Nach der Überquerung der Pyrenäen und einer kurzen Zeit in Pamplona entschied sich der Gründer für Burgos als seinen Aufenthaltsort. Dort blieb er vom 8. Januar 1938 bis zum 27. März 1939, als er nach Madrid umzog.
Drei wesentliche Gründe sprachen für diese Entscheidung: Burgos war die Stadt, die die besten Zugverbindungen zu den anderen Provinzhauptstädten jenes spanischen Teils hatte, den man die „Nationalzone“ nannte, im Unterschied zu dem unter der Republik verbliebenem Gebiet, das „republikanische Zone“ hieß. Auf Grund der geographischen Lage wurde Burgos zum Bezugspunkt für die Besuche von Angehörigen des Opus Dei, die an der Kriegsfront in der „Nationalzone“ Dienst taten.
Ein weiterer wichtiger Grund für die Wahl dieser Stadt bestand darin, dass dort der mit Escrivá befreundete Priester Casimiro Morcillo wohnte, der verantwortlich für die organisatorischen Strukturfragen der Diözese Madrird-Alcalá war. Ein dritter Grund war, dass aus kriegsbedingten Umständen in Burgos viele seiner Bekannten wohnten, mit denen er den Kontakt weiter pflegen wollte.
Es leuchtet ein, dass ihn ausschließlich apostolische Gründe bewegten, nach Burgos zu ziehen, wenn man bedenkt, dass er damals ein unbekannter 36jähriger Priester war, der nur in einigen kirchlichen Kreisen seiner aragonesischen Heimat und in Madrid bekannt war. Es ist bezeichnend für diese Tatsache, dass in keiner der damaligen Zeitungen oder sonstigen Medien seine Ankunft oder seine Aufenthalt registriert wurde.
Wohl hatte er aufgrund seiner priesterlichen Arbeit viele Menschen betreut, und überhaupt mit vielen tausend Menschen Umgang gehabt. Aber wenn man von Studenten und Universitätsprofessoren absieht, waren die meisten von ihnen Menschen, die im normalen bürgerlichen Leben keine Rolle spielten: Sterbenskranke aus den Spitälern, bedürftige Familien in Slums, Kinder aus dem Elendsring um die Stadt oder Waisenkinder und kleine „Strolche“ aus dem Asyl Porta Coeli.
Zu bedenken ist außerdem, dass das Opus Dei damals mehr oder weniger unbekannt war. Es bestand aus ein paar Dutzend Studenten, von denen die meisten in der einen oder anderen Zone weit verstreut waren, je nachdem, wo der Anfang der Kämpfe sie erwischt hatte. Außerhalb der Madrider Universitäts- und Kirchenkreise waren das Werk und sein Gründerk kaum bekannt.
Vgl. zu diesem Thema:
CASCIARO, Pedro, Nicht einmal im Traum. Vorwort von Javier Echevarría, Adamas Verlag, Köln 2002
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