Was sollen wir Maria zum Geburtstag schenken?

Am 8. September feiert die Kirche Mariä Geburt, am 12. das Fest Mariä Namen. In den folgenden Betrachtungstexten des hl. Josefmaria scheint die Vertrautheit durch, mit der wir mit unserer himmlischen Mutter umgehen können und sollen.

Die Kinder, vor allem die kleinen Kinder, erwarten dauernd irgend etwas, das ihre Eltern für sie tun sollen oder tun könnten, und dabei vergessen sie ihre eigenen Pflichten der Kindesliebe. Im allgemeinen sind wir recht eigennützige Kinder. Aber wir sagten schon, daß das einer Mutter nicht viel ausmacht, denn in ihrem Herzen ist die Liebe groß genug, um dem Kind alles zu geben, ohne etwas von ihm zu erwarten.

So ist es auch mit unserer Mutter Maria.

Freunde Gottes, 289

Mariä Geburt, von Murillo

Was unserer Mutter gefällt

Das Verhältnis zu unserer eigenen Mutter kann uns Leitbild und Hinweis im Umgang mit Maria, unserer Herrin mit dem liebenswerten Namen sein. Wir müssen Gott mit demselben Herzen lieben, mit dem wir unsere Eltern und Geschwister, unsere Verwandten, unsere Freunde oder Freundinnen lieben; denn wir haben nur dieses eine Herz. Und mit eben diesem Herzen müssen wir uns an Maria wenden.

Wie begegnen denn normalerweise Kinder ihrer Mutter? Sehr verschieden, aber immer mit Feingefühl und Vertrauen; mit einem Feingefühl, das sich spontan, je nach der Situation immer anders äußert, niemals aber an Äußerlichkeiten haften bleibt: herzliche Erweise der Zusammengehörigkeit, alltägliche Kleinigkeiten, zu denen sich ein Kind seiner Mutter gegenüber gedrängt fühlt, und die eine Mutter vermißt, wenn es das eine oder andere Mal nicht daran denkt: ein Kuß, eine Zärtlichkeit beim Fortgehen oder Heimkommen, ein kleines Geschenk, ein paar liebevolle Worte.

Christus begegnen, 142

In ihrer Nähe sein

Ein weiteres Mal kehren wir zur alltäglichen Erfahrung im Umgang mit unserer irdischen Mutter zurück. Wir fragen uns vor allem: Was erwartet eine Mutter von dem Kind, dem sie Fleisch und Blut gegeben hat? Ihr größter Wunsch ist, es in der Nähe zu haben. Wenn die Kinder groß werden und dies nicht mehr möglich ist, wartet die Mutter mit Ungeduld auf Nachricht und empfindet Anteilnahme für alles, was das Kind betrifft, von einer leichten Erkrankung bis hin zu den ganz wichtigen Ereignissen.

Freunde Gottes, 289

Eine Weile vertrauensvollen Gebetes

Gerade weil Maria Mutter ist, lernen wir, wenn wir sie verehren, wie Kinder zu sein; lernen wir, wirklich und ohne Maß zu lieben, einfach zu sein und frei von Problemen, die ihren Grund in einem Egoismus haben, der uns nur an uns selbst denken läßt; lernen wir, froh zu sein im Bewußtsein, daß nichts unsere Hoffnung zerstören kann. Der Weg, der uns zur vollkommenen Liebe zu Gott führt, beginnt mit einer vertrauensvollen Liebe zu Maria. Vor vielen Jahren habe ich dies in einem Kommentar zum Rosenkranz geschrieben, und immer wieder habe ich mich von der Wahrheit dieser Worte überzeugen können. Ich möchte jetzt keine langen Überlegungen zu diesem Thema anstellen, sondern euch einladen, dies selbst zu tun, selbst diese Wahrheit zu entdecken. Wendet euch an Maria, öffnet ihr euer Herz, vertraut ihr eure Freuden und eure Sorgen an und bittet sie, euch zu helfen, Jesus kennenzulernen und Ihm nachzufolgen.

Christus begegnen, 143

Andächtiger beten

Auch in unserem Verhalten zur Mutter im Himmel gibt es diese Weisen kindlicher Zuneigung, in denen wir ihr gewöhnlich begegnen. Viele Christen leben den alten Brauch, ein Skapulier zu tragen; manche haben es sich zur Gewohnheit gemacht, die Muttergottesbilder, die man in jedem christlichen Haus oder in den Straßen so vieler Städte antrifft, zu grüßen - Worte sind dazu nicht notwendig, es genügt ein kurzer Gedanke; andere beten den Rosenkranz, dieses schöne Gebet, bei dem man nicht müde wird, dieselben Dinge wie Verliebte immer aufs neue zu wiederholen und dabei die wichtigsten Augenblicke im Leben des Herrn zu betrachten; oder sie widmen einen bestimmten Tag der Woche Maria - gerade den, an dem wir heute versammelt sind: den Samstag -, um sich ihr erkenntlich zu zeigen und ganz besonders darüber nachzudenken, daß sie die Mutter Gottes und unsere Mutter ist.

Es gibt noch viele andere Andachtsformen zu Maria, die wir jetzt nicht aufzählen wollen. Nicht alle brauchen im Leben eines Christen ihren Platz zu finden - denn im inneren Leben wachsen bedeutet nicht, Andachten anhäufen -, aber andererseits möchte ich behaupten, daß niemand die Fülle des Glaubens lebt, ohne sich die eine oder andere dieser Andachten zu eigen gemacht zu haben, ohne seine Liebe zu Maria in irgendeiner Form unter Beweis zu stellen.

Christus begegnen, 142

Und wenn ich sie um etwas bitte?

