„Ein Gott, der verzeiht: Das ist das Schönste!“

90 Erwachsene wurden in der Osternacht in Wien getauft. Auch Vivi, eine 36-jährige Wienerin, ist unter ihnen. Für sie spielten das Vorbild von Menschen, die selbst den Glauben leben, und die Entdeckung der Heiligen Schrift eine wichtige Rolle auf ihrem Weg in die katholische Kirche.

„Die Taufe ist für mich wie ein Nachhause kommen." Vivi ist 36 Jahre alt und lebt in Wien. In dieser Osternacht 2015 hat sie in der Wiener Peterskirche die Taufe empfangen. Rund 870 Erwachsene werden pro Jahr in Österreich in die katholische Kirche aufgenommen und lassen sich taufen, in der Erzdiözese Wien waren es allein in dieser Osternacht mehr als 90. „Ich bewundere vor allem jene, die aus einem ganz anderen Kulturkreis kommen, wie etwa ein Japaner oder einige Muslime, die auch in der Osternacht katholisch getauft werden", sagt Vivi, selbst Wienerin.

Sie selbst habe sich immer schon dem Christentum zugehörig empfunden, erzählt sie. Als Kind hatte sie ohne religiöses Bekenntnis aus Neugierde am katholischen Religionsunterricht teilgenommen. Prägend waren auch die mehrwöchigen Ferien am Bauernhof, die sie mit ihren Eltern und Geschwistern in ihrer Kindheit in Kärnten verbrachte. Dort waren christliche Familien, die einfach den Glauben vorlebten. „Ich habe alles gerne mitgemacht, außer natürlich die Sakramente empfangen." Ihre Eltern respektierten schon damals ihren Weg.

Im Nachhinein hält Vivi ein Charakteristikum der katholischen Kirche für sehr wichtig: Offenheit. „Nie hat jemand zu mir gesagt: Nein, du gehörst nicht zu uns, da hast du nichts verloren. Da war immer eine offene Tür." Natürlich spielten auch Freunde für die Wienerin, die als Vermessungstechnikerin arbeitet, eine Rolle auf ihrem Weg zur Taufe. „Vor zwei Jahren habe ich von alleine angefangen, jeden Sonntag in die Messe zu gehen." Vivi wurde es immer wichtiger, diesen Tag – „das Wochenende, oder besser: den Wochenanfang!" – mit Gott zu teilen. „Das hat auch meinem Leben Struktur gegeben". Am Anfang hatte die Familie noch erstaunt gefragt, wohin sie denn gehe, „aber dann haben sie sich schon daran gewöhnt."

Über verschiedene Wege lernte sie eine ältere Dame kennen, die ihr quasi zur Oma wurde. Dadurch wurde sie auch mit deren Tochter Fritzi, die dem Opus Dei angehört, bekannt. Nach dem Tod der „Oma" blieb der Kontakt zu Fritzi aufrecht, die nun auch ihre Taufpatin ist. Die Spiritualität des Opus Dei für Laien mitten in der Welt gefällt Vivi: „Ich mag die Betrachtungen, die die Priester halten, sehr. Auch die Schriften des Hl Josefmaria, am liebsten hab ich seine Predigten."

Die Fahrt nach Rom Ende September anlässlich der Seligsprechung von Bischof Alvaro del Portillo, war dann ausschlaggebend dafür, mit der Taufvorbereitung ernst zu machen. „Ehrlich gesagt war mir die Heiligenverehrung bis dahin eher fremd. Dann habe ich diese vielen Familien gesehen, die so froh und glücklich wirkten. Das hat mich beeindruckt. Und auch, als der Prälat des Opus Dei trotz seines hohen Alters so spontan und ehrlich vor Papst Franziskus auf die Knie gegangen ist, als die Audienz am Petersplatz war... diese Demut hat mich sehr berührt."

Durch die Vorbereitung auf die Taufe hat Vivi auch die Bibel neu entdeckt. „Das ist so schön, wenn man etwas aus dem Evangelium kennt, und dann hört man es in einer Betrachtung oder Predigt wieder, und man versteht es immer besser!" Gibt es eine Lieblingsstelle für sie? „Das Hohelied der Liebe vom Hl. Paulus, und das Gleichnis vom verlorenen Sohn." Und was ist das schönste am Glauben für Vivi? „Das Wissen, dass ich, egal welchen Blödsinn ich mache, jeden Tag wieder neu beginnen darf, mich neu bemühen darf, weil Gott verzeiht. Das ist das Schönste!"