Vor ungefähr 25 Jahren entstand im Herzen von Chicago das Metro Achievement Center, Seine Einrichtung geht auf den hl. Josefmaria zurück, der sich leidenschaftlich für soziale Entwicklung und die Erziehung der Jugend einsetzte. Metro ist ein Beispiel unter vielen anderen Sozialprojekten auf der ganzen Welt, die das Opus Dei ins Leben ruft. Überall geht es darum, Menschen mit geringen wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten eine akademische Ausbildung zu ermöglichen und Anregungen für ihr christliches Leben zu vermitteln.(1)
Metro begann zunächst mit sehr wenigen Mädchen. Waren es 1985 noch 40, die am ersten Sommerprogramm teilnahmen, so sind es heute ungefähr 500 Jugendliche im Alter zwischen 8 bis 18 Jahren aus Chicago, die davon profitieren. Seit seiner Gründung haben etwa 5000 Mädchen die Angebote besucht und konnten dadurch Hilfe erfahren. Metro macht es sich zur Aufgabe, diese jungen Frauen zu motivieren und ihnen die Mittel an die Hand zu geben, bessere zu lernen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln durch entsprechende Programme im Sommer oder Freizeitaktivitäten neben der normalen Schularbeit. Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, ihnen durch Unterrichte eine solide akademische Ausbildung zu ermöglichen und ihre Charakterbildung durch ein entsprechendes Erziehungsprogramm, das zum Erwerb menschlicher Tugenden anregt, zu fördern.
Das Bildungsprogramm stützt sich auf zwei Aspekte der Soziallehre der Kirche: die Würde der Person und die Anerkennung der Eltern als Hauptverantwortliche für die Erziehung ihrer Kinder.
Was zeichnet Metro unter den vielen anderen Bildungsangeboten in Chicago besonders aus? Ohne Zweifel ist es der Einsatz, vielen Familien in dieser Millionenstadt eine Hilfe anzubieten, eine Sichtweise von Entwicklungshilfe, die auf den hl. Josefmaria zurückgeht. Neben dem äußerst reichhaltigen Erziehungsprogramm stellen zwei Aspekte der Soziallehre der Kirche einen weiteren wichtigen Pfeiler dar: die Würde der Person und die Anerkennung der Eltern als Hauptverantwortliche für die Erziehung ihrer Kinder. Das Erschließen konkreter Wege zur Stärkung und Wiedergabe dieser Lehre stellt dabei einen wichtigen Teil unserer Aufgabe und ist unserer institutionellen Charakteristik dar.(2)
Das soziale und historische Umfeld
Die wachsende Zahl von Zuwanderern sowie die daraus resultierenden Verschiebungen innerhalb der Bevölkerung von Chicago stellen eine große Herausforderung für alle sozialen und erzieherischen Tätigkeiten der Stadt dar, die inzwischen die drittgrößte Stadt der USA ist. Im gleichen Maße wie junge Berufstätige in gerade neu belebte und verschönerte Stadtviertel ziehen, findet in anderen Stadtgebieten oder in den Außenbezirken ein Zuwanderung vornehmlich von Afroamerikanern statt, die über geringere Einkünfte verfügen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Hispanics, die in großer Zahl nach Chicago kommen und das ethnische Bild der Stadt stark prägen. Seit dem Jahr 2000 sind die staatlichen und karitativen Programme explosionsartig angestiegen. Sie sind ein Versuch, erforderliche Hilfen wirtschaftlicher, sozialer und erzieherischen Art anzubieten.
Seit einiger Zeit verzeichnen die öffentlichen Sekundarschulen in Chicago einen enormen Anstieg an Schulabbrüchen. Ungefähr 30 % der Schüler verlassen die Schulen ohne Abschluss. Das sind doppelt so viele wie vergleichsweise in Illinois die Schule abbrechen. Als Antwort auf diese alarmierende Entwicklung hat man in Chicago ungefähr 600 außerschulische Programme ins Leben gerufen, um gerade diesen Schülern Hilfen anzubieten, die Ausbildung doch fortzusetzen. Ungefähr 83 % der Schüler der öffentlichen Schulen kommen aus Familien mit geringem Einkommen und gehören weitgehend zu Minderheiten wie Afroamerikanern (44% ) bzw. sind Latinos (41 %). (3) Metro hat sich genau auf diese Bevölkerungsgruppe spezialisiert.