Wende dich an die Gottesmutter und bitte sie - als Erweis ihrer Liebe zu dir - um das Geschenk der Reue und der Zerknirschung über deine Sünden und über die Sünden aller Männer und Frauen aller Zeiten.

In solcher Haltung wage ihr dann zu sagen: Du, meine Mutter, mein Leben, meine Hoffnung: halte mich fest an deiner Hand... Wenn es zur Stunde in mir irgendetwas gibt, das Gott, meinem Vater, mißfällt, so laß es mich erkennen. Zusammen wollen wir es dann mit den Wurzeln herausreißen.

Setze dein Gebet in kindlichem Vertrauen fort: O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria: bitte für mich, damit ich den so überaus liebenswerten Willen deines Sohnes zu erfüllen vermag und so würdig werde, die Verheißungen unseres Herrn Jesus Christus eines Tages glückselig an mir erfüllt zu sehen.

Im Feuer der Schmiede, 161

Besser werden heißt, mehr für die anderen da sein

Es ist unmöglich, wie ein Kind Maria zu begegnen und dabei nur an sich selbst, nur an die eigenen Probleme zu denken. Es ist unmöglich, der Jungfrau zu begegnen und egoistische persönliche Probleme mit sich herumzutragen. Maria führt zu Jesus, primogenitus in multis fratribus, der Erstgeborene unter vielen Brüdern. Jesus kennenlernen ist daher gleichbedeutend mit der Einsicht, daß unser Leben keinen anderen Sinn haben kann als den der Hingabe im Dienst am anderen. Ein Christ darf sich nicht bloß mit seinen persönlichen Problemen beschäftigen, er muß die ganze Kirche vor Augen haben und an die Rettung aller Menschen denken.

So gesehen sind sogar jene Dinge, die man als ganz privat und persönlich ansehen könnte, wie die Sorge um das eigene innere Wachstum, in Wirklichkeit nichts Persönliches, denn Heiligung und Apostolat bilden eine Einheit. Deshalb müssen wir uns in unserem inneren Leben anstrengen und uns um die christlichen Tugenden bemühen, bedacht auf das Wohl der ganzen Kirche; denn wir können nichts Gutes tun, noch den Namen Christi verbreiten, wenn uns das aufrichtige Bestreben fehlt, die Lehre des Evangeliums in eine gelebte Wirklichkeit umzusetzen.

Von diesem Geist durchdrungen, wird unser Gebet, auch wenn es mit scheinbar persönlichen Themen und Vorsätzen beginnt, letztlich immer um die verschiedenen Möglichkeiten kreisen, den anderen zu dienen. Und wenn uns Maria an der Hand führt, wird sie dafür sorgen, daß wir uns als Brüder aller Menschen fühlen; denn wir alle sind Kinder dieses Gottes, dessen Tochter, Braut und Mutter sie ist.

Christus begegnen, 145

Zu ihr rufen als unserer Mutter

Betrachten wir auch oft in ruhigem, stillem Gebet alles, was wir von unserer Mutter gehört haben. Als Frucht davon werden sich in unsere Seele viele Merksätze einprägen, die es uns ermöglichen, ohne Zögern zu ihr zu eilen, wenn wir nirgendwo sonst noch Halt finden. Aber ist das nicht bloß persönlicher Eigennutz? Gewiß. Nur - weiß eine Mutter nicht, daß die Kinder für gewöhnlich etwas eigennützig sind und daß sie sich oft an sie als letzte Zuflucht wenden? Eine Mutter weiß das, und es macht ihr nichts aus: sie ist eben Mutter, und ihre selbstlose Liebe vermag hinter der Fassade unseres Egoismus doch kindliche Zuneigung und festes Vertrauen zu entdecken.

Weder für mich noch für euch möchte ich die Verehrung der Mutter Gottes auf solch eindringliche Notrufe beschränken. Doch scheint mir, daß wir uns nicht gedemütigt fühlen müssen, sollte es uns einmal so ergehen. Eine Mutter führt ja nicht Buch über die Liebeserweise der Kinder, sie wägt und mißt nicht mit kleinlichen Maßstäben. Eine winzige liebevolle Aufmerksamkeit ist für sie wie Sonnenschein; sie gibt viel mehr, als sie empfängt. Wenn es bei einer guten irdischen Mutter schon so ist, dann stellt euch vor, was wir von unserer Mutter Maria erhoffen dürfen.

Freunde Gottes, 280

Uns selbst ihr schenken

Heute noch erneuere ich morgens und abends - und nicht nur gelegentlich, sondern täglich - das Aufopferungsgebet, das mich meine Eltern gelehrt haben: O meine Herrin, o meine Mutter! Dir gebe ich mich ganz hin. Und als Erweis meiner kindlichen Liebe weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meine Zunge, mein Herz... Ist das nicht irgendwie ein Anfang der Kontemplation und ein echter Beweis des vertrauenden Sich-Überlassens? Was erzählen sich Liebende, wenn sie sich treffen? Wie verhalten sie sich? Sie opfern alles, was sie sind und haben, für den Menschen, den sie lieben.

Freunde Gottes, 296

Alle Tage sind Tage Mariens

Geizen wir nicht mit Liebeserweisen an den Festtagen Unserer Lieben Frau, erheben wir öfter als sonst das Herz zu ihr, indem wir sie um das Nötige bitten, ihr für ihre ständige mütterliche Fürsorge danken und ihr die Menschen anempfehlen, die wir lieben. Wenn wir uns aber wirklich wie gute Kinder verhalten wollen, dann werden wir alle Tage gleichermaßen geeignet finden, um unserer Mutter Liebe zu erweisen, nicht anders als Menschen es tun, die sich wirklich lieben.

Freunde Gottes, 291