„Der 14. Februar ist ein großer Festtag“

Der 14. Februar ist Jubiläumstag für die Frauen und Priester im Opus Dei, die die Gründung ihrer jeweiligen Abteilung feiern.

Der 14. Februar ist ein doppelter Jubiläumstag im Opus Dei: Im Jahre 1930 erweiterte der heilige Josefmaria seine Gründung um eine weibliche Abteilung, 1943 wurde die mit dem Opus Dei verbundene Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz gegründet. Pfarrer Daniel Sluminsky, Mitglied der Priestergesellschaft, und die Supernumerarierin Dr. Alla Kovalenko geben ihre persönliche Sicht auf den Gedenktag und ihre Berufung zum Opus Dei.

Alla und Daniel, Ihr beide feiert am 14. Februar den Geburtstag Eurer Abteilungen im Opus Dei. Was bedeutet dieser Tag für Euch?
Kovalenko
: Der Tag hat für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen, seitdem ich das Opus Dei kenne. Früher war der 14. Februar für mich Valentinstag, dann natürlich auch der Gedenktag der heiligen Cyrill und Methodius, der Patrone meiner Heimatdiözese in der Ukraine. Nun feiere ich am 14. Februar die Gemeinschaft mit meinen Schwestern im Opus Dei und bete zugleich ganz besonders für die Ukraine.
Sluminsky: Der 14. Februar rückt für mich gegenüber dem 26. Juni, dem Todestag des heiligen Josefmaria, oder dem 2. Oktober, als das Opus Dei als solches gegründet wurde, manchmal in den Hintergrund. Da fühle ich mich manchmal wie der Ehemann, der den Geburtstag seiner Frau vergisst (lacht). Aber es ist für mich vollkommen eindeutig: Die Priestergesellschaft ist mein geistliches und familiäres Zuhause, insofern ist der 14. Februar ein großer Festtag.

Wie beschreibt Ihr Euch selbst? Angehörige des Opus Dei oder seiner Abteilungen?
Sluminsky
: Ich stelle mich immer als Priester des Erzbistums Köln und Assoziierter des Opus Dei vor. Das Opus Dei und mit ihm die Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz ist Familie und Gebetsgemeinschaft zugleich. Viele meiner Mitbrüder verstehen diese Doppelfunktion nicht direkt. Dann sage ich immer, dass ich analog hierzu meine Blutsfamilie habe, der Erzbischof von Köln aber immer mein Chef bleibt.
Kovalenko
: Ich bin Supernumerarierin des Opus Dei. Mein Stolz auf meine Berufung erklärt sich auch dadurch, dass wir unter allen Mitgliedern des Werkes – Frauen und Männer, Zölibatäre und Verheiratete – die mit Abstand größte Gruppe stellen. Die Bildung wird zwar getrennt erteilt, aber zugleich gibt es immer wieder Gelegenheiten, zu denen die ganze Familie zusammenkommt. Genau so habe ich es in meiner Studienzeit in Rom an der Universität Santa Croce des Opus Dei erlebt: Frauen und Männer, Priester und Laien fanden dort in einem fruchtbaren und apostolischen Umfeld zusammen.

Wo seht Ihr die Vorteile der Trennung der einzelnen Abteilungen?
Kovalenko
: Die Bedürfnisse der Geschlechter und die damit verbundenen Lebensthemen unterscheiden sich grundlegend. Den Umgang mit meinem Mann und meinen Kindern beispielsweise möchte ich lieber mit einer Frau besprechen. Auch der Zugang zum Glauben ist meines Erachtens verschieden: Frauen schauen anders auf das Evangelium und nehmen zum Beispiel eher die Nachfolge durch die Frauen im Evangelium wahr als durch die Männer.
Sluminsky
: In meiner Identität als Priester erhalte ich regelmäßige Stärkung durch die Bildungsangebote der Priestergesellschaft. Hier werden die Fragen nach Wesen und Aufgaben des Priesters gestellt, es ist sehr theologisch. Doch zugleich ist das Opus Dei in Gänze der einzige Ort für mich, wo mir die Realität der Familien und die Zusammenhänge mit den säkularen Themenstellungen dargelegt werden. Ein Priesterleben besteht eben nicht nur aus Theologie, Predigten und Sakramenten, sondern auch aus Haushaltsführung, Finanzen oder Sport – allesamt Aufgaben, die mich näher zu Christus führen können.

