„Dilexi te“: 20 Zitate von Leo XIV. über die Liebe zu den Armen

20 besonders prägnante Passagen aus dem jüngsten Lehrschreiben Leos XIV. – anlässlich des 9. Welttages der Armen am 16. November 2025.

Papst Leo XIV. erinnert uns daran, dass Nächstenliebe „die Quelle für die Beseitigung der strukturellen Ursachen der Armut“ ist – eine Aussage, die uns aufhorchen lassen soll. Sein Apostolisches Schreiben „Dilexi te“ ist eine Fortführung der Enzyklika „Dilexit nos“ seines Vorgängers Franziskus und knüpft an weitere Überlegungen von diesem an. Wir legen einige Schlüsselstellen dieses Schreibens zur persönlichen Reflexion vor.

  1. Die kleinen Gesten. „Keine Geste der Zuneigung, auch nicht die kleinste, wird vergessen werden, besonders wenn sie denen gilt, die in Schmerz, Einsamkeit und Not sind“ (DT 4).
  2. Am Horizont der Offenbarung. „Hier geht es nicht um Wohltätigkeit, sondern um Offenbarung: Der Kontakt mit denen, die keine Macht und kein Ansehen haben, ist eine grundlegende Form der Begegnung mit dem Herrn der Geschichte.“ (DT 5).
  3. Das Herz Gottes. „Wenn wir also den Schrei der Armen hören, sind wir aufgerufen, mit dem Herzen Gottes zu fühlen, der sich um die Nöte seiner Kinder und besonders der Bedürftigsten kümmert“ (DT 8).
  4. Viele Formen der Armut. „Es gibt nämlich viele Formen der Armut: die derjenigen, denen es materiell am Lebensnotwendigen fehlt, die Armut derer, die sozial ausgegrenzt sind und keine Mittel haben, um ihrer Würde und ihren Fähigkeiten Ausdruck zu verleihen, die moralische und geistliche Armut, die kulturelle Armut, die Armut derjenigen, die sich in einer Situation persönlicher oder sozialer Schwäche oder Fragilität befinden, die Armut derer, die keine Rechte, keinen Raum und keine Freiheit haben“ (DT 9).
  5. Kultureller Wandel. „Mit dem konkreten Engagement für die Armen muss auch ein Mentalitätswandel einhergehen, der sich auf kultureller Ebene bemerkbar macht. Die Illusion, dass ein Leben in Wohlstand glücklich macht, führt viele Menschen nämlich zu einer Lebenseinstellung, die auf Ansammlung von Reichtum und sozialen Erfolg um jeden Preis ausgerichtet ist, auch wenn dies auf Kosten anderer geschieht und man dabei von ungerechten gesellschaftlichen Idealen bzw. politisch-wirtschaftlichen Verhältnissen profitiert, die die Stärkeren begünstigen“ (DT 11).
  6. Im Geiste des Evangeliums. „Die Tatsache, dass praktizierte Nächstenliebe verachtet oder lächerlich gemacht wird, als handle es sich um die Fixierung einiger weniger und nicht um den glühenden Kern der kirchlichen Sendung, bringt mich zu der Überzeugung, dass wir das Evangelium immer wieder neu lesen müssen, um nicht Gefahr zu laufen, dass eine weltliche Gesinnung an seine Stelle tritt“ (DT 15).
  7. Eine entschiedene Option für die Schwächsten. „Diese ‚Präferenz‘ (für die Armen) stellt niemals eine Ausgrenzung oder Diskriminierung anderer Gruppen dar, was bei Gott unmöglich wäre. Sie soll vielmehr das Handeln Gottes betonen, der voller Mitgefühl für die Armut und die Schwäche der ganzen Menschheit ist: Indem er ein Reich der Gerechtigkeit, der Geschwisterlichkeit und der Solidarität errichten will, trägt er insbesondere diejenigen im Herzen, die diskriminiert und unterdrückt werden, und er fordert auch von uns, seiner Kirche, eine entschiedene und radikale Parteinahme für die Schwächsten“ (DT 16).
  8. Spiegelbild der göttlichen Nächstenliebe. „Auch in den Fällen, in denen es sich nicht um explizite Gottesbeziehung handelt, so lehrt uns der Herr selbst, ist jeder Akt der Nächstenliebe in gewisser Weise ein Widerschein der Gottesliebe: ‚Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan‘ (Mt 25,40)“ (DT 26).
  9. Großzügigkeit – ein Gut für den, der sie praktiziert. „Allen von uns, die zu selbstlosen, uneigennützigen Gesten wenig Neigung verspüren, zeigt das Wort Gottes, dass Großzügigkeit gegenüber den Armen für diejenigen, die sie üben, ein wahres Gut ist: Denn wenn wir so handeln, werden wir von Gott in besonderer Weise geliebt“ (DT 33).
  10. Privilegierter Zugang zu Gott. „Seit den ersten Jahrhunderten erkannten die Kirchenväter in den Armen einen vorzüglichen Weg zu Gott, eine besondere Möglichkeit, ihm zu begegnen. Die Nächstenliebe gegenüber den Bedürftigen wurde nicht als einfache moralische Tugend verstanden, sondern als konkreter Ausdruck des Glaubens an das fleischgewordene Wort“ (DT 39).
  11. An der Seite der Kranken. „Die christliche Nähe zu den Kranken zeigt, dass die Erlösung nicht eine abstrakte Idee ist, sondern konkretes Handeln“ (DT 52).
  12. Die menschliche Arbeit. „Johannes Paul II. bekräftigt in der Enzyklika Laborem exercens, dass ,die menschliche Arbeit ein Schlüssel und wohl der wesentliche Schlüssel in der gesamten sozialen Frage ist‘“ (DT 87).
