Handelt es sich bei “There be dragons” um einen historischen Film?

Wie die Produzenten und Joffé selbst herausgestellt haben, handelt es sich bei “There be dragons” nicht um einen rein auf Tatsachen beruhenden Film. Es ist vielmehr ein dramatischer Film, den Joffé nach einem in der Filmbranche allgemein üblichen Schema erstellt hat.

Frage von José M. - Brasilien

Wie die Produzenten und Joffé selbst herausgestellt haben, handelt es sich bei “There be dragons” nicht um einen rein auf Tatsachen beruhenden Film. Es ist vielmehr ein dramatischer Film, den Joffé nach einem in der Filmbranche allgemein üblichen Schema erstellt hat. Wie schon bei dem Film „Die Mission” geht es um zwei einander entgegengesetzte Charaktere, von denen die eine einen historischen Hintergrund hat und die andere frei erfunden ist.

Wir treffen hier auf ein Drehbuch, nicht auf ein Werk der Geschichtsforschung. Joffé hat sich an einigen historischen Fakten orientiert, die er wie fast alle Produzenten auf seine Art und Weise interpretiert. Ihm liegt mehr daran, den Sinn der Geschehnisse hervorzuheben als sie faktisch genau wiederzugeben.

Der Film ist eine Kunstform mit einer eigenen Sprache, ähnlich wie die Malerei oder Bildhauerei, mit dem Unterschied, dass die Wirklichkeit, die er uns präsentiert, als „furchtbar echt“ (Marc Ferro) erscheint. Wie Julián Marías bemerkte: „Der Film ist, zumindest im Prinzip, die höchste Ausdrucksform einer vergangenen Epoche. Warum? Weil er das Wunder vollbringt, das man von der Literatur oder der Geschichtswissenschaft erwartet, nämlich die Umstände und die Gegebenheiten genau zu rekonstruieren. Das was für die Sprache ein unglaubliches Wunder ist, bewirkt das Kino einfach durch seine Existenz.“

Deshalb muss die Haltung des Zuschauers anders sein als die des Lesers einer historischen Abhandlung. Beim Lesen werden uns historische Tatsachen vor Augen geführt, und es bleibt dem Leser überlassen, sich geistig in eine historische Zeit zu versetzen oder sich eine Person vorzustellen. Beim Film ist dieser Vorgang wesentlich komplexer. Hier benutzt der Produzent ein Zusammenspiel verschiedener Hilfsmittel, um die Person oder die Umstände darzustellen. Er erzeugt mit ihnen einen Erzählstrang, der nötig ist, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers wach zu halten. Jede einzelne dieser künstlichen Hilfsmittel gehorcht eigenen Regeln und Konventionen, angefangen von der Musik bis zu den Kostümen. Gelegentlich müssen sie sich mehr den allgemein üblichen Vorstellungen – mit ihren spezifischen Stereotypen – als der bekannten Wirklichkeit anpassen, um dem durchschnittlichen Zuschauer wenigstens als wahrscheinlich zu erscheinen

Antwort von

José Miguel Cejas