Die "schlechten Momente"

Krankheit, familiäre und finanzielle Probleme, vorübergehender Ärger oder tiefe Traurigkeit. Die schlechten Momente kennt jeder. Kann man sie heiligen? Stellen sie im Leben des Christen eine Chance oder ein Hindernis dar?

Krankheit, familiäre und finanzielle Probleme, vorübergehender Ärger oder tiefe Traurigkeit. Die schlechten Momente kennt jeder. Kann man sie heiligen? Stellen sie im Leben des Christen eine Chance oder ein Hindernis dar?

Ein Gebet des hl. Josefmaria: "Herr, mein Gott: In Deine Hände lege ich das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, das Kleine und das Große, das Wenige und das Viele, das Zeitliche und das Ewige."

Die ruhigen Zeiten nutzen

Die meisten von euch sind noch jung, ihr steht in der herrlichen Lebensspanne, die von der Fülle der Kraft und der Vitalität geprägt ist. Aber die Zeit vergeht, und unausweichlich macht sich die körperliche Abnützung bemerkbar. Später melden sich nach und nach die Begrenzungen der reifen Lebensjahre und schließlich die Gebrechen des Alters. Außerdem kann jeder von uns in jedem Augenblick erkranken oder sich körperliche Beschwerden zuziehen.

Nur wenn wir in der rechten Weise - in einer Christen geziemenden Weise also - die guten Zeiten des körperlichen Wohlbefindens nutzen, werden wir auch in der Lage sein, mit Freude all das anzunehmen, was die Leute irrtümlich als schlimm ansehen. Ohne in Einzelheiten zu gehen, möchte ich euch meine eigene Erfahrung weitergeben. Es kann geschehen, dass wir während der Krankheit unseren Mitmenschen auf die Nerven fallen: Ich werde nicht richtig versorgt, keiner kümmert sich um mich, ich verdiene eine bessere Behandlung, keiner versteht mich... Der Teufel ist immer auf der Lauer und greift uns von verschiedensten Seiten an. Seine Taktik während der Krankheit besteht darin, dass er in uns eine Art Psychose auslösen möchte, damit wir uns von Gott abwenden, unsere Umgebung vergiften und den Schatz an Verdiensten zunichte machen, den sich, zum Wohl aller Seelen, derjenige erwirbt, der den Schmerz mit übernatürlichem Optimismus - mit Liebe - trägt. Geraten wir nach dem Willen Gottes in die Netze der Drangsal, dann seht darin ein Zeichen, dass Er uns für reif genug hält, damit wir uns noch enger seinem erlösenden Kreuz verbinden.

Unterlasse nicht die innere Abtötung

Du plätscherst in den Versuchungen herum, bringst dich dabei in Gefahr, spielst mit Blicken und mit Vorstellungen, ergehst dich in seichtem Geschwätz. - Und dann bist du verstört, wenn Zweifel, Skrupel, Verwirrung, Trübsinn und Niedergeschlagenheit auf dich einstürmen. Du musst mir zugeben, dass du wenig konsequent bist.

Die Spur des Sämanns, 132

Wenn deine Phantasie sich um dich selber dreht, bringt sie merkwürdige Situationen und Gebilde hervor, die meist nicht zu deinem Weg passen und dich sinnlos ablenken, erkalten lassen und das Bewusstsein der Gegenwart Gottes in dir verdunkeln. - All das: leerer Wahn!

Wenn sich die Phantastereien auf die anderen richten, dann verfällst du leicht in den Fehler, über sie zu urteilen - auch wenn das nicht deine Aufgabe ist -, und deutest ihr Verhalten in unangemessener und unsachlicher Weise, als fahrlässiger »Richter«.

Wenn sich deine Einbildungskraft mit deinen eigenen Fähigkeiten, deiner Ausdrucksweise etwa, beschäftigt oder mit der Bewunderung, die du bei anderen hervorrufst, dann läufst du Gefahr, die Lauterkeit der Absicht zu verlieren und stolz zu werden.

Der Phantasie freien Lauf zu lassen, ist für gewöhnlich Zeitverschwendung; sie bahnt außerdem - wenn man sie nicht zügelt - zahlreichen freiwilligen Versuchungen den Weg.

Unterlasse an keinem einzigen Tag die innere Abtötung!

Die Spur des Sämanns, 135

Bekämpfe die schlechten Momente mit Gott zusammen

Die Freude und ein ebenso übernatürlicher wie menschlicher Optimismus sind mit physischer Ermüdung, mit Schmerz und Tränen - wir haben ja ein Herz - und mit den Schwierigkeiten im inneren Leben oder im Apostolat vereinbar.

Jesus, »perfectus Deus, perfectus Homo« - vollkommener Gott, vollkommener Mensch -, trug in sich die ganze Seligkeit des Himmels und hat doch Erschöpfung und Müdigkeit, Weinen und Leiden erfahren wollen..., damit wir zutiefst verstehen, was es heißt, daß man, um ganz auf Gott ausgerichtet zu sein, ganz und gar menschlich sein muss.

Im Feuer der Schmiede, 290

Schau hier, was jemand mir vor kurzer Zeit schrieb - ich habe es damals aufbewahrt im Gedanken an die naiven Leute, die meinen, die Gnade könne auf die Natur verzichten: »Vater, seit einigen Tagen bemerke ich eine schreckliche Trägheit und Lustlosigkeit bei der Erfüllung meines Lebensplanes; alles tue ich wie gezwungen und innerlich recht teilnahmslos. Beten Sie für mich, damit diese Krise bald vorüber ist; denn ich leide sehr unter dem Gedanken, sie könnte mich vom Wege abbringen.«

Als Antwort schrieb ich nur: Wusstest du nicht, dass die Liebe Opfer verlangt? Lies langsam die Worte des Meisters: »Wer nicht sein Kreuz >cotidie<, täglich, auf sich nimmt, ist meiner nicht wert«. Er sagt auch: »Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen...« Der Herr lässt diese Dürre, unter der du leidest, zu, damit du Ihn mehr liebst, damit du einzig auf Ihn vertraust, damit du kreuztragend zum Miterlöser wirst - kurz, damit du Ihn »findest«.

