Was die frisch restaurierte Wasseruhr im Park der Villa Borghese mit dem Opus Dei zu tun hat

Lehrlinge und Meister des Centro Elis haben sich in diese Wasseruhr verliebt und verhelfen ihr zu neuem Leben. Roms sozialistischer Bürgermeister Veltroni freut sich bei der Einweihung über „eine Umwelt, in der reichlich Zeit bleibt für uns selbst, für den Umgang miteinander und für eine Lebensart, die offener für Begegnungen ist“.

Rom. Die alte Wasseruhr im weitläufigen Park der Villa Borghese strahlt nicht die Würde klassischer Altertümer aus. Sie entstammt der Zeit, da die Eisenarchitektur eine neue Eleganz im Dienst der Technik und der Maschine schuf. Manche unserer Bahnhöfe zeugen davon. Es heißt, die Uhr sei in der Pariser Weltausstellung 1867 bewundert worden. Danach kam der „orologio del Pincio“ in den Garten der Villa Borghese. Leider aber stand die Uhr seit langem still und die Schäden schienen irreparabel.

Nun funktioniert sie wieder!

Am  Fest Peter und Paul weihte sie Roms roter Oberbürgermeister Walter Veltroni feierlich ein.

Da mag sich der Leser fragen, wieso kommt dieses Ereignis mit lokalem Kolorit in die Zeitung? Nein, es geht nicht um längst verschollenes Geheimwissen, wie man den „orologio del Pincio“ repariert. Denn mit ein paar hundert Stunden ehrenamtlicher solider Handwerkerarbeit geht´s auch.

Aber die, die sich das vorgenommen haben, waren Lehrlinge und Meister der Ausbildungsgänge für Uhrmacherei, Mechanik und Schmiedearbeit im Centro ELIS. ELIS steht für Educazione, Lavoro, Istruzione, Sport, also  für Erziehung, Arbeit, Bildung, Sport. So nennt sich ein Berufsbildungszentrum im römischen sozialen Brennpunkt Tiburtino. Der selige Papst Johannes XXIII. hatte die Gründung dem Opus Dei anvertraut, eröffnet wurde ELIS im Jahre 1965 durch Paul VI. in Anwesenheit des hl. Josefmaria.

Beim Empfang zur Übergabe der restaurierten Wasseruhr an die Gemeinde Rom gab Professor Michele Crudele, der den Gesamtkomplex ELIS leitet, vor Journalisten und Gästen einige Zahlen bekannt: Man habe elf Monate lang an der Werkbank gearbeitet und 82 Metallstücke wiederhergestellt oder neu geschaffen. Vier Meister und viele Lehrlinge wären gut 18 Monate mit dem Projekt beschäftigt gewesen. Außerdem will man von nun an kostenlos für die laufende Instandhaltung sorgen. Fazit des ELIS-Chefs: Zum einen sei er glücklich über den pädagogischen Erfolg der gelungenen Arbeit. Dann aber könne jetzt die Stadt Rom die Gelder, die durch diese freiwillige Leistung gespart werden konnten, in Altersheime und Kindergärten stecken, „so dass unser soziales Engagement von den Ältesten bis zu den Kleinsten reicht.“

Ermahnung zum richtigen Umgang mit dem Leben

Der Oberbürgermeister Roms, Walter Veltroni, freute sich beim Enthüllen der Uhr und der an das Werk erinnernden Tafel: „Wir haben euch eines der Juwele unserer Stadt überlassen und ihr habt es uns wiederhergestellt zurückgegeben.“ Der Anlass der Feier (eine Uhr, ein Gerät zur Messung der Zeit) habe ihn an ein afrikanisches Sprichwort erinnert, das er als Ermahnung zum richtigen Umgang mit dem Leben versteht. „Ein Afrikaner sieht die Leute bei uns rastlos hin und her rennen und merkt an: ‚Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit’. Als diese Uhr gebaut wurde gab es noch Zeit. Und vielleicht gelingt es, in eine Umwelt zurückzufinden, in der neben der Zählung der dahinfliessenden Minuten reichlich Zeit bleibt für uns selbst, für den Umgang miteinander und für eine Lebensart, die offener für Begegnungen ist. Wenn diese Uhr uns dazu anregt, verdienen auch dafür die Schüler und Lehrer von ELIS unseren Dank.“

von Josef Arquer