“John Paul II – We love you”

Über “das Normalste der Welt”, weltweite Gemeinsamkeit im Glauben an Jesus Christus

Fabian Moss, 19, Abiturient, ist Leiter einer Jugendgruppe im Kölner Club Feuerstein und Teamleiter beim Weltjugendtag. Fabian berichtet für die Beilage „Werte und Wandel“ der Bielefelder Tageszeitung Westfalen-Blatt, wie er auf dem Weltjugendtag in Rom eine neue Dimension seines Glaubens entdeckte.

“John Paul Two – We love you”: So schrieen wir damals, im Jahr 2000 in Rom. Mit “Johannes Paul der Zweite – Wir stehen an Deiner Seite” hatten wir Deutsche gegen zwei Millionen junge Kehlen in Tor Vergata keine Chance. Ich bin gespannt, was bei Weltjugendtag in Köln geschrieen wird. Es muß sich auf Benedikt reimen.

Ich habe damals mitgeschrieen. Warum, konnte ich mir nicht erklären. Ich hatte auch beim Fußball schon mitgeschrieen. Aber hier war es anders. Da war jemand, den ich noch nie gesehen hatte und den ich nur über die heimische Berichterstattung kannte: Johannes Paul II. Der Papst! Viel wusste ich nicht über ihn. Aber die Begegnung werde ich nicht vergessen. Ich war 14 und also regelwidrig da. Der Weltjugendtag ist für 16- bis 30-Jährige. Aber man ist ja flexibel. In Köln genüge ich jetzt der Regel. Und das war gleich klar: ich bin dabei. Ich stecke schon mitten drin. Ich soll zwanzig von den 31.000 Volunteers einweisen. Als einer der 1.200 „Kernteamer“, die sich zur Vorbereitung regelmäßig treffen. Prima Typen. Da hat man schnell Freunde.

In Rom war ich natürlich zunächst beeindruckt von dem, was durch den Anstoß des Papstes zustande gekommen war. Zwei Millionen junger Leute aus der ganzen Welt, um... Ja, um was eigentlich? Ich muss zugeben, ich wusste es nicht. Mein Beweggrund war jedenfalls, eine schöne Woche mit meinen Freunden zu erleben. Und die anderen? Zauberwirkung von „Welt“ und „Jugend“? International war das Ganze wirklich. Ob mit Japanern, Nepalesen, Marokkanern, Kanadiern, Franzosen, Italienern, Polen, Spaniern, man kam unglaublich schnell ins Gespräch - freundlich und offen, als wollten sie sagen „Ich freue mich, daß du auch hier bist“. Beinahe rund um die Uhr spontane Treffs in den Straßen Roms.

Ich wüßte wirklich gerne, auf wie vielen Gruppenfotos ich in die ganze Welt verschleppt wurde. Als wir in unserer Gastpfarrei St. Eugenio ankamen, mitten in Rom, spielte im Innenhof eine Band, und die bereits Anwesenden tanzten. Die meisten hatten sich noch nie vorher gesehen. Die Jugend feierte. Auch Bühnenfestivals, Konzerte, Veranstaltungen im Stadion, Sprechgesänge unter dem Fenster des Papstes.

Nicht weniger Zuspruch fanden aber auch die Möglichkeiten der Besinnung und persönlichen Einkehr. Was mit erst später klar wurde: Das Wort katholisch bedeutet „weltweit“. Weltweite Gemeinsamkeit im Glauben an Jesus Christus. Hier war das anfassbar, als sei es das Normalste von der Welt. Ganz anders als zu Hause. Die Leute beteten öffentlich den Rosenkranz. Das Kolosseum war in einen riesigen Beichtstuhl verwandelt, aus dem Schlangen von zehntausenden Menschen hervorquollen. Getreu dem Motto „Öfter mal Neues wagen“ habe ich dann auch mal wieder gebeichtet.

Unbeschreiblich die Vigilfeier mit dem Papst am Samstagabend in Tor Vergata - nach mehreren Stunden Bus- und Bahnfahrt in schier unglaublicher Hitze. Schließlich geht es dann zu Fuß am schnellsten - in einer Schlange von mehreren hunderttausend Menschen. Es wird Abend. Der weiße Hubschrauber am Himmel, die Hymne des Vatikans in den Lautsprechern. „Der Papst!“ Alle stehen auf. Die meisten rennen los. Richtung Papst. Die Bildschirme beherrscht ein junger Mann, der Absperrungen und Ordner hinter sich gelassen hat. Die Ordner hinter ihm her. Keine 100m vor dem Hubschrauber werfen sie sich auf ihn. Wie beim Rugby. Der erste große Applaus des Abends für den Ausreißer. Der Papst fährt durch die Menge, grüßt und grüßt. Jetzt die Vigilfeier – in einem endlosen Kerzenmeer. Unvergeßlich. Toll!

Wie Johannes Paul II. wird auch Benedikt XVI. fragen: „Wer ist es, den ihr sucht?“ Und der Ruf „Christus, Christus“ wird auch in Köln aus abertausend Kehlen dringen.

von Fabian Moss