Betrachtungstext: 25. Woche im Jahreskreis – Montag

Christus, das Licht unseres Lebens – Die Sendung der Jünger – Die Verantwortung, Licht zu sein

IN DER HEILIGEN SCHRIFT spielt Licht eine zentrale Rolle. Bereits im Buch Genesis erfahren wir, dass Gott nach der Erschaffung von Himmel und Erde das Licht ins Dasein rief (vgl. Gen 1,3). Die Propheten des Volkes Israel beschreiben wiederum das Kommen des Messias als das Aufgehen eines Lichts: Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf (Jes 9,1). Schließlich schreibt der heilige Johannes im Prolog seines Evangeliums: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt (Joh 1,9).

Die Vorstellung eines Lebens ohne Licht, in Dunkelheit, ist bedrückend, denn es würde uns daran hindern, die Schönheit der Schöpfung zu genießen. In der christlichen Tradition wird das Leben in Finsternis oft mit dem Bösen gleichgesetzt. Wo das Licht fehlt, herrschen Verwirrung und Orientierungslosigkeit. Doch selbst in der dunkelsten Nacht geben uns die Sterne Orientierung und zeigen uns einen Weg. So gibt auch Christus unserem Leben Richtung und zerstreut unsere Zweifel: Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade (Psalm 119, 105), sagt der Psalmist über das Gesetz Gottes.

Das Licht Christi hilft uns, den Herausforderungen des Lebens hoffnungsvoll zu begegnen. Der Glaube an ihn schützt uns zwar nicht vor Leiden, denn er ist keine Art Betäubungsmittel in schmerzvollen Momenten. Vielmehr weiß der Christ, der auf den Herrn vertraut, dass es – wie Papst Benedikt XVI. sagte – „immer einen hellen Schein gibt, der ihm einen Weg zeigt, den Weg, der zum Leben in Fülle führt (vgl. Joh 10,10). Wer an Christus glaubt, dessen Augen sehen auch in der dunkelsten Nacht ein Licht und erblicken bereits das Leuchten eines neuen Tages.“1


NIEMAND ZÜNDET eine Leuchte an und deckt sie mit einem Gefäß zu oder stellt sie unter ein Bett, sondern man stellt sie auf den Leuchter, damit jene, die eintreten, das Licht sehen (Lk 8,16). Vor der Erfindung des elektrischen Lichts war es oft nicht leicht, ein Feuer am Brennen zu halten. Jesus greift diese alltägliche Erfahrung auf, um wichtige Lehren zu vermitteln. Licht ist für das Leben des Menschen unentbehrlich. Deshalb müssen Lampen bereit sein, Licht zu spenden, wenn es dunkel wird – so wie die Lampen der klugen Jungfrauen, die auf den Bräutigam warten (vgl. Mt 25,1-13). Auch wenn Jesus die Rolle seiner Jünger beschreibt, vergleicht er sie mit Salz und Licht: So wie das Salz hilft, der Nahrung Geschmack zu verleihen, hilft das Licht den Menschen, den Weg zu erkennen und nicht zu stolpern. Mit diesem Bild will Christus uns die Aufgabe zeigen, zu der er uns ruft. Der heilige Josefmaria fasst es treffend zusammen: „Die Welt mit Licht erfüllen, Salz und Licht sein (vgl. Mt 5,13-14): So hat der Herr die Sendung seiner Jünger beschrieben. Die Frohbotschaft von der Liebe Gottes bis an die äußersten Enden der Erde tragen.“2

Damit diese Mission erfüllt wird, müssen die Lampen brennen. Doch wer entzündet dieses Licht? Die Kirche ist dazu berufen, das Licht Christi zu sein und allen Menschen das Evangelium freudig zu verkünden. Durch die Taufe sind wir Teil dieser Sendung und gehören zu den Menschen, die die Welt erleuchten sollen. Der heilige Ambrosius beschreibt diese Berufung der Christen und der Kirche als „mysterium lunae“, als Geheimnis des Mondes: „Die Kirche leuchtet, wie der Mond, nicht dank ihres eigenen Lichtes, sondern dank des Lichtes Christi.“3 Christus ist das Licht, und wir sind dazu berufen, seinen Glanz widerzuspiegeln. Papst Franziskus drückt es so aus: „Für die Kirche bedeutet missionarisch zu sein, ihr eigenes Wesen zu offenbaren: sich von Gott erleuchten zu lassen und dieses Licht zu reflektieren. Das ist ihr Dienst. (...) Viele Menschen erwarten von uns diesen missionarischen Einsatz, denn sie verlangen nach Christus und danach, das Antlitz des Vaters kennenzulernen.“4


ACHTET DARAUF, genau hinzuhören! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint (Lk 8,17-18). Am Ende dieses Gleichnisses spricht der Herr über die Verantwortung jener, die sein Licht empfangen haben – ein Geschenk Gottes. Dieser Aufruf erinnert uns daran, dass unser Feuer manchmal nur schwach brennt. Doch selbst ein kleines Licht kann in der Dunkelheit viel Gutes bewirken. Wenn wir uns unserer eigenen Schwachheit bewusst werden, sollten wir demütig bleiben und darum bemüht, das Feuer Gottes weiterhin zu empfangen.

Der heilige Johannes spricht in seinem Evangelium von der Zurückweisung des Lichts: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse (Joh 3,19). Auch wir haben Momente erlebt, in denen wir die Dunkelheit wählten. Wenn wir in sie eintreten, verlieren wir den Sinn für Gut und Böse, und unsere Seele gewöhnt sich an die Finsternis und ignoriert das Licht. Der Prälat des Opus Dei ruft uns in Erinnerung, dass in solchen Momenten „die Treue darin besteht, mit Gottes Gnade den Weg des verlorenen Sohnes zu gehen“5. Wir erkennen, dass es sich nicht lohnt, in der Dunkelheit zu verharren, und erinnern uns an unsere Berufung, Gottes Widerschein zu sein.

Die große Freude im Leben eines Christen ist die, die Sendung mit Jesus zu teilen. Dadurch entdecken wir, wer wir wirklich sind. Papst Franziskus erklärte: „Die Sünde ist wie ein dunkler Schleier, der unser Gesicht verhüllt und uns daran hindert, uns selbst und die Welt klar zu erkennen. Doch die Vergebung des Herrn entfernt diesen Schleier aus Schatten und Dunkelheit und schenkt uns neues Licht.“6

Jesaja ermutigt uns mit den Worten: Steh auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht (Jes 60,1). Maria beschützt das Licht unserer Seele. Und sollte es einmal schwach werden, so entzündet sie es neu mit dem Feuer ihres Sohnes, damit es denen leuchte, die es brauchen.


1 Benedikt XVI., Ansprache an Jugendliche, Freiburg, 24.9.2011.

2 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 147.

3 Hl. Ambrosius, Exameron, IV, 8, 32.

4 Franziskus, Predigt, 6.1.2016.

5 Msgr. Fernando Ocáriz, Pastoralbrief, 19.3.2022, Nr. 2.

6 Franziskus, Angelus-Gebet, 22.3.2020.

Foto: Jan Huber (unsplash)