  13. Die Kraft der Nächstenliebe. „Die Liebe ist eine Kraft, die die Wirklichkeit verändert, eine echte geschichtsverändernde Kraft. Aus dieser Quelle muss sich alles Bemühen, ‚die strukturellen Ursachen der Armut zu beheben‘ und dies unverzüglich anzugehen, speisen.“ (DT 91).
  14. Ein wirksames Zeugnis. „Die Sorge um die Reinheit der Lehre geht nicht ohne die Bemühung, durch ein integrales theologales Leben die Antwort eines wirksamen Zeugnisses des Dienstes am Nächsten, besonders aber am Armen und Unterdrückten, zu geben“ (DT 98).
  15. Uns von den Armen evangelisieren lassen. „So gesehen ergibt sich klar die Notwendigkeit, ‚dass wir alle uns von [den Armen] evangelisieren lassen‘ und dass wir alle ‚die geheimnisvolle Weisheit [an]nehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will‘. Die Armen sind in äußerst unsicheren Verhältnissen aufgewachsen, haben gelernt, unter widrigsten Umständen zu überleben, sie vertrauen auf Gott in der Gewissheit, dass niemand sonst sie ernst nimmt, sie helfen sich gegenseitig in den dunkelsten Stunden und haben auf diese Weise vieles gelernt, was sie im Geheimnis ihres Herzens bewahren. Diejenigen unter uns, die keine solchen Grenzerfahrungen in ihrem Leben gemacht haben, können sicherlich viel aus jener Quelle der Weisheit schöpfen, die die Erfahrung der Armen darstellt“ (DT 102).
  16. Weg der kirchlichen Erneuerung. „Jede kirchliche Erneuerung hat denn auch immer diese vorrangige Aufmerksamkeit für die Armen, die sich sowohl in ihren Beweggründen als auch in ihrem Stil von der Tätigkeit jeder anderen humanitären Organisation unterscheidet, zu ihren Prioritäten gezählt” (DT 103).
  17. Stille Lehrer der Demut. „Nicht selten macht Wohlstand blind, so dass wir bisweilen sogar meinen, wir könnten nur dann glücklich werden, wenn wir ohne die anderen auskommen. In dieser Hinsicht können die Armen für uns wie stille Lehrer sein, die unseren Stolz und unsere Arroganz in die richtige Demut zurückführen“ (DT 108).
  18. Ein solidarisches Herz. „Das Herz der Kirche ist ihrem Wesen gemäß solidarisch mit denen, die arm, ausgegrenzt und an den Rand gedrängt sind, mit denen, die als „Abfall“ der Gesellschaft betrachtet werden. Die Armen gehören zur Mitte der Kirche, denn ‚aus unserem Glauben an Christus, der arm geworden und den Armen und Ausgeschlossenen immer nahe ist, ergibt sich die Sorge um die ganzheitliche Entwicklung der am stärksten vernachlässigten Mitglieder der Gesellschaft‘. Im Herzen eines jeden Gläubigen gibt es das Bedürfnis, ‚auf diesen Ruf zu hören, [der] aus der Befreiung selbst folgt, die die Gnade in jedem von uns wirkt, und deshalb handelt es sich nicht um einen Auftrag, der nur einigen vorbehalten ist‘“ (DT 111).
  19. Die mangelnde geistliche Zuwendung. „Wir sprechen nicht nur von Hilfe und vom notwendigen Einsatz für Gerechtigkeit. Die Gläubigen müssen sich einer weiteren Form der Inkonsequenz gegenüber den Armen bewusstwerden. In Wahrheit ist ‚die schlimmste Diskriminierung, unter der die Armen leiden, der Mangel an geistlicher Zuwendung […] Die vorrangige Option für die Armen muss sich hauptsächlich in einer außerordentlichen und vorrangigen religiösen Zuwendung zeigen“ (DT 114).
  20. Almosen als Begegnung. „Es ist angebracht, noch ein Wort über die Almosengabe zu sagen, die heute keinen guten Ruf genießt, oft nicht einmal unter Gläubigen. Sie wird nicht nur selten praktiziert, sondern manchmal sogar geringgeschätzt. Einerseits betone ich noch einmal, dass die wichtigste Hilfe für einen armen Menschen darin besteht, ihm zu einer guten Arbeit zu verhelfen, damit er sich durch die Entfaltung seiner Fähigkeiten und durch seinen persönlichen Einsatz ein Leben verdienen kann, das seiner Würde besser entspricht. Tatsächlich ist ‚Arbeitslosigkeit […] viel mehr als das Versiegen einer Einkommensquelle für den Lebensunterhalt. Die Arbeit ist auch das, aber sie ist noch viel, viel mehr. Durch die Arbeit werden wir mehr zur Person, gedeiht unsere Menschlichkeit. Junge Menschen werden nur durch die Arbeit erwachsen. Die Soziallehre der Kirche hat die menschliche Arbeit stets als eine Teilhabe an der Schöpfung betrachtet, die täglich fortgesetzt wird, auch durch die Hände, den Verstand und das Herz der Arbeiter.‘ Andererseits dürfen wir uns, wenn eine solche konkrete Möglichkeit noch nicht besteht, nicht auf das Risiko einlassen, einen Menschen ohne das Nötigste für ein würdiges Leben seinem Schicksal zu überlassen. Deshalb bleibt die Almosengabe eine notwendige Gelegenheit der Berührung, der Begegnung und der Empathie” (DT 115).