Schüler von mehr als 125 öffentlichen oder unabhängigen Schulen oder privaten Einrichtungen sehen in Metro eine große Hilfe, um ihre akademische Ausbildung zu ergänzen. Etwa 63% der Schülerinnen kommt aus öffentlichen Schulen; 95 % gehören zu Minderheiten wie Hispanics, Afroamerikanern und Asiaten. Seit dem Jahre 2000 haben 100% der Schülerinnen von Metro einen Sekundarabschluss in ihrer jeweiligen Schule gemacht und später ein Universitätsstudium angeschlossen. Das bedeutet für die meisten von ihnen, dass sie zu den ersten in ihren Herkunftsfamilien gehören, die einen Zugang zu akademischen Bildungsangeboten bekommen haben.
Mehr als ein Sozialprogramm
Metro liegt im Westen der Stadt, wo sich auch das Finanzzentrum von Chicago befindet. Um zum Unterricht zu kommen, müssen die Schülerinnen von Metro von den Randgebieten aus, wo sie wohnen, die Stadt durchqueren. Die Begegnung und der Umgang mit Studentinnen aus anderen Stadtteilen und Schulen trägt dazu bei, rassistische Vorurteile und Rivalitäten zwischen den Vierteln zu entschärfen und eine Haltung der Einheit und Solidarität zu fördern. In einem Interview, dass er 1966 der New York Times gab, sprach der hl. Josefmaria über den Wert der Arbeit in „Midtown Center“( einer ähnlichen Einrichtung wie Metro, die sich an Jungen richtet). „Eine der Hauptaufgaben…besteht darin ein besseres gegenseitiges Verständnis und ein aufgeschlosseneres Zusammenleben der verschiedenen dort wohnenden Volksgruppen zu fördern.“(4) Metro kann auf etwa 200 Universitätsstudentinnen zurückgreifen, die freiwillig dort mitarbeiten. So haben die Jugendlichen aus dem Stadtzentrum die Möglichkeit, mit dem Universitätsmilieu z.B. dem Bereich der Wirtschaft und anderer Unternehmen in Kontakt zu kommen. Sie lernen damit neue und unterschiedliche soziale Milieus kennen. Die Verschiedenheit der Einzelnen gleicht einem Mikrokosmos der städtischen Bewölkerung Chicagos. Die Erfahrung hat bewiesen, dass die Anstrengung von Metro, die Jugendlichen mit anderen Umfeldern in Berührung zu bringen, sie bestens darauf vorbereitet, sich später leicht und vertrauensvoll in den neuen und unterschiedlichen Umfeldern zu bewegen, auf die sie in der Universität, in der Arbeitswelt oder in der Ausübung ihres Berufes stoßen.
Der Umgang und die Begegnung mit Studentinnen, die aus anderen Vierteln und aus verschiedenen Schulen und Bildungseinrichtungen kommen, trägt dazu bei, dass rassistischen Vorurteile und Rivalitäten unter den Stadtteilen in den Hintergrund treten und sich ein Geist der Einheit und Solidarität unter den Studierenden bildet.