Was erfahrt beziehungsweise bekommt Ihr im Opus Dei, was die Pfarreien nicht bieten können?
Kovalenko: Das Opus Dei hat mir meine Rolle in der Kirche gezeigt. Erst jetzt weiß ich, dass ich als Mutter, Ehefrau und Berufstätige zur Heiligkeit berufen bin – und welche Mittel ich anwenden kann, um dieses Ziel zu erreichen. Diese sehr spezifische und persönliche Form der Bildung kann eine Pfarrei meines Erachtens nicht leisten, sie ist allgemeiner aufgestellt. Die erhaltene Bildung investiere ich aber auch direkt wieder in die Pfarrei: Im Opus Dei werde ich hierzu regelmäßig motiviert, so entsteht eine schöne Wechselwirkung.
Sluminsky
: Viele Mitglieder von Pfarreien wissen heute nicht, welche Würde sie als getaufte Christen aufweisen. Entsprechend gering ausgeprägt ist ihr Initiativgeist. Das ist überhaupt nicht als Vorwurf zu verstehen, aber ich genieße als Mitglied des Opus Dei das Privileg der Bildung, die mich immer wieder anschubst, mich zu bewegen und für die Menschen Angebote zu schaffen. Durch diese Angebote können sie ihren Glauben neu entdecken oder vertiefen – sie werden somit von Konsumenten zu Produzenten.

Um was genau geht es bei der nun bereits mehrfach erwähnten Bildung?
Sluminsky: Der Gründer des Opus Dei, der heilige Josefmaria, war der erste, der ein Leben der Heiligkeit inmitten der tagtäglichen Beschäftigungen verkündete. Alles, was uns banal erscheinen mag, ist seiner Verkündigung nach eine Gelegenheit zur Gottesbegegnung – eine geniale Botschaft. Zugleich lerne ich im Opus Dei, mein Priestersein richtig zu verstehen: Ich bin Diener für die Gläubigen, nicht ihr Vorgesetzter. Gerne bemühe ich hierzu ein Bild aus dem Sport: Die Laien sind die Boxer im Ring, der Priester steht als Coach mit dem Handtuch im Hintergrund, gibt Tipps und feuert an.
Kovalenko
: Als Kind habe ich in meiner Pfarrei Katechismusunterricht durch Ordensschwestern erhalten. Priester brauchen eben Unterstützung in ihrer Verkündigungsarbeit, erst recht heute, wo in Westeuropa ihre Zahl sinkt. Diese Aufgabe können ausschließlich gut gebildete Laien übernehmen. Ein Laie, der anderen den katholischen Glauben erklären soll, selbst aber nicht gut informiert ist, kann Schaden anrichten. Erst im Opus Dei wurde mir bewusst, dass sich die Enzykliken, also die Lehrschreiben der Päpste, auch an Laien wenden. Nach und nach wurde mir also meine Verantwortung bewusst, Bildung zu empfangen und sie weiterzugeben. So leiste ich einen konkreten Beitrag für das Wachstum der Kirche – außerhalb des Kirchengebäudes, ohne Priester und auf meine eigene Verantwortung. Das weiß ich sehr zu schätzen und für diese Erkenntnis bin ich dem Opus Dei sehr dankbar.

Was bedeutet der familiäre Charakter des Werkes für Euch, sei es unter priesterlichen Mitbrüdern oder unter Frauen?
Sluminsy
: Wir Priester benötigen diese permanente Bewusstmachung der Größe unserer Identität. So stärken wir uns gegenseitig und widmen uns dann wieder unseren Aufgaben in den Gemeinden. Priester müssen sichtbar und verfügbar sein. So fungieren wir als stabile Brücke für die Menschen hin zu Jesus. Zahlreiche Bischöfe bestärken in diesem Sinn ihre Priester: Sie rufen dazu auf, sich eine Gemeinschaft zu suchen und der Vereinsamung somit vorzubeugen.
Kovalenko
: Frauen verstehen Frauen besser, das nehme ich sehr deutlich wahr. Wir haben den Blick für das Detail, können zuhören und wissen viel um den Gemütszustand der Menschen um uns herum. Ich freue mich, dass mir meine Schwestern im Opus Dei dabei helfen, diese spezifisch weiblichen Talente zum Wohle aller zu entfalten.

Was wünscht Ihr Euch für das Opus Dei in den kommenden Jahren mit Blick auf das 100-Jahr-Jubiläum ab 2028?
Sluminsky
: Ich wünsche mir sehr, dass unsere Arbeit – von Männern, Frauen, Priestern, Verheirateten, Zölibatären – besser verstanden wird. Wir sind mehr als Menschen mit einem Job, die nebenbei auch noch ein bisschen fromm sind. Die Botschaft der Heiligung aller Lebensumstände ist großartig, wir müssen sie allerdings noch besser erklären und in die Breite tragen. So können wir den Pfarreien und Familien auch noch besser zur Seite stehen.
Kovalenko
: Eine engere Zusammenarbeit mit anderen Institutionen der Kirche wäre etwas Schönes. Es gibt viele großartige Gemeinschaften innerhalb der Kirche, die mit ihrer jeweils eigenen Spiritualität im Schulterschluss sehr viele Menschen mehr erreichen können. So können auch wir mit unserer spezifisch säkularen Botschaft unser Profil in der Kirche schärfen.