Sommer-Workcamp: 48 helfende Hände in Rumänien

Das Studentinnenheim Währing organisierte diesen Sommer wie jedes Jahr ein Sozialprojekt für Studentinnen und Schülerinnen. Ziel war diesmal der Norden von Rumänien.

Apa! Wasser!“ Die Köchin des Kindergartens von Baia Mare geht mit dem großen Wasserkanister auf den Spielplatz. Dankbar strecken wir ihr unsere kleinen Plastikbecher entgegen. Es ist heiß, die Sonne brennt auf den großen, heruntergekommenen Spielplatz des Kindergartens – ein Glück, denn so kommen wir mit unseren Malerarbeiten gut voran! Zehn Tage, von der Früh an, arbeiten wir - das sind insgesamt 24 österreichische und rumänische Studentinnen und Schülerinnen - in zwei Kindergärten von Baia Mare in Siebenbürgen, nahe der ukrainischen Grenze. Die beiden Lokalitäten für insgesamt 140 Kinder brauchen helfende Hände: Hohe, graue Betonwänden, die den Spielplatz säumen, sollen in eine fröhliche, kindergerechte Umgebung verwandelt werden, die Spielgeräte müssen erneuert werden, dutzende Kinderbänke und -stühle gehören dringend neu tapeziert und gestrichen.

Auf das Rumänien-Sozialprojekt, das bereits zum 6. Mal auf Initiative des Wiener Studentinnenheims Währing stattfand, haben wir uns gründlich vorbereitet: Einführung ins Möbeltapezieren, rumänisches Grundvokabular, fachgerechtes Bemalen,… und natürlich suchten wir nach Spenden, um die nötigen Materialien vor Ort einkaufen zu können. Dafür organisierten wir u. a. zwei Benefizkonzerte, eines in „Währing“ und eines im Grazer Studentinnenheim Geidorf – beide waren ein großer Erfolg und wir bedanken uns bei all unseren großzügigen Unterstützern!

Cu plăcere! Gerne!

Monika, HTL-Schülerin aus Graz, hat sich aufs Möbel tapezieren spezialisiert. Eine Sitzplatte nach der anderen bekommt ein neues Outfit. „Ich bin sehr gerne hierher gekommen“, sagt die 17-jährige. Vieles, was zu Hause selbstverständlich ist, ist es hier gar nicht. „Ich lerne hier Trinkwasser schätzen und bin froh über die verfügbare Dusche. Es ist zwar nur eine einzige, aber wir können dankbar sein, dass wir hier nach der Arbeit auch ein „Zuhause“ haben!“ In Baia Mare hatte man uns sehr herzlich in der katholischen Pfarre St. Joseph aufgenommen. Platz für Schlafsäcke gab es genug. Und zu unserem Glück gab es im Pfarrhaus auch eine große Kapelle, die uns zur Verfügung stand. „Eine Kapelle neben dem Zimmer: Das hab ich richtig genossen“, gesteht Monika, die auch die täglichen Gesprächsrunden in der Gruppe über christliche Tugenden und die Bedeutung der Sakramente geschätzt hat.

Geschichte des Landes: Glaubensverfolgung

Dass viele Katholiken –sie sind in Rumänien in der Minderheit – während der Zeit des Kommunismus wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, wurde uns beim Besuch eines ehemaligen Gefängnisses nahe der ukrainischen Grenze erst so richtig bewusst. Griechisch-katholische Bischöfe im Kerker, Intellektuelle, Priester, Frauen, … Sie haben nicht geschwiegen und ihren Glauben bekannt. So auch Rodica, die uns an einem Abend von ihren Erfahrungen aus dieser Zeit erzählte. Die heute 42jährige, die mit ihrem Mann das Opus Dei in Spanien kennengelernt hatte, hatte unseren Sozialeinsatz vor Ort koordiniert und stand uns rund um die Uhr zur Verfügung. Cu plăcere!, Gerne! wie sie auf Rumänisch sagte. Auch sie hatte sich als junges Mädchen nicht von den Kommunisten einschüchtern lassen – und schließlich, wie sie sagte, den „Gott der Liebe“ gefunden. Die 24-jährige Silvia, Architekturstudentin aus Wien, wird nachdenklich: „Das war ein menschenverachtendes System. Wenn man Gott verliert, dann wird man zur Nummer, man wird als Sache behandelt.“

Im Team arbeiten – sein Bestes geben!

Doch zurück zu unserer Arbeit: Dank des günstigen Wetters geht uns kein Arbeitstag verloren, Katharina, Veronika und Julia sind Meisterinnen im Konturenzeichnen von lustigen Figuren – der Rest der Truppe pinselt die neuen Wand-Gestalten farbenfroh an – immerhin sind 350 Quadratmeter zu füllen! Passanten sind neugierig und kommen von der Straße herein – und müssen unversehens beim Anblick der sympathischen Raupen, Igeln, Pferde und Mäuse lächeln… Maria, Anglistik-Studentin aus Wien, würde jedem Jugendlichen so ein Sozialprojekt empfehlen. Warum? „Wenn man im Team arbeitet, lernt man, die Vorstellungen der anderen zu achten und sich selbst zurückzunehmen.“ Und für sie war das Arbeiten mit der Heftklammernmaschine eine echte Geduldsprobe: Es funktioniert eben nicht immer alles so, wie man es sich optimal vorstellt. Das habe ich gelernt: zu akzeptieren, dass nicht alles perfekt geht. Wichtig ist nur, dass man sich bemüht, sein Bestes zu geben!“