In der Geschichte haben Katholiken und andere Bürger sich aus berechtigter Sorge heraus gemeinsam für Lösungen eingesetzt, die gerechtere Verhältnisse für Arme und Bedürftige herbeiführen sollten. Die Arbeit von Metro kann man aber nicht einfach unter die Kategorie „eine gerechte Lösung“ einreihen, sie ist vielmehr ein „Werk der Barmherzigkeit“. Dieser Ausdruck beschreibt präziser die Anstrengungen des Zentrums und definiert eher er das, was den hl. Josefmaria zum sozialen Handeln bewegte. Die Barmherzigkeit geht weit über das gerechte Handeln hinaus. Die Barmherzigkeit verlangt, sich persönlich auf die Nöte des anderen einzulassen und ihm weniger aus dem Bewusstsein für Gerechtigkeit als vielmehr aus Liebe beizustehen. Ein Werk der Barmherzigkeit schließt ein, sich die Probleme des anderen zu eigen zu machen und sich des Bedürftigen mit einer gleichzeitig menschlichen wie geistlichen Sorge anzunehmen.(5) Die fünfte Seligpreisung erinnert uns daran: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). Da es, wie der hl. Josefmaria häufig betonte ( Es gibt nur ein Volk, das Volk der Kinder Gottes. Es gibt nur eine Hautfarbe, die Hautfarbe der Kinder Gottes. Es gibt nur noch eine Sprache: eine Sprache, die zum Herzen und Verstand spricht, ohne Worte, aber so, dass sie uns Gott erkennen lässt und uns anhält einander zu lieben.), nur eine Rasse gibt es, nämlich die der Kinder Gottes, war es für ihn ein ernstes Anliegen, sich besonders in den Werken der Nächstenliebe zu engagieren.(6) Diese Überzeugung liegt im Wesentlichen auch unserer Aufgabe zugrunde und beschreibt unser Erziehungsmodell. Metro liegt bewusst mitten im Zentrum der Stadt. Es ist bestrebt, Schülerinnen aus unterschiedlichen ethnischen Vierteln aufzunehmen und mit einander in Berührung zu bringen, statt sich vorwiegend an eine ethnische Gruppierung zu richten. Das wichtigste Prinzip des Zentrums besteht letztlich darin, sich jeder Schülerin ganz persönlich anzunehmen, so wie es ihrer Würde als Tochter Gottes entspricht.
Damit ein Sozialprogramm wirklich ein Werk der Barmherzigkeit wird, muss es im Wesentlichen von einem christlichen Geist getragen sein. Vor Jahren erinnerte uns eine Wohltäterin ähnlicher pädagogischer Einrichtungen in Litauen , die ebenso von Mitgliedern des Opus Dei geleitet werden, daran. Sie sagte: „Ihr wisst nicht, welche Freude es mir bereitet hat zu hören, dass euer Sommerprogramm den Teilnehmerinnen auch die Möglichkeit gibt, am Katechismusunterricht teilzunehmen. Es gibt sehr viele Wohlfahrtsverbände, die soziale Hilfestellung anbieten. Aber dort, wo das Opus Dei solches tut, geht es immer gleichzeitig darum, die Menschen einzuladen, sich Gott zu nähern. Sonst würde es seinen Berechtigungsgrund verlieren.“ Ihre Aussage erinnerte uns an Worte des hl. Josefmaria, die alle die aufrütteln, die sich bemühen, dem Bedürftigen zu helfen. “Erst jetzt hast du den Kern der Botschaft erfasst, die wir Christen allen Menschen bringen: das verborgene Wunder des inneren Lebens. Eine ganz neue Welt ist es, die du ihnen eröffnest.“(7)
Wenden wir jetzt unsere Aufmerksamkeit drei Bereichen zu, die die Vision des hl. Josefmaria bezüglich der Würde jedes Menschen als Kind Gottes besonders prägen und die im Projekt Metro besonders zur Geltung kommen. Zuerst nehmen wir die menschliche und geistliche Entwicklung der Jugendlichen in den Blick. Danach geht es darum zu erklären wie der Glaube besonders in einem säkularen Umfeld gestärkt werden kann. Zuletzt werfen wir einen Blick auf die Bedeutung, die der persönlichen Verantwortung zukommt, wenn es darum geht die Solidarität zu stärken.
Einheit von Menschlichem und Göttlichem
Der hl. Josefmaria benutzte häufig den Ausdruck „Einheit des Lebens” als Ausdruck der Harmonie zwischen verschiedenen Facetten des Lebens. Immer dann nämlich wenn sich eine Person auf die Gotteskindschaft als tragendes Prinzip stützt. Die Einheit des Lebens führt dann zu der Überzeugung, dass die menschlichen und göttlichen Dimensionen unsere Existenz verschieden sind, aber gleichzeitig miteinander verbunden und nicht zu trennen sind. Mit
unterschiedlichen Maßnahmen unterstützt Metro die Einheit zwischen Menschlichem und Göttlichem.
