Die kirchliche Überlieferung hat die Christen stets als milites Christi, als Streiter Christi bezeichnet, die anderen den inneren Frieden bringen, während sie selbst unablässig gegen die eigenen bösen Neigungen ankämpfen. Aus Mangel an übernatürlicher Sicht, aus praktischem Unglauben, will man bisweilen nichts davon wissen, daß das Leben auf Erden ein Kriegsdienst ist. Und man verweist arglistig darauf, daß wir, wenn wir uns als milites Christi betrachten, unseren Glauben für irdische Zwecke - Gewalt und Sektierertum - mißbrauchen könnten. Hinter der allzu simplen Logik solcher Gedankengänge verbirgt sich oft nichts anderes als Bequemlichkeit und Feigheit.
Denn nichts widerspricht dem christlichen Glauben mehr als der Fanatismus, der für die sonderbaren Verquickungen des Profanen mit dem Religiösen so charakteristisch ist, unter welchen Vorzeichen diese auch immer stehen mögen. Diese Gefahr ist jedoch nicht gegeben, wenn wir den Kampf so verstehen, wie Christus ihn uns gelehrt hat: als eine Fehde des Menschen mit sich selbst, als ständig erneuertes Bemühen, Gott mehr zu lieben, die Eigenliebe auszumerzen und allen Menschen zu dienen. Wer zu kämpfen aufhört, mag er auch noch so schönlautende Entschuldigungen anführen, erklärt sich im voraus für besiegt und geschlagen: eine ausgebrannte Seele, die den Glauben fallen läßt und sich selbstgefällig in Nichtigkeiten verliert.
Der geistliche Kampf vor Gott und vor unseren Brüdern im Glauben ist für einen Christen die notwendige Folge seines Christseins. Wer nicht kämpft, übt Verrat an Jesus Christus und an seinem mystischen Leib, der Kirche. (Christus begegnen 74)