Es geht im Leben nicht alles so glatt

Petra Herold war 35 Jahre, hatte Physik und Mathematik studiert, und mit ihrem protestantischen Mann vier Kinder. Vom eigenen katholischen Glauben war sie „etwas distanziert“, als sie in Forchheim bei Nürnberg ein Faltblatt in einer Kirche sah. – In einem Fernsehinterview für die italienische RAI berichtet sie, wie der hl. Josemaria ihr Leben verändert hat.

Wie haben sie den hl. Josemaria kennengelernt?

Mein Mann und ich hatten eine schwierige Zeit. Er hatte eine schwere Krankheit, eine Operation. Das beschäftigte uns sehr. Wir suchten nach dem Sinn, nach der Wahrheit und wir beschäftigten uns intensiver mit unserem Glauben. Da stieß ich in unserer Kirche auf einen Handzettel vom Informationsbüro des Opus Dei: "Den Alltag heiligen. Opus Dei kurzgefaßt." hieß dieser Zettel. Der hat mich von Anfang an fasziniert. Mir hat es gefallen, daß es da engagierte Christen gibt, die Wert auf eine gute religiöse Bildung gelegt haben und die in der Lage waren, apostolisch zu wirken.

Ich habe dann nach Köln an das Informationsbüro des Werkes geschrieben, bekam Antwort, Literaturempfehlungen, dieses Buch von Peter Berglar über den Gründer des Opus Dei. Das hat mich fasziniert. Ich hatte ein "Aha-Erlebnis" nach dem anderen. Ich habe endlich verstanden, worum es in der Kirche geht. Ich habe mich daraufhin noch intensiver mit dem hl. Josemaria beschäftigt, mit seinem Leben, mit seinen Schriften.

Welcher Aspekt seines Lebens, seiner Schriften hat sie besonders getroffen?

Ich war damals noch ziemlich distanziert zur Kirche. Als ich das Buch von Berglar las, da spürte ich die große Begeisterung des Gründers des Opus Dei für die Kirche. Er war so verliebt in die Kirche und das hat mich richtig angesteckt. Ich konnte dann auch aus ganzem Herzen "Ja" zur Kirche, ja zum Papst sagen. Das hat mich dann sehr getroffen

…und für Ihren Alltag?

Ganz stark hat sich in mir eingeprägt seine Forderung: Wir sollen Christen aus einem Guss sein. Das hat mich sehr geprägt. Ich war damals schon gespalten. Das religiöse Leben auf der einen Seite und der Alltag auf der anderen. Das waren für mich zwei Bereiche, zwischen denen es wenig Gemeinsamkeiten gab. Durch ihn (Josemaria) habe ich verstanden, wie man das zu einer Einheit zusammenbringen kann, wie man die Arbeit heiligen kann, wie man die Arbeit in Gebet verwandeln kann, das ist, daß es nicht darauf ankommt, welche Arbeit ich verrichte, ob sie eine besondere Bedeutung hat, sondern daß es darauf ankommt, wie ich die Arbeit tue, mit welcher Liebe, mit welcher Hingabe ich sie tue.

Da kommt es nicht so darauf an, ob die Arbeit von Erfolg gekrönt ist, sondern daß, wenn man diese Arbeit Gott geschenkt hat, dann es auch nicht so wichtig ist, wenn die Kinder nachher die Arbeit zuhause schnell zunichte machen - das Putzen etwa - dann war das doch nicht umsonst. Ich kann das eher jetzt zu einer Einheit zusammenfügen. Ich kann jetzt gelassener reagieren.

Was hat Ihnen geholfen, die Schönheit des Glaubens unmittelbarer, direkter zu begreifen?

Nun, ich habe mich anstecken lassen von der Liebe des hl. Josemaria Escrivá zu allen Dingen. Zu Jesus Christus, zur Muttergottes, zu der Arbeit, zu dem Nächsten. Das ist für mich schon eine neue Erfahrung gewesen, wie jemand alles lieben kann, auch das Widrige, das Leid, die unangenehmen Dinge, allem kann man wieder eine positive Seite abgewinnen.

Das klingt mir zu nett.

Doch! Es geht im Leben nicht alles so glatt. Es gibt so viel Dinge: Man hat sich das wunderbar vorgestellt: Das geht so und so. Man hat alles vorbereitet und es kommt so oft etwas dazwischen! Und... Ich muß oft sagen: Hinterher war ich froh, daß mal etwas dazwischengekommen ist! Und... Es war viel besser. Gott hat es viel besser gemacht, als wir Menschen uns das vorstellen und uns einbilden, das es so oder so laufen soll; ob es die Kinder sind oder ob es die Arbeit ist, auch im Apostolat.

Sie haben etwas Konkretes im Hinterkopf.

Ja, ich denke an meinen Mann, der evangelisch war und ich hatte mir das auch anderes vorgestellt, wie ich ihn missionieren könnte. Aber das geht nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe! Da muß man auf Gott vertrauen, ....und Ihm das in die Hände legen. Das geht nicht so leicht.

Rolf Herold: Du hast da mal einen Tipp bekommen von Dr. Par.

Ich bin ein etwas ungeduldiger Mensch und da geht mir manches nicht schnell genug. Ich sprach mit meinem Beichtvater darüber, was ich da machen könnte. Er hat mir immer wieder nur den einen Tipp gegeben: "Lieben sie ihren Mann aus ganzem Herzen!" Und jetzt sage ich immer noch: Er konnte mir keinen besseren Rat geben. Nur so kann man Menschen für Christus gewinnen.