Der Lehrplan unterstreicht vorrangig die Geisteswissenschaften (Lektüre/ schriftlicher Ausdruck) und die mathematischen Kenntnisse. Jede Schülerin erfährt durch seine Tutorin Hilfe bei der Umsetzung und Ausführung ihrer Schulaufgaben. Der interaktive Unterricht in den Fächern Kunst und Sport hilft besonders zur Entwicklung sozialer Kontakte und verbessert die physische Leistungsfähigkeit. Neben den Lehrfächern unterstützen die als außerordentlich wichtig erachteten Unterrichte zur Charakterbildung, die sowohl für die Kinder als auch für die Eltern angeboten werden, die Erlangung menschlicher Tugenden, insbesondere das Übernehmen von Verantwortung sowie Großzügigkeit und Aufrichtigkeit. Jede Teilnehmerin wird persönlich begleitet und durch praktische Hilfen in die Lage versetzt, zu erlernen, wie sie die menschlichen Tugenden ausüben kann. Die menschliche und akademische Bildung wird durch religiöse Angebote ergänzt, die besonders helfen, den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu festigen.
Der Aspekt der Einheit des Lebens ermuntert die Schülerinnen dazu, gut zu arbeiten und dabei gleichzeitig den Dienst an den anderen und am Gemeinwohl in den Blick zu nehmen. Eine Mutter beschrieb das so: „Unsere Töchter werden angeleitet, sich bewusst zu machen, dass es auch heute noch gut ist, gut zu sein.“ Die Idee, dass sich die Arbeit in Gebet verwandeln lässt, indem man sie gut macht und Gott aufopfert, stellt häufig sowohl für den Lehrkörper als auch für die Schülerinnen eine enorme Entdeckung dar.
Eine christliche Einstellung gegenüber den materiellen Gütern zu fördern, ist eine andere Art und Weise, die Einheit des Lebens zu verbessern. Unser Team ist beständig bemüht, Wege zu erschließen, die das plastisch machen, was der hl. Josefmaria mit dem Ausdruck „christlicher Materialismus“ umschrieb. „Der echt christliche Geist, der sich ja zur Auferstehung des Fleisches bekennt, hat sich zu allen Zeiten gegen eine falsche Spiritualisierung empört, ohne Furcht, deshalb als Materialismus verurteilt zu werden. Ja es ist durchaus berechtigt, von einem christlichen Materialismus zu sprechen, der sich mutig allen geistverneinenden Materialismen entgegenstellt."(8).
Auf diesem Hintergrund ist es auch unser Anliegen, eine familiäre Atmosphäre im Unterricht zu wahren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Klassenräume sauber und ordentlich bleiben, da jeder weiß, dass das zu innerer Ruhe verhilft und Ausdruck des Wunsches ist, anderen dienen zu wollen. Im Gebäudekomplex gibt es außerdem eine Kapelle, einen Aufenthaltsbereich für die Eltern und ein Wohnzimmer. Das unterstreicht die erzieherische Bedeutung dieser drei ineinander greifenden Bereiche: Gott, die Eltern und die Familie. Unsere Bildungsarbeit bezüglich der Familien vertrauen wir besonders der hl. Familie an. Im Altarbild der Kapelle sind Jesus, Maria und Josef als „Dreifaltigkeit der Erde“ wie der hl. Josefmaria sie nannte, dargestellt sind. Die gut ausgebildeten Tutorinnen helfen in erster Linie mit ihrem persönlichen Beispiel und dann mit ihren Ratschlägen. Gleichzeitig hilft es uns, dass in jedem Klassenzimmer ein Muttergottesbild ist. Ihrem Schutz und ihrer Liebe empfehlen wir besonders diese Ausbildungsarbeit.
