Spuren unseres Glaubens
Wege durch das Heilige Land
Die neunte Station der Via Dolorosa hat uns schon sehr nahe an den Kalvarienberg heran geführt. Bis hierhin haben wir den Herrn mit dem Kreuz auf den Schultern begleitet. Er hat den Weg zurückgelegt, der von der Volksfrömmigkeit überliefert ist. Jetzt werden wir Zeugen des wichtigsten Geschehens unseres Glaubens, das gleichzeitig das Heiligste des gesamten Heiligen Landes darstellt: Wir erreichen den Ort, an dem Christus gekreuzigt und später begraben wurde, und an dem er nach drei Tagen von den Toten auferstanden ist. (Apostolisches Glaubensbekenntnis)
Zwischen dem Kalvarienberg und dem Grab des Herrn liegen es kaum zehn Meter. Das gesamte Geschehen des Karfreitags ist innerhalb der Grabeskirche abgebildet. Von den orthodoxen Christen wird die Grabeskirche Auferstehungskirche genannt. Dem Pilger erscheint sie als eine eigenwillige Architektur, die zunächst ungeordnet und chaotisch wirkt. Von außen betrachtet erscheint sie als ein Gewirr von Kuppeln und später hinzugefügten Bauabschnitten, aus dem ein gedrungener Turm herausragt. Über einer Ansammlung von verschiedenen Gebäuden und Terrassen erheben sich zwei Kuppeln, eine größer als die andere. Sie machen die typische Silhouette von Jerusalem aus. Im Inneren gibt es eine große Ansammlung von Altären und Kapellen größeren oder kleineren Ausmaßes, die von Mauern begrenzt oder offen sind und auf verschiedenen Ebenen liegen, die durch Treppen miteinander verbunden sind.
Dieses überraschende Bild ist das Ergebnis einer äußerst wechselhaften Geschichte. Möglicherweise gibt es keinen anderen Ort auf der Welt, an dem so viel gebaut, wieder abgerissen und wieder erneuert wurde, an dem es Erdbeben und daraufhin erneute Instandsetzungen gab. Dazu kommt, dass die Grabeskirche zum einen Eigentum der katholischen Kirche ist – vertreten durch die Franziskaner, die die Heiligen Stätten seit 1342 bewachen –, zum anderen aber der griechisch-orthodoxen, der armenischen, koptischen, syrischen und äthiopischen Kirche, die verschiedene Rechte beanspruchen.
Die Schädelstätte
Die Evangelien berichten uns, das sie Jesus an einen Ort namens Golgotha brachten, das heißt übersetzt “Schädelhöhe” ( Mk 15, 22, Mt27, 33, Lk, 23, 33, Joh 19, 17). Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, und Jesus in der Mitte (Joh 19, 18). Der Ort befand sie nahe bei der Stad t(Joh 19, 20), lag aber außerhalb der Stadtmauern. “An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war“ ( Joh 19, 41). “Wegen des Rüsttags der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzen sie Jesus dort bei” (Joh 19, 42).
Bei archäologischen Ausgrabungen hat man in der Nähe des Kalvarienberges weitere Gräber aus dem gleichen Zeitraum gefunden, zu denen man ebenfalls von der Basilika aus gelangen kann. Diese Tatsache belegt, dass sich das gesamte Gebiet damals außerhalb von Jerusalem befand, da das römische Gesetz Bestattungen innerhalb der Stadtmauer verbot. Einige Forscher identifizieren das Gelände mit einem ehemaligen Steinbruch, der später aufgegeben wurde. Sie behaupten, dass der Golgotahügel wohl die höchste Erhebung innerhalb des Geländes war. Das entspräche frühen Aufzeichnungen, die von einem felsigen Gebiet sprechen, wo noch einzelne Steinbrocken herumlagen. Obwohl das Heilige Grab heute fast im Zentrum der Altstadt liegt, müssen wir uns wohl den Ort der Kreuzigung außerhalb vorstellen. Von dort kam man auf die Stadtmauer und einen dorthin führenden Weg sehen. Der Weg führte wohl über ein Gelände, das sich einige Meter über dem Erdboden befand und sich auf einem kleinen Grad zwischen Gärten, die mit Hecken umgeben waren, und anderen Gräbern hinzog.