Die Spur des Sämanns, 149

Noch unschlüssig sagtest du mir: Wie deutlich wird es doch zu bestimmten Zeiten, dass der Herr mehr von mir erbittet!

Ich konnte dir nur ins Gedächtnis rufen: Du hattest mir versichert, dein einziges Streben sei, Ihm gleichförmig zu werden. - Warum also wehrst du dich jetzt dagegen?

Im Feuer der Schmiede, 288

Lass mich, Herr, das Kreuz alleine tragen. - Nein, was sage ich... Deine Gnade, Deine Hilfe werde ich brauchen wie für alles. Sei Du mir Simon von Cyrene! Dann, mein Gott, fürchte ich keine Prüfung.

Aber - wenn mein Kreuz einmal in Überdruss bestünde oder in Traurigkeit?... Dann, Herr, wäre ich - mit Dir zusammen - in der Traurigkeit froh.

Im Feuer der Schmiede, 252

Ärger

Gelassenheit. - Was willst du dich ärgern, wenn du damit Gott beleidigst, deine Mitmenschen belästigst, dir selber eine schlechte Stunde bereitest... und dich schließlich doch wieder beruhigen mußt?

Der Weg, 8

Wenn jemand einwendet, daß er dies oder jenes nicht ertragen und ein böses Wort nicht unterdrücken kann, so übertreibt er, um sich rechtfertigen zu können. Man muß Gott um die Kraft bitten, der eigenen Laune Herr zu werden, und um die Gabe, die notwendige Selbstbeherrschung zu gewinnen. Denn das Gefährliche beim Ärger liegt darin, daß man aus der Fassung gerät und daß dann die Worte bitter werden und beleidigend und man so, ohne es eigentlich gewollt zu haben, verletzt und wirklichen Schaden anrichtet.

Wir müssen uns mit dem Gedanken befreunden, daß wir niemals ganz im Recht sind. Gerade bei Dingen, die der freien Meinungsbildung unterliegen, ist es so, daß die Wahrscheinlichkeit, im Unrecht zu sein, um so größer ist, je mehr wir uns darauf versteifen, ganz allein recht zu haben. Wer davon ausgeht, dem fällt es leichter, seine Haltung zu korrigieren und, wenn nötig, um Verzeihung zu bitten, was stets die beste Art ist, einen Streit zu beenden und zum Frieden und zur Liebe zurückzufinden. Ich möchte niemanden zu Auseinandersetzungen ermuntern, aber es ist nur natürlich, daß wir uns manchmal streiten, und zwar gerade mit denen, die wir am meisten lieben und mit denen wir ständig zu tun haben.

Manchmal nehmen wir uns allzu ernst. Ab und zu ärgert sich jeder einmal, manchmal mit gutem Grund, manchmal auch, weil es an Geist der Abtötung fehlt. Das Entscheidende ist, mit einem Lächeln zu zeigen, daß der Ärger nichts an der Zuneigung geändert hat und das familiäre Einvernehmen wiederhergestellt ist. Mit einem Wort, die Eheleute sollen ihre Kinder und sich gegenseitig lieben, denn auf diese Weise lieben sie Gott.

Gespräche, 108

Wir sind nie allein

„Ich brauche deine Hilfe; möge auch der kürzeste deiner schlechten Momente nicht unfruchtbar sein: opfere ihn für das Werk auf, so dass dein Gebet und dein ganzes Leben durch eine besondere Gemeinschaft der Heiligen am Gebet und am Leben der Unseren teilhat.“

Brief des hl. Josefmaria an Alejandro de la Sota, Burgos 5.3.1938

Lebt eine besondere Gemeinschaft der Heiligen: dann wird ein jeder im inneren Kampf ebenso wie in der beruflichen Arbeit die Freude und die Kraft verspüren, nicht allein zu sein.

Der Weg, 545

Lieben: das ist der Weg. Der Apostel Johannes hat uns Worte hinterlassen, die mich zutiefst treffen: »Qui autem timet, non est perfectus in caritate«. Ich übersetze sie, beinahe wörtlich, so: Wer Angst hat, ist unfähig zu lieben.

Du liebst, du verstehst es zu lieben: du darfst dich also vor nichts ängstigen!

Geh deinen Weg furchtlos weiter!

Im Feuer der Schmiede, 260

Heute hast du zum erstenmal den Eindruck gehabt, alles sei einfacher geworden, alles habe sich »entzerrt«, es gebe keine beunruhigenden Probleme mehr. Jetzt begreifst du, daß all deine Sorgen sich in dem Maße lösen, in dem du dich den Armen Gottes, deines Vaters, überläßt.

Worauf wartest du noch, um dich immer als Kind Gottes zu verhalten? Denn in dieser Kindschaft hat dein Leben seinen Grund.

Im Feuer der Schmiede, 226

Maria ist Mutter, Tochter, Braut Gottes und unsere Mutter: Wende dich ihr zu und bitte sie, sie möge von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit mehr Gnaden für dich erwirken: die Gnaden des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Reue. So werden die heftigen, eisigen Winde, die manchmal alles, was im Leben eines Menschen blüht, zum Welken zu bringen scheinen, nicht verhindern können, daß deine Seele aufblüht - wie auch die deiner Brüder.

Im Feuer der Schmiede, 227