Das "Tagungshaus Hohewand" steht seit über 20 Jahren im Dienst der Bildung für ein konsequentes christliches Leben im gewöhnlichen Alltag. Dazu werden Veranstaltungen wie Besinnungstage, Glaubenskurse, Studienwochen und internationale Begegnungen angeboten. Sie folgen der bahnbrechenden Botschaft des hl. Josefmaria Escrivá von der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit mitten in der Welt.
Diesem Kernanliegen war auch die aktuelle Tagung gewidmet. Nicht wenige machen heute die Erfahrung, dass berufliche Auslastungen geistliche Erfahrungen zu verdrängen scheinen. Dies widerspricht aber gerade dem Leben mit Gott.
Dass die gewöhnlichen Umstände kein Hindernis für die christliche Berufung sind, sondern ihr "Stoff", wurde von Prälat Torelló anfangs herausgestrichen. Da Gott alles im Sein erhält, gewährt jeder Augenblick Anteil am göttlichen Sein. Es bedarf jedoch für ein wahrhaft kontemplatives Leben mitten in der Welt einer bedingungslosen Treue zur eigenen Berufung und zu Gottes Geboten. Solche lebenslange Treue schränke jedoch die Freiheit nicht ein, sondern bewirke erst die wahre Freiheit, nämlich die Fähigkeit sich selbst zu finden.
Dozent Bonelli betonte, dass niemand als "homo religiosus" geboren werde, sondern der eigene Wille für die freie Lebensführung entscheidend sei. Niemand komme als Heiliger auf die Welt, niemand mit einem schlechten Charakter. Der eine sei von Geburt an mehr cholerisch, der andere melancholisch oder sanguinisch. Mit jedem Temperament könne man bei entsprechend asketischem Bemühen einen ausgeprägten "Gemeinschaftssinn" entwickeln, wobei sich der sanguinische, cholerische, phlegmatische und melancholische Gemeinschaftssinn voneinander unterscheiden würden.
Burgschauspieler König wies darauf hin, dass die Welt in der Bibel oft als Jammertal bezeichnet werde. Dieses Bild werde besonders durch die Gestalt der mittelalterlichen "Frau Welt" veranschaulicht: sie bezaubere uns von vorne mit allem Liebreiz des Lebens, während von hinten die Würmer und Maden die schöne Fassade aushöhlten. Die Welt könne jedoch, da aus Gottes Händen hervorgegangen, und nicht durch die Sünde verunstaltet, ein vollgültiger Ort der Begegnung mit Gott sein.
Fazit: Weder der Alltag, noch das Temperament, noch die Welt behindern die persönliche Begegnung mit Gott. Vielmehr sind sie der "Schauplatz" des Abenteuers Heiligkeit.