Der ganzheitliche Ansatz der Erziehung – der Geist, sowie das Herz, Leib und Seele anspricht – unterstreicht die Einheit des Menschlichen und Göttlichen in jeder Person und fördert das Wachstum beider Bereiche. In Metro sprechen wir weniger über Selbstliebe als vielmehr über die Würde, die jeder Person durch die Gotteskindschaft zukommt. Die persönliche Selbstbejahung resultiert letztlich aus dem Bewusstsein dessen, was jeder vor Gott wert ist. Im Inneren jeder Person muss es, wie der hl. Josefmaria immer sagte, diese Einheit geben, die wir daher durch die Programme und Aktivitäten von Metro besonders fördern.
Den Glauben in einem säkularen Umfeld fördern
In den USA existiert grundsätzlich Offenheit und Respekt gegenüber der Religion und dem Glauben. Im Frühjahr 2008 sprach Benedikt XVI. während seiner apostolischen Reise in die USA über diese Wirklichkeit wie folgt: „In diesem Land gibt es schon eine langjährige Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Religionen in Bereichen des öffentlichen Lebens…. Mitglieder verschiedenster Religionen begegnen sich, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die das Gemeinwohl fördern und sich gegenseitig besser kennenzulernen.“ (9)
Metro wird von katholischen Laien geleitet und betreut. Sie arbeiten gemeinsam mit Leuten verschiedener Denkrichtungen. Es handelt sich dabei nicht um eine kirchliche Arbeit sondern vielmehr um den Einsatz von Personen, die von der gemeinsamen Sorge beseelt sind, eine Verbesserung der Ausbildung und der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen von bedürftigen Menschen zu schaffen. 1967 betonte der hl. Josefmaria in einem Interview, das er der Zeitschrift „Time“ gab, wie wichtig es ist, dass Christen und Nichtchristen gemeinsam Projekte voranbringen, die die gesellschaftlichen Bedingungen verbessern „und ohne Unterschied von Rasse, Religion und Weltanschauung allen offenstehen“(10). Der hl. Josefmaria forderte die Laien heraus, Verantwortung zu übernehmen, und nach Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu suchen. So sei etwa die Aufgabe, den Lebensstil von Emigranten mit geringem wirtschaftlichen Einkommen anzuheben, keine Arbeit, die ausschließlich Priestern oder Ordensleute vorbehalten sein sollte.
Glücklicher weise kann Metro mit fast 200 berufstätige Frauen und Volontärinnen mit Universitätsniveau rechnen, die mit Hand, Kopf und Herz bei der Sache sind. Fast 76% der Einkünfte, die das Zentrum braucht, um das lehrmäßige Niveau zu halten und Lehrpersonal bereitzustellen, kommen aus Stiftungen, Einkünften bei Sonderveranstaltungen oder individuellen Stipendien zusammen. Die Familien, denen geholfen wird, tragen etwa 5% zur Finanzierung bei. Durch Investitionen wird größtenteils die noch fehlende Restfinanzierung gedeckt. Metro bekommt keine staatlichen Zuschüsse.(11)
Der hl. Josefmaria forderte die Laien heraus, in Wahrnehmung ihrer persönlichen Verantwortung Lösungen für die Probleme der Gesellschaft zu suchen.
