Rund die Hälfte der Mitglieder des Opus Dei sind Frauen

Rund die Hälfte der Mitglieder der Personalprälatur, deren Gründer am 6. Oktober heilig gesprochen wird, sind Frauen. Drei von ihnen erläuterten gegenüber der Schweizerischen Pressagentur Kipa die Gründe ihrer Mitgliedschaft beim Werk. Sie wollen nicht nur Lernende sein, sondern auch ihren Glauben weiter vermitteln.

Von Georges Scherrer / Kipa Eine solide Bildung und die Möglichkeit, den eigenen Glauben überzeugend leben zu können: Das schätzen Frauen am Opus Dei. Drei von ihnen erläuterten gegenüber der Pressagentur Kipa die Gründe ihrer Mitgliedschaft beim Werk.

Rund die Hälfte der Mitglieder der Personalprälatur, deren Gründer am 6. Oktober heilig gesprochen wird, sind Frauen – auch in der Schweiz. Die Frauen verstehen die Glaubensbildung als ein nehmen und geben. Sie wollen nicht nur Lernende sein, sondern auch ihren Glauben weiter vermitteln.

Nach dem Tod des Opus-Dei-Gründers Josemaria Escrivá de Balaguer wurde so viel Schlechtes über sein Werk geschrieben, „dass ich mich entschlossen habe, mich näher damit zu befassen“, sagt Heidi Geissmann aus Hombrechtikon ZH. „Wenn etwas so schlecht gemacht wird, dann muss sicher etwas Gutes daran sein“, sagte sich die Frau damals. Heute ist sie Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 16 und 28 Jahren, und für die Beschreibung der Personalprälatur Opus Dei findet sie nur ein Wort: „Grandios“.

Über das Werk habe sie den Weg zu Gott gefunden. Sie habe dabei Opfer bringen müssen. Als Mutter von vier Kindern sei es nicht immer einfach gewesen, den täglichen Kirchgang und die Kindererziehung unter einen Hut zu bringen. Aber der bald heilig gesprochene Escrivá ist ihr ein Beispiel: sein Glaube, sein Kampf für sein Werk und seine Demut.

Demut will nicht heissen: Unterwürfigkeit. Die Mutter von vier Kindern wirkt im Gespräch wortgewaltig und selbstsicher. Diesen Zug hat ihr Mann an ihrer Person ebenfalls schon herausgestrichen. Woher diese Sicherheit? Im Opus Die habe sie die Gotteskindschaft gelernt. „Der Herrgott ist unser Vater. Er heiligt uns durch unsere Arbeit“, erklärt die Frau theologisch geschliffen. Heidi Geissmann sagt heute von sich: Ich lebe und glaube genauso wie meine Grossmutter, die elf Kinder hatte.

Freude und Orientierung

Was sie am Opus Die unter anderem schätzt, ist dessen Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten zur Glaubensvertiefung. Das Werk stelle auch Priester für die Beichte zur Verfügung. Geissmann: „Wenn die Menschen heute sehen würden, was für ein Geschenk wir in der Beichte haben, würde die Welt anders aussehen.“ Das Werk vermittle ihr nicht nur Freude am Leben, sondern auch Orientierung. Die Kinder werden das Haus verlassen und „dann brauche ich einen neuen Sinn“.

Am Opus Dei hat sie von Anfang an beeindruckt, dass seine Mitglieder „wirklich das zu leben suchen, was sie sagen.“ Heidi Geissmann will diesem Beispiel folgen und ihren Glauben konsequent leben, um ihren Kindern ein überzeugendes Beispiel zu sein. Wenn diese einmal den Haushalt verlassen, will sich die Mutter vermehrt für das Opus Dei engagieren. Sie besucht in Zürich Kurse der Prälatur und arbeitet bereits in der Glaubensunterweisung für andere Frauen.

„Kohärent und zeitgemäss“

Heidi Geissmann ist eine der 250 Personen, die sich in der Schweiz mündlich zu Mitgliedschaft in der Personalprälatur verpflichtet haben. Sie ist eine so genannte „Supernumerarierin“. Im Gegensatz zu diesen haben sich dir „Numerarier(innen)“ für die Ehelosigkeit entschieden (nicht zu verwechseln mit einem Gelübde), um permanent für die Bildungs- und Seelsorgetätigkeit des Opus Dei verfügbar zu sein. Letztere stellen rund dreissig Prozent der Mitglieder. Ein Bruchteil von ihnen sind Priester, die in der Schweiz zur Zeit noch vier Prozent, weltweit jedoch nur zwei Prozent der insgesamt 85.000 Mitglieder (Stand 2001) des Opus Dei ausmachen.

