Fünfter Sonntag des hl. Josef

Sein Schmerz: als er nach Ägypten fliehen musste. Seine Freude: dass Jesus und Maria allzeit bei ihm waren.

Statue des hl. Josef in der Basilika von Guadalupe, Mexico

Nach der Darbringung im Tempel schreibt der Evangelist Lukas: „Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm“ (Lk 2,39-40). Nach dem Text des Matthäus ist jedoch vor dieser Rückkehr nach Galiläa ein sehr wichtiges Ereignis anzusetzen, für das sich die göttliche Vorsehung wieder des Josef bedient. Wir lesen dort: „Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten“ (Mt 2,13). Durch das Eintreffen der Sterndeuter aus dem Osten hatte Herodes von der Geburt des „Königs der Juden“ erfahren (Mt 2,2). Und als die Sterndeuter abgezogen waren, „ließ er in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten“ (Mt 2,16). Dadurch, dass er alle töten ließ, wollte er jenen neugeborenen „König der Juden“ töten, von dem er während des Besuches der Sterndeuter an seinem Hof Kenntnis erhalten hatte. Nachdem Josef im Traum die Warnung vernommen hatte, „stand er in der Nacht auf und floh mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“ (Mt 2,14-15; vgl. Hos 11,1). So führte also die Rückkehr Jesu von Betlehem nach Nazaret über Ägypten. Wie Israel den Weg des Auszugs „aus der Sklaverei“ angetreten hatte, um den Alten Bund zu beginnen, so behütet Josef, Hüter und Mitwirkender des Geheimnisses der Vorsehung Gottes, auch in der Verbannung den, der den Neuen Bund verwirklicht. Ein solches Band der Liebe bestimmte das Leben der heiligen Familie, zunächst in der Armseligkeit in Betlehem, dann im Exil in Ägypten und danach am Wohnsitz in Nazaret. Die Kirche umgibt diese Familie mit tiefer Verehrung und stellt sie allen Familien als Vorbild hin. Die direkt in das Geheimnis der Menschwerdung einbezogene Familie von Nazaret stellt selbst ein Geheimnis besonderer Art dar. Und zu diesem Geheimnis gehört - so wie bei der Menschwerdung - die wahre Vaterschaft: die menschliche Gestalt der Familie des Gottessohnes - eine vom göttlichen Geheimnis gestaltete echte menschliche Familie. In ihr ist Josef der Vater; seine Vaterschaft geht nicht auf die Zeugung von Kindern zurück; trotzdem ist sie nicht „scheinbar“ oder nur „Ersatz“, sondern sie besitzt die volle Authentizität der menschlichen Vaterschaft, des väterlichen Auftrags in der Familie. Darin ist eine Folge der hypostatischen Einheit enthalten: das in der Einheit der göttlichen Person des Sohn gewordenen Wortes, Jesus Christus, angenommene Menschsein. Mit der Annahme des Menschseins wird in Christus auch alles „angenommen“, was menschlich ist, insbesondere die Familie als erste Dimension seiner irdischen Existenz. In diesem Zusammenhang wird auch die menschliche Vaterschaft Josefs „angenommen“. Aufgrund dieses Prinzips gewinnen die Worte Mariens an den zwölfjährigen Jesus im Tempel ihre richtige Bedeutung: „Dein Vater und ich haben dich ... gesucht“. Das ist keine herkömmliche Redensart: die Worte der Mutter Jesu weisen auf die ganze Wirklichkeit der Menschwerdung hin, die zum Geheimnis der Familie von Nazaret gehört. Josef, der von Anfang an durch den „Gehorsam des Glaubens“ seine menschliche Vaterschaft über Jesus angenommen hat, indem er dem Licht des Heiligen Geistes folgte, das dem Menschen durch den Glauben zuteil wird, entdeckte gewiss in immer größerem Maße das unsagbare Geschenk dieser seiner Vaterschaft.