Im Studienplan von Metro steht wöchentlich an erster Stelle das Angebot der reinen Lernfächer wie der Unterrichte zur Charakterbildung. Besonderen Wert wird auf die monatliche religiöse Weiterbildung gelegt, die allen, die es wünschen, bessere Kenntnisse im Bereich des katholischen Glaubens vermittelt. Die Schülerinnen entscheiden sich frei zur Teilnahme, müssen dafür aber die Zustimmung ihrer Eltern einholen. Metro fragt bei der Einschreibung niemanden nach seinem religiösen Bekenntnis .Trotzdem nehmen fast 85% der Schülerinnen das Angebot religiöser Weiterbildung gerne wahr. Ein Priester steht regelmäßig für die geistliche Betreuung sowohl der Schülerinnen als auch der Lehrerinnen und der freiwilligen Helferinnen zur Verfügung. Da der hl. Josefmaria allen Menschen unabhängig von ihrer religiösen Weltanschauung große Wertschätzung und Hochachtung entgegenbrachte, ist es auch Metro ein Anliegen, eine natürliche und positive Haltung gegenüber dem Glauben und der religiösen Weiterbildung zu vermitteln. Schülerinnen wie Volunteers jedweder religiösen Praxis sollen ihre menschlichen und spirituellen Anlagen voll entfalten. In diesem „Glaubensfreundlichen Ambiente“ entdecken Schülerinnen, Eltern oder Freiwillige jedweder religiösen Glaubensrichtung oft den Glauben oder beginnen, sich wieder für ihn aufzuschließen. In den letzten Jahren haben sowohl verschiedene Freiwillige als auch Schülerinnen des Zentrums die Taufe empfangen oder sind wieder zur katholischen Kirche zurückgekehrt. Eltern haben das Ehesakrament empfangen und die Freude erleben dürfen, die ein Leben aus der Gnade bewirkt.
Eine große Hilfe, um den Bezug zwischen Leben und Glauben wieder herzustellen, ist die Tatsache, dass die Kapelle in der Mitte zwischen allen Lehrräumen ihren Platz gefunden hat. Alle wissen, dass sie jederzeit dort eintreten und beten können. Für das Leitungsteam steht ebenfalls die Kapelle im Mittelpunkt all ihrer Bemühungen. Es ist für sie ein geheiligter Ort, der sie einlädt, für die Nöte all derer zu beten, die jeden Tag ins Zentrum kommen. Für das Leitungsteam vonMetro ist der Tabernakel der Kapelle der Ausgangspunkt all ihres Einsatzes, ohne dass das Zentrum dadurch seinen säkularen Charakter einbüßen würde. Es ist nämlich keine kirchliche Einrichtung, sondern wird von normalen Bürgern getragen. Es sind Angehörige der Prälatur Opus Dei, die zusammen mit anderen in Ausübung ihrer Freiheit und unabhängig von ihrer Religion diese Sozialinitiative voranbringen.
Die Kapelle im Herzen der Einrichtung erinnert alle daran, wie natürlich unser Umgang mit Gott sein sollte inmitten der normalen und gewöhnlichen Dinge unseres Lebens. So kann das Studium, die Arbeit, die Freundschaft und das freiwillige Dienen in Verbindung mit Gott gebracht werden. Vor einiger Zeit besuchte ein jüdischer Geschäftsmann das Zentrum. Nach Beendigung seines Rundgangs kommentierte er, dass auch er als spiritueller Mensch vom Glauben her seinen Blick auf den Menschen richtet und es ihn erfreue zu sehen, dass auch in Metro dieses unsere Hauptblickrichtung ist. Auch für ihn sei der Glaube ein wesentlicher Aspekt für die Würde des Menschen und sein Streben nach Glück.
Vorrang des Einzelnen vor der Institution: persönliche Verantwortung im Bemühen um Solidarität
Jeder Gesellschaft ist ein Netz von Strukturen und Institutionen eigen. Finanzinstitute und Geschäftszentren beeinfussen und regulieren den wirtschaftlichen Wohlstand. Globale Netzwerke und Kommunikationssysteme haben Einfluss auf unsere Art zu arbeiten und miteinander zu kommunizieren. Schon zu Beginn des 20. Jahrhundert war es deshalb ein Anliegen der Kirche, globale Strukturen zu entwickeln, um besonders Bedürftigen zu helfen. Auch heute ist das Verhalten Jesu noch aktuell, der sich immer jedes Menschen einzeln annahm, ihn stärkte und heilte. In den Gleichnissen hebt Christus gerade den Wert jeder einzelnen Person hervor, die unmittelbar vom barmherzigen Gott geliebt sind und von ihm, dem Vater, in ihrer Einzigartigkeit gesucht werden.
