Tagesevangelium am Fest der Heiligen Familie: Einstimmig den Willen Gottes annehmen

Kommentar zum Sonntag in der Weihnachtsoktav (Jahr C). „Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel“ (Mt 2,21). Die Heilige Familie gibt eine „einstimmige Antwort“ auf den Willen des Vaters, sie ist ein Beispiel für Fügsamkeit. Jeden Tag hat auch jeder von uns die Möglichkeit, Gottes Willen für sich und seine Familie anzunehmen.

Evangelium (Lk 2,41-52)

Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.

Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm.

Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.

Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.

Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte.

Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.


Kommentar

Heute feiern wir in der Kirche das Fest der Heiligen Familie. Wie wunderbar, dass Gott mitten in einer Familie Mensch werden wollte!

Wir sind nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen. Gott hatte einen Plan, als er uns eine menschliche Natur gab und wollte, dass wir ihm ähnlich sind. Es ist also kein Zufall, dass der Mensch eine Familie braucht.

Von Jesus wissen wir, dass Gott Familie ist. Nicht, dass er nur wie eine Familie ist, sondern dass Gott in sich selbst die Familie schlechthin ist. Es sind die Familien auf Erden, die Gottes Familie-Sein nachahmen. Gott ist einer, und er ist dreifaltig. Gott der Vater zeugt den Sohn. Und als Frucht der Liebe zwischen Vater und Sohn geht der Heilige Geist hervor. Das ist das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit, das Christus den Menschen offenbart hat. Deshalb gibt es in Gott Vaterschaft, Kindschaft und bedingungslose Liebe. Das sind die fundamentalen Elemente einer Familie.

Gott schuf uns nach seinem Bild und Gleichnis. Gott hatte einen Plan, als er uns eine menschliche Natur gab, er wollte, dass wir ihm ähnlich sind. So wollte er auch, dass der Mensch eine Familie braucht.

Der britische Schriftsteller Gilbert K. Chesterton sagte, dass wir eine unberechenbare Welt betreten, wenn wir in eine Familie eintreten. Eine Welt, die wir nicht selbst geschaffen haben, ein wahres Märchen, in dem das größte Abenteuer darin besteht, geboren zu werden. Die Familie ist der Ort, an dem man einfach deshalb geliebt wird, weil man Teil von ihr ist, und zwar unabhängig davon, was man tut, leistet oder ob man irgendwelche besonderen Eigenschaften hat. Eltern lieben ihre Kinder, weil sie ihre Kinder sind. Eine Mutter oder ein Vater tut alles für das eigene Kind, sie lieben es bedingungslos.

Und wenn dies schon für jede normale Familie gilt, wie viel mehr dann für die Heilige Familie von Nazareth! Denken wir einen Moment darüber nach, was Jesu Familie ausmacht.

Betrachten wir zunächst Marias Fügsamkeit gegenüber den Plänen Gottes. Der Heilige Geist bittet sie, die Mutter des Messias zu werden, und sie zögert nicht einen Moment, sich auf seinen Ruf hin zu seiner „Magd“ zu machen. Papst Franziskus hat in einer Ansprache darauf hingewiesen, dass Jesus die Größe seiner Mutter preist, und zwar „nicht so sehr wegen ihrer Rolle als Mutter, sondern für ihren Gehorsam zu Gott“1. Maria steht Gott immer zur Verfügung, sie betet, denkt nach und gibt Ihm die Ehre.

Auch Josef zeichnet sich durch seinen Gehorsam gegenüber Gottes Plänen aus. Wie erstaunlich ist es doch, dass von Josef kein einziges Wort im Evangelium überliefert ist. Doch zögert er nie, Gottes Aufträgen Folge zu leisten. Er vertraut Gott vollkommen. Er spricht nicht, sondern handelt und rettet damit seine Familie. Sie mussten ihr eigenes Land verlassen und in ein fremdes Land fliehen.

Und was können wir über den Gehorsam Jesu sagen? „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34) oder im Garten am Ölberg: „Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille“ (Mt 26,42). Jesus ist das Beispiel für ein Leben, das aus Liebe gegeben wurde, für einen vollkommenen Gehorsam gegenüber Gott.

Die Heilige Familie von Nazareth ist, so Papst Franziskus, „eine einstimmige Antwort auf den Willen des Vaters“. Das ist eine der Kernaussagen dieses Evangeliums: Der Mensch erlangt das Glück, indem er den Willen Gottes tut. Man wird nicht glücklich, wenn man seine eigenen Pläne verwirklicht, so großartig sie auch sein mögen. Gottes Pläne sind immer noch viel größer. Er lehrt uns, dass wir durch die Erfüllung seines Willens das wahre Glück erreichen können, trotz aller Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellen werden. Jeder Tag bietet uns die Gelegenheit, Gottes Pläne für unser Leben zu verwirklichen.

Der heutige Tag bietet sich an, um für unsere Familie und alle Familien zu beten, die Leid, Not oder Verfolgung erleiden. Wir wollen Gott um seinen Schutz anflehen. Dabei dürfen wir uns bewusst sein, dass es nicht darum geht, in diesem Leben nicht zu leiden oder keine Schwierigkeiten zu haben. Diese werden uns immer begleiten. Wie viel Glück hat Gott aber für uns bereitet, wenn wir seinen Willen für uns und unsere Familie annehmen. Die Heilige Familie wird uns ein Beispiel des Gehorsams sein und uns dabei helfen.

1 Papst Franziskus, Ansprache beim Angelus zum Fest der Heiligen Familie, 29.12.2019

Pablo Erdozain // Kira Yan - Canva Pro