Zu den Numerarier gehört auch Sophie Mégevand in Freiburg (Schweiz). Sie fand als 16-Jährige über eine Bekannte zur Prälatur. Bei ihrer ersten Begegnung mit Mitgliedern des Opus Dei habe sie gemerkt, dass diese ihren Glauben „kohärent und zeitgemäss“ lebten. Deren Glaube sei mit „Inhalt“ gefüllt gewesen. „Das habe ich in der Kirche, der ich während meiner Jugend in Genf begegnete, nicht gefunden“, sagt die heute 44-Jährige. Sie teilt nun mit anderen Opus-Dei-Frauen eine Wohnung. Sie arbeitet als Bibliothekarin. Die übrige Zeit wendet sie für ihre „Familie“ auf, das Opus Dei.

Fundament für Entscheide

Den Inhalt für ihren Glauben findet sie durch das Studium der Lehre der Kirche. Das Opus Dei garantiere die Weiterbildung, unterstreicht Sophie Mégevand. Es gehe darum zu erkennen, was Glaube ist und was ihm entspricht. Wichtig sei es, sich auch mit den Schriften des Papstes zu befassen. Viele Menschen seien heute orientierungslos, hätten Mühe sich zu entscheiden. Diese Bildung führe dazu, „dass wir unsere Entscheide auf ein solides Fundament stellen können“. Der Entscheid selber könne aber nicht delegiert werden. Jeder sei für sein Handeln eigenverantwortlich. In ihrem Berufsleben und in den Gesprächen mit Bekannten und Berufskollegen suche sie immer den ethischen Richtlinien des Christentums zu folgen.

Konservativ? „Ja, wenn man konservativ als Einheit mit dem Papst auslegt. Das will aber nicht heissen, wenn ich den Katechismus studiert habe, ist es damit getan. Wir setzen uns mit den modernen Fragen auseinander. Ich sehe mich darum nicht als konservativ, sondern als eine Person, die sich mit der Aktualität auseinandersetzt.“

Den Glauben auf tausendundeine Art leben

Das tägliche Gebet sei unverzichtbar, um den Glauben umzusetzen. Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Der Glaube manifestiert sich für die modern und elegant gekleidete Sophie Mégevand eher als eine innere Haltung, denn durch äussere Zeichen. Darum kann sie auch damit leben, dass in der Räumen der Universität Freiburg, wo sie arbeitet, keine Kruzifixe mehr hängen, was „für eine katholische Universität aber erstaunlich ist“.

Warum das Opus Dei und nicht eine andere katholische Gemeinschaft? Das Opus Dei ist ihr Leben, sie folge dem Ruf Gottes. „Und für mich ist es schön, dass man den christlichen Glauben auf tausendundeine Art leben kann und somit verschiedene Wege zum gleichen Ziel führen“, antwortet Mégevand. Was unterscheidet den bald heilig gesprochenen Escrivá vom Heiligen Franziskus? „Es gibt insofern keinen Unterschied zwischen ihnen, als sie beide die Heiligkeit erreicht haben – nur über verschiedene Wege.“ Auch ihre eigene Aufgabe sei es, durch ihr Beispiel im täglichen Leben zur Verbreitung des Glaubens beizutragen.

Eigenständige Frauengemeinschaften

Warum das Opus Dei und nicht eine andere Gemeinschaft? Diese Frage geht auch an Valeria Casanova in Zürich. Ihrer Ansicht nach haben viele offene Kongregationen heute ihre Aufgabe erfüllt. Geschlossene Klöster dagegen finden ihre Berufung nach wie vor in der Anbetung.

Die heute 46-jährige Hauswirtschaftslehrerin hatte als 16-Jährige ihren ersten Kontakt zum Werk. Damals wurde sie zu einem Anlass eingeladen. Die Atmosphäre empfand sie als „edel“. Heute sagt sie: „Es war die Angel, mit der mich Gott gefischt hat.“ Auch sie nennt das Opus Dei ihre Familie. Auch sie lebt mit anderen Opus-Dei-Frauen in einer Gemeinschaft, und selbstbewusst stellt sie von vornherein klar: Die Frauen werden im Werk nicht von den Männern dominiert. Die Frauengemeinschaften haben eigene Leitungen. Für die geistliche Begleitung sind die Priester – in der Schweiz sind es zehn – zuständig. Auch für Valeria Casanova sind die Bildungsmöglichkeiten, welche die Prälatur bereithält, von grosser Wichtigkeit.

Das Opus Dei gebe ihr die Mittel, voll als Christin leben zu können. Das Christsein beschränke sich nicht auf den Kirchgang. Zur allenthalben gehörten Kritik am Werk meint sie: einerseits seien die Leute schlecht informiert und andererseits könnten viele Menschen nicht verstehen, dass Menschen in einem Gott geweihten Leben glücklich sein können – das habe mit der Glaubenskrise im Land zu tun. Viele Menschen würden nur materialistisch denken. Von Papst Johannes Paul II. sagt sie: „Er hat das asketische und das kontemplative Leben vereint, und darum hat er trotz seiner Krankheit so viel Kraft. Er ist für mich wie ein Vater.“

Katholische Internationale Presseagentur (KIPA)