Es gibt keinen Grund zur Traurigkeit

Pierluigi Bartolomei, 2002 Leiter der Berufsschule ELIS, Rom

Josefmaria Escrivá war ein fröhlicher Mensch. Um dies festzustellen, braucht man nur die Filme zu sehen, in denen er mit anderen Menschen zusammentrifft, denen er immer Freude und Hoffnung schenkt. Was ist jedoch das Geheimnis seiner konstanten guten Laune? Das enthüllt Pierluigi Bartolomei, Leiter der Berufsschule Elis in Rom.

"Das Opus Dei", erklärt Pierluigi, "hat mir geholfen, ein fröhlicher und kreativer Mensch zu werden. Mein Ausgangspunkt war das Verständnis der Grundidee der Lehre von Josemaría Escrivá: die Gotteskindschaft. Wenn man sich Kind Gottes weiß, hat man keinen Grund mehr zur Traurigkeit."

- Der Christ ist also grundsätzlich ein Optimist?

"Meiner Erfahrung zufolge kann ich diese Frage positiv beantworten. In meinem Leben gab es schwierige Momente, sowohl privat als auch beruflich. Aber dank der Bildung, die ich im Werk erhalten habe, und dank meiner bewusst gelebten Gotteskindschaft habe ich diese Probleme leicht überwinden können. Der Herr hat mir immer jede mögliche Hilfe gewährt und mich niemals alleine gelassen."

- Verhilft ein gutes geistliches Leben zur Fröhlichkeit?

"Um diese Frage beantworten zu können, muss man zuvor über die Gründe der gelegentlichen Traurigkeit nachdenken. Man ist traurig aufgrund von Zwistigkeiten mit einem Freund oder Angehörigen, Kollegen oder Nachbarn. Dasselbe passiert im Umgang mit Gott. Wenn uns unser Gewissen sagt, dass wir etwas schlecht gemacht haben, verlieren wir die Freude, weil wir die Verbindung mit dem Herrn unterbrechen. Es handelt sich um eine Art black out, eine Art Leere, die unser Herz verdunkelt."

- Wie kann man das Licht der Freude wieder entzünden?

"Glücklicherweise gibt es die Beichte, in der wir uns wieder mit Gott versöhnen können. Josemaría Escrivá war eine allzeit frohe Person, weil er an diese konstante und persönliche freundschaftliche Beziehung mit dem Herrn glaubte. Er bezeichnete sich selbst als Sünder, der um die Barmherzigkeit Gottes wusste, eines Gottes, der der Vater aller Menschen ist. Er ermunterte die Leute immerfort zu beginnen und wiederzubeginnen, ohne sich durch die Stürze entmutigen zu lassen. Meiner Meinung nach ist dies eine großartige Lehre, die uns hilft, nie den Optimismus zu verlieren."

- Was bedeutete die Freude für Josemaría Escrivá?

"Sie war für ihn etwas Wichtiges, das man an andere weitergeben sollte. Ständig machte er den Menschen um ihn herum Mut und versuchte, ihnen eine große Lebensfreude zu vermitteln. In der Berufung zum Opus Dei, die nicht aus der Welt entfernt, nimmt die Freude einen wichtigen Platz ein. Ein fröhlicher Mensch kann die Menschen leichter für Gott gewinnen. Das heißt, die Freude ist auch ein wertvolles Mittel im Apostolat."

- Aber kann man trotz der widrigen Umstände im Leben immer froh sein?

"Natürlich spreche ich nicht von der Freude des Ignoranten. Die echte Freude ist nicht die des Ahnungslosen, der immer lacht. Das Leben bringt nun mal auch schwierige Momente mit sich, die uns einer Prüfung unterziehen. Was zählt ist die innere Ruhe, eine Kraft, die wie schon gesagt, aus dem Bewusstsein der Gotteskindschaft kommt."

- Sie wiederholen immer dieses Konzept. Was aber bedeutet es konkret, Kind Gottes zu sein?

"Ich will es anhand eines Beispiels erklären. Kinder haben manchmal Angst. Sie kennen das Leben noch nicht vollständig und so kommt es, dass sie sich vor etwas Neuem oder irgendetwas, das sie nicht verstehen, fürchten. Wenn meine Tochter erschrickt, nehme ich sie in meine Arme und sage ihr: 'Hier ist dein Papa, der dich beschützt. Niemand kann dir etwas antun.' Auf diese Weise beruhigt sich meine Tochter und hat vor nichts Angst. Dasselbe geschieht mit Gott, der uns in seinen liebevollen Armen hält. Wenn wir mit ihm Frieden haben, brauchen wir uns vor nichts zu fürchten. Die Freude ist uns sicher. Aus diesem Grund war Josemaría Escrivá immer froh und vermittelte anderen Menschen diese innere Freude."

- Versuchen Sie, diesen Geist auch an Ihre Familie weiterzugeben?

"Ich versuche das zusammen mit meiner Frau Manuela mit etwas Kreativität, indem wir uns bemühen, Zeit zu finden, um mit unseren Kindern Spaß zu haben. Sonntags zum Beispiel tanzen wir alle gemeinsam zu südamerikanischer Musik. Nach dem Mittagessen bleiben wir im Salon, um uns zu unterhalten oder zu spielen. Das hilft, die täglichen Probleme und Spannungen zu entdramatisieren. Wenn es Schwierigkeiten gibt, so versuchen wir, diese auf positive Art und Weise zu beheben. Ein anderer wichtiger Moment ist unser sogenannter 'Leseclub'. Jeden Mittwoch nachmittag machen wir uns zu Hause eine gemütliche Ecke mit Chips und Getränken und versuchen so, die Kinder für die Lektüre eines guten Buches zu gewinnen."

- Wie sieht es mit Fernsehen aus?

Meiner Meinung nach dient das Fernsehen der Freude nicht, wenn man es falsch verwendet. Früher redete man in den Familien mehr miteinander. Man versammelte sich, um persönliche Dinge zu erzählen, Rat zu suchen und sich gegenseitig zuzuhören. Unglücklicherweise nimmt das Fernsehen einen immer größeren Platz in der familiären Kommunikation ein und macht das Gespräch zunichte. Wir versuchen, unseren Kindern alternative Situationen zum Fernsehen zu bieten. Ausser den bereits erwähnten Dingen haben wir Marionettentheater sehr gerne. Die Kinder selbst denken sich Geschichten aus, die wir dann darstellen. Auf diese Weise gestaltet sich der Zeitvertreib aktiv und fröhlich."

- Also bedarf es nicht vieler Dinge, um froh zu sein?

"Man braucht wirklich sehr wenig dafür. Mit ein paar Puppen und einem Faden kann man schon ein kleines Haustheater basteln und unzählige Geschichten erfinden. Das alles ist im Geist des Opus Dei und in den Lehren seines Gründers enthalten, der zur persönlichen Heiligung durch die alltäglichen Ereignisse einlud. Mit viel Einfachheit, ohne Aussergewöhnliches leisten zu müssen. Die Freude kann man auch, so wie wir es versuchen, in den kleinen Dingen finden: ein Buch, eine Unterhaltung im Salon, eine erfundene Geschichte, ein südamerikanischer Tanz… Das ist die Größe des gewöhnlichen Lebens, die uns Josemaría Escrivá entdecken half."