Obwohl Metro in Wirklichkeit den Charakter einer Institution hat, versucht es letztlich eine Plattform zu sein, auf der sich verschiedene Personen treffen und in Beziehung treten können. Der hl. Josefmaria warnte die Gläubigen des Opus Dei davor, nur den institutionellen Charakter zu pflegen und letztlich den Vorrang der Personen und deren Familien aus den Augen zu verlieren, auch wenn man in Sozialinitiativen oder Erziehungsmaßnahmen arbeitet, die eine Hilfe für die weniger Begüterten sein sollen. Metro ist abhängig von der wirtschaftlichen Unterstützung. anderer Körperschaften und Verbände; auch dabei ist man bestrebt, hinter diesen Einrichtungen die einzelnen Menschen zu sehen, die zur Hilfe bereit sind. In der Enzyklika „Caritas in Veritate“ von Benedikt XVI. wird der Vorrang der Personen auf diese Weise beschrieben. „In den Beiträgen zur Entwicklung muss das Prinzip der zentralen Stellung der menschlichen Person sichergestellt sein, die das Subjekt ist, das in erster Linie die Verpflichtung zur Entwicklung auf sich nehmen muss.“(12).
SDer hl. Josefmaria würde sagen, dass die Antwort auf die Ungerechtigkeit gerade darin besteht, dass die Einzelnen sich gerecht verhalten; denn wenn die Einzelnen die Gerechtigkeit pflegen, dann werden im Verlauf der Zeit auch die Institutionen, in denen sie arbeiten gerecht handeln.(13) Der Gründer des Opus Dei bestand wiederholt darauf, dass jeder nicht nur Gerechtigkeit walten lassen muss, sondern dass er sich vor allem von der Liebe leiten lassen muss. „Seid überzeugt, dass Ihr mit der Gerechtigkeit alleine niemals die großen Fragen der Menschheit werdet lösen können;(…) die Würde des Menschen, der ja ein Kind Gottes ist, verlangt viel mehr. Die Liebe muss alles von innen beleben und von außen begleiten, dann mildert sie alles; sie vergöttlicht alles: Gott ist die Liebe.“(14) Bezüglich der Rassenprobleme die es in den USA gibt, erklärte der hl. Josefmaria die Verbindung zwischen Gerechtigkeit und Liebe wie folgt: „Ein Christ wird sich stets darüber im Klaren sein, dass es für ihn nicht genügt, die Rechte der anderen Menschen zu achten, dass er vielmehr in allen Menschen Brüder sehen muss, denen wir aufrichtige Liebe und selbstlosen Dienst schulden."(15)
Im Letzten wird in Metro die Freundschaft als der Kontext und das Mittel gesehen, um die soziale Integration zu erreichen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass persönlicher Umgang, Aufmerksamkeit und Widmung sowohl bezüglich des akademischen Fortschritts, als auch im persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen und spirituellen Bereich, eine unschätzbare Hilfe für alle Beteiligten darstellt und dazu führt, erwachsene, reife und großzügige Menschen heranreifen zu lassen, die fähig sind, für andere da zu sein. Die stete individuelle Widmung, die jede der Jugendlichen seitens des administrativen Personals, sowie von Lehrern, Tutorinnen und anderen Helfern im Zentrum Metro erfährt, ist eine Konsequenz der Überzeugung, dass es im Letzten nicht die Strukturen sind, die den Fortschritt bewirken, sondern die Menschen. Unsere Anstrengung inspiriert sich an Worten Benedikt XVI. in der Enzyklika „Deus caritas est“ über die christliche und kirchliche Liebe: „Berufliche Kompetenz ist eine erste und grundlegende Notwenigkeit, aber sie alleine genügt nicht. Es geht ja um Menschen und Menschen brauchen immer mehr als nur eine bloß technische Behandlung. Sie brauchen Menschlichkeit!“(16)
In diesen 25 Jahren des Bestehens von Metro hat die bedingungslose Liebe des hl. Josefmaria zu jedem Menschen unsere Arbeit in Chicago getragen.
