
Alle drei Kirchenvertreter unterstrichen die ungebrochene Aktualität der Spiritualität des heiligen Josefmaria Escrivá. Seine Kernbotschaften – die Welt als gut zu sehen und „leidenschaftlich zu lieben“, sie zu gestalten und die Arbeit mit Herz zu verrichten, das Gebet als Schlüssel zu verstehen und alle getauften Christen zur Heiligkeit berufen zu wissen – erweisen sich 50 Jahre nach seinem Tod als wegweisend für die Herausforderungen der Gegenwart.
Der heilige Josefmaria Escrivá (1902-1975) gründete 1928 das Opus Dei und wurde 2002 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 26. Juni.
Über das Opus Dei
Die weltweit aktive Seelsorgeeinrichtung bietet durch geistliche Bildung einen Weg an, inmitten der täglichen Aktivitäten ein frohes Christsein in lebendiger Gottesbeziehung zu leben. 2018 wurde als erstes Laienmitglied die Chemikerin Guadalupe Ortiz de Landázuri (1916-1975) von Papst Franziskus seliggesprochen. Das Opus Dei besteht seit 1928 und ist als Personalprälatur der katholischen Kirche in derzeit 68 Ländern tätig. Von den aktuell 94.450 Mitgliedern sind 98 Prozent Laien und zwei Prozent Priester. Es gibt unter den Mitgliedern mehr Frauen (60%) als Männer (40%). 74 Prozent der Mitglieder sind verheiratet, 26 Prozent leben zölibatär.
In Deutschland begann das Opus Dei seine Tätigkeit im Jahr 1952, in der Schweiz 1956 und in Österreich 1957. Von Österreich aus begann das Wirken des Opus Dei in Ungarn im Jahr 1990 und im mehrheitlich orthodoxen Rumänien im Jahr 2009. Insgesamt hat das Opus Dei in der Region Mitteleuropa rund 1.300 Mitglieder.