Mit und ohne Kölsch

Klaus Klein-Schmeink ist Priester der Diözese Münster. Er war mit einer Gruppe Jugendlicher beim Weltjugendtag in Köln. Hier fasst er seine Eindrücke zusammen.

Überraschung ist auf den Gesichtern einiger ausländischer Pilger zu sehen, als bei der Eröffnungsmesse des Weltjugendtages im Kölner Rhein-Energie-Stadion die Gabenbereitung beginnt. Unter den Gaben, die Jugendliche Kardinal Meisner überreichen, ist auch ein kleines Fässchen „Kölsch“, als typisches Produkt der Region. Das Erstaunen wächst noch, als nach der Hl. Messe die große Party beginnt: im Stadion wird kein Kölsch ausgeschenkt. Es herrscht striktes Alkoholverbot. Wie geht das zusammen: Heilige Messe mit Kölsch, Fete ohne? Es geht zusammen. Es herrscht eine ausgelassene fröhliche Stimmung an diesem Dienstagabend. Die Mädchen und Jungen tanzen und singen, formieren Polonaisen oder Ringelrein zu den Klängen der Bläck Föös, eine Gruppe von Trommeln und Pauken bahnt sich den Weg von einem Ende des zur Tanzfläche umgebauten Spielfeldes zum anderen.

Es ist laut, der Rhythmus durchdringend, die Akustik der Arena tut ihr übriges. Es herrscht eine Bombenstimmung unter den jungen Menschen aus aller Welt. Alles ohne einen Tropfen Alkohol. Eine Stunde vorher, nachdem man das Faß Kölsch zum Altar gebracht hatte, während des Hochgebetes, genau das Gegenteil. Es ist still. Eine erstaunliche, angemessene Ruhe. Die Jugendlichen suchen beides: die fröhliche Feier und das Gebet. Die Eröffnungsfeier macht deutlich, dass die Weltjugendtreffen eben nicht nur Event sind, sondern mehr.

Mit Mut und Freude

Am Mittwochmorgen wird das noch deutlicher. In der Abteikirche St. Nikolaus, Brauweiler, hören mehrere hundert Jugendliche aus Deutschland und Österreich die Katechese des Hamburger Erzbischofs Werner Thissen. Es gelingt ihm, die Jungen und Mädchen zu motivieren, sich über die eigenen Lebens- und Glaubensfragen auszutauschen. In kleinen Gruppen. Die Gespräche sind durchweg ernsthaft. Kein albernes Kichern ist zu hören. Und auch hier während der Heiligen Messe herrscht Stille. Ungekünstelt. Nicht ein Handy klingelt. Am Ende der Messe ruft der Erzbischof die Jugendlichen auf, beide Flügel zu benutzen, den Glauben und den Verstand, damit sie in die höchsten Höhen vordringen können. Die junge Gemeinde bedankt sich mit langem Applaus. In der Sakristei, nach der Messe, wendet sich der Erzbischof an die Priester, die mit ihm diese Liturgie gefeiert haben: „Dass doch diese jungen Menschen den guten Weg weitergehen. Mit Mut und Freude. Und wir wollen sie begleiten.“ Als ich die Kirche verlasse, sehe ich Jugendliche beichten. Von draußen höre ich fröhliche Gesänge und lautes Lachen. Beides geht zusammen bei diesem Weltjugendtag.

Von Klaus Klein-Schmeink