Jedes Jahr von neuem ist die persönliche Betreuung, die der Hauptpfeiler von Metro ist, dank der 200 Volontärinnnen, die in ca. 500 Familien arbeiten, gewährleistet. Der hl. Paulus erinnert uns im Korintherbrief daran, dass die Geduld, die Liebenswürdigkeit und die Hoffnung Beweise einer dauerhaften Liebe sind.(17)
Zusammenfassend lässt sich bezeugen, dass es die beständige Liebe zu jedem Menschen war, an der sich die Arbeit des Metro Achievement Center in Chicago orientiert hat. Diese Perspektive ermuntert die Christen, positive Lösungen zu entdecken und anzuwenden, denn “ wer sich als Kind Gottes weiß, kann nicht einem Klassendenken, einerlei welcher Art verhaftet sein. Ihn bewegen die Sorgen aller Menschen. Er versucht im Geist der Gerechtigkeit und der Liebe unseres Erlösers zur Bewältigung der Probleme beizutragen.”(18) SSeine tiefe Überzeugung ist es, dass ein wirklicher menschlicher Fortschritt sich nur dann einstellt, wenn die gesamte Person sich mit Leib und Seele aufrichtig geschätzt weiß. Das allein gibt der Erziehungsarbeit die Kraft und den Schwung, um zum Wiederaufbau in unserer Gesellschaft beizutragen. Unsere Erziehungsarbeit ist immer wirksam, wenn wir den Menschen in der Überzeugung begegnen, dass sie Kinder Gottes sind.
Die Verfasserin des Textes, Frau Sharon Hefferan, ist Leiterin des Metro Achievement Center
1) Die Midtown Educational Foundation de Chicago unterstützt finanziell das 1965 eröffnete Midtown Center für Jungen, und Metro Achievement Center für Mädchen und Frauen, das 1985 seine Tätigkeit aufgenommen hat.
2) Metro versucht, die Worte des Papstes aus seiner letzten Enzyklika umzusetzen: «Das [soziale] Interesse darf nie nur eine abstrakte Haltung sein» (Vgl. Benedikt XVI., Enz. Caritas in Veritate, 29.6.2009, Nr. 47)
3) Der Catalyst Chicago stellt eine tiefgreifende Analyse der pädagogischen Tendenzen in den öffentlichen Schulen von Chicago auf. Die Statistiken, auf die Bezug genommen wird, entsprechen dem Bericht von 2009.
4) Interview von Tad Szulc von der New York Times, 7.10.1966, veröffentlicht inGespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, Nr. 56.
5) Vgl. Gerald Vann, The Divine Pity: A Study in the Social Implications of the Beatitudes. Fount Paperbacks, 1985. S. 120.
6) «[...] Es gibt nur ein Volk, das Volk der Kinder Gottes. Es gibt nur eine Hautfarbe, die Hautfarbe der Kinder Gottes. Es gibt nur noch eine Sprache: eine Sprache, die zum Herzen und Verstand spricht, ohne Worte, aber so, dass sie uns Gott erkennen lässt und uns anhält einander zu lieben.» Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 106.
7) Hl. Josefmaria, Die Spur des Sämanns, Nr. 654
8) Hl. Josefmaria, Die Welt leidenschaftlich lieben, in Gespräche, Nr. 115.
9) Benedikt XVI., Ansprache vor Vertretern verschiedener Religionen am 17.04.2008
10) Interview von Peter Forbath vom Time Magazine, 15.4.1967, veröffentlicht in Gespräche, Nr. 27.
11) Vgl. Midtown Educational Foundation, Jahresbericht, 2009-2010.
12) Benedikt XVI., Enz. Caritas in Veritate, 29.6.2009, Nr. 47
13) Vgl. José Luis Illanes. “Trabajo, Justicia y Caridad” in Mundo y santidad, Eunsa, 1996, S. 227.
14) Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 172.
15) Gespräche, Nr. 29.
16) Benedikt XVI., Enz. Deus Caritas est, 25.12.2005, Nr. 31
17) Vgl. 1 Kor 13
18) Die Spur des Sämanns des Sämanns, Nr. 303