Trotz vieler Schwierigkeiten haben die Christen diesen Ort immer heilig gehalten. Nach der Niederschlagung des zweiten Aufstands der Juden gegen die Römer ordnete der römische Kaiser Hadrian im Jahre 135 an, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen und eine neue darauf zu erbauen: die Aelia capitolina. Das Gebiet um den Kalvarienberg und das Heilige Grab wurde der neuen urbanen Stadtfläche einverleibt, aufgeschüttet und an der entsprechende Stelle wurde ein heidnischer Tempel errichtet. Gestützt auf eine ältere Quelle berichtet der hl. Hieronymus im Jahre 395: „Von den Zeiten des Hadrian bis zur Herrschaft des Konstantin, in einem Zeitraum von 180 Jahren, wurde an der Stelle der Auferstehung eine Statue des Jupiter verehrt und am Kreuzeshügel ein Bild der Venus aus Marmor, die die Heiden dort aufgestellt hatten. Zweifellos stellten sich die Verfolger vor, dass der Glaube an der Auferstehung und das Kreuz verschwinden würde, wenn die Heiligen Stätten mittels der Idole entweiht wurden.“ (Hl. Hieronymus, Ad Paulinum presbyterum, Ep. 58, 3)
Dieselben Bauten, die den Golgota verdeckten und ihn der Verehrung der Christen entzogen, trugen aber andererseits zu seiner Bewahrung bis ins 4. Jahrhundert bei. Im Jahre 325 bat Makarios, der Bischof von Jerusalem, Kaiser Konstantin um die Erlaubnis, die heidnischen Tempel entfernen zu dürfen, die über den Heiligen Stätten erbaut worden waren. Über dem Grab Jesu und dem Kalvarienberg errichtete man nach der Freilegung ein ehrwürdiges Monument. Der Kaiser schrieb an Makarios: „Es wäre angebracht, dass du in deiner Klugheit mit der notwendigen Voraussicht veranlassen würdest, dass nicht nur eine bessere Basilika erbaut wird, sondern dass die übrigen Reste so ausgestatten werden, dass sie schöner sind als die schönsten der schon bestehenden Bauwerke aller Städte.“ (Eusebius von Caesarea, De vita Constantini, 3, 31).
Dank der Quellenbelege und der archäologischen Ausgrabungen, die vornehmlich im 20. Jahrhundert vorgenommen wurden, wissen wir, dass der Gebäudekomplex sich in drei Teile gliederte, die von Westen nach Osten reichen. Im Osten ein rundförmiges Mausoleum mit dem Grab im Zentrum, die sogenannte Anastasis, was Auferstehung bedeutet; ein quadratischer Hof, der an drei Seiten zum Himmel geöffnete Säulengänge hatte, wo sich der Fels des Kalvarienberges befand und eine Basilika, um dort die Eucharistie feiern zu können.
Die Basilika war fünfschiffig und besaß ein Atrium. Sie wurde Martyrion (Zeugnis) genannt. Die Kirche stammt aus dem Jahre 336. Von diesen alten glanzvollen Bauten aus der Zeit des Konstantin ist allerdings wenig erhalten geblieben. Im Jahre 614 verwüsteten die Perser die Anlage, die später von einem Mönch namens Modestus erneut restauriert wurde. Das Gelände wurde durch Erdbeben und Brände stark beschädigt und schließlich 1009 auf Anordnung des Sultans El-Hakim völlig zerstört. Die aktuelle Anlage geht weitgehend auf die Restaurierungsmaßnahmen des byzantinischen Kaisers Konstantin IX., der im 11. Jahrhundert lebte, zurück, sowie auf die Instandsetzungen durch die Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert und weitere spätere Umbauten.
Am Ende der Via dolorosa
Wir beenden den Gang durch die Via Dolorosa, den wir schon in einem früheren Artikel beschrieben haben. Wir hatten uns an die Hand des hl. Josefmaria begeben: „Im betrachtenden Gebet tritt die Passion unseres Herrn aus dem leblosen Rahmen der Geschichte heraus. Sie ist aber auch nicht mehr Gegenstand frommer Erwägung, sondern sie ersteht vor unserem Auge als das schreckliche, erdrückende, grausame und blutige Opfer, das sie war - als die äußerste Tat der göttlichen Liebe...“ (Die Spur des Sämanns, 993)
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Direkt am Eingang des Heiligen Grabes führen rechts zwei steile Steintreppen bis zur Kapelle des Kalvarienberges, dem Ort der Urteilsvollstreckung, empor. Sie befinden sich ungefähr fünf Meter höher als die Basilika. Senn sie erst einmal oben sien, btrachten die Pilger die zehnte Station.
Auf dem Kalvarienberg angelangt gaben sie ihm etwas Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war – als eine Art Narkotikum –, der die Schmerzen der Kreuzigung etwas lindern sollte. Aber Jesus kostete wohl davon, um sich für diesen Dienst dankbar zu erweisen, wollte ihn aber nicht trinken (vgl. Mt 27, 34). In der vollkommenen Freiheit der Liebe will er den Tod erleiden.
Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus—Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war.
Sie sagten zu einander:
“ Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll.” (Joh 19, 24)
“Ganz entblößt ist nun der Herr, von allem gänzlich entäußert, in vollkommenster Armut. Nur das Kreuz ist sein eigen
Christus ist der Weg, um zu Gott zu gelangen- aber der Christus am Kreuz. Und um das Kreuz zu besteigen, muss das Herz frei sein, losgelöst vom Irdischen( Der Kreuzweg, 10. Station).
11. Station: Jesus wird ans Kreuz geschlagen
Nur wenige Schritte trennen die zehnte von der elften Station. Diese wird an einem Altar verehrt, über dem die Kreuzigungsszene als Mosaik dargestellt ist. Die Kapelle gehört den Franziskanern vom Verein des Heiligen Landes.
Der Herr ist ans Kreuz geheftet. Mitleidlos haben die Henker das Urteil vollstreckt. Jesus hat sie gewähren lassen, mit unendlicher Sanftmut.
Nötig waren solche Folterqualen nicht(...) Aber er hat alles erdulden wollen für dich und mich. Und wir? Noch immer wollen wir uns Ihm entziehen?
Es kann geschehen, dass du einmal- allein vor einem Kruzifix- zu weinen beginnst. Halte die Tränen dann nicht zurück…Aber sieh zu, dass dein Wehklagen sich in einem Vorsatz niederschlägt. (Der Kreuzweg, 11. Station).
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Links neben der Kreuzigungskapelle befindet sich die Kalvarienberg-Kapelle, die Eigentum der griechisch-orthodoxen Kirche ist. Sie befindet sich über dem verehrten Felsen, der zu beiden Seiten des Altars durch eine Glasscheibe zu sehen ist. Darunter ist eine silberne Platte, die im Zentrum eine Öffnung hat und den genauen Ort angibt, an dem das Kreuz aufgerichtet war.
Die Inschrift oben am Kreuz weist auf den Grund der Verurteilung hin: Jesus von Nazareth, der König der Juden (Joh 19, 19). Die Vorübergehenden lästern und verspotten ihn:
Ist Er der König von Israel, so steige Er jetzt vom Kreuz herab (Mt 27, 42).
Einer der beiden Schächer nimmt ihn in Schutz:
Dieser hat nichts Böses getan... (Lk 23, 41)
Dann folgt die demütige, glaubenserfüllte Bitte an Jesus:
-Jesus gedenke mein, wenn Du in Deine Königsherrschaft kommst (Lk 23, 42).
-Wahrlich ich sage dir , heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein (Lk 23, 43)
-Frau, siehe da, dein Sohn
Und zu dem Jünger.
-Siehe da, deine Mutter (Joh 19, 26-27)
Der Himmel verdunkelt sich, und Finsternis breitet sich über die Erde. Kurz vor drei Uhr nachmittags ruft Jesus:
Eli, Eli , lama sabachtani?! Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen. (Mt 27, 46).
Er weiß, bald wird alles vollendet sein. Und damit sich die Schrift erfülle, sagte Er:
-Mich dürstet( Joh 19, 28)
Die Soldaten stecken einen mit Essig gefüllten Schwamm auf ein Schilfrohr und halten ihn an seinen Mund. Jesus nimmt davon. Dann ruft er aus:
-Es ist vollbracht (Joh 19,30)
Der Vorhang des Tempels reißt mitten entzwei, und die Erde betet. Mit lauter Stimme ruft Jesus:
-Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist (Lk 23,46)
Und er stirbt.
Liebe das Opfer, es ist die Quelle des inneren Lebens. Liebe das Kreuz, es ist der Altar des Opfers. Liebe den Schmerz, leere, wie Christus, den Kelch bis zur Neige.
(Der Kreuzweg, 12. Station)
In dem rechten Teil des Felsen ist eine Riss festzustellen, der möglicherweise auf das Erdbeben zurück zu führen ist, dass beim Tod Jesus entstand. “Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten zwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich (Mt 50-51). Einen ähnlichen Spalt kann man in der darunter liegenden Kapelle, die dem Adam geweiht ist, erkennen. Einer alten Tradition zufolge, auf die sich schon Origenes im 3. Jahrhundert bezieht, befand sich dort das Grab des ersten Menschen. Als die Erde sich öffnete gelangte das Blut des Herrn bis zu seinen Überresten und machte ihn so zum Ersterlösten.Diese Legende inspirierte die christliche Tradition dazu, immer einen Totenschädel am Fuß das Kreuzes abzubilden.
13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und seiner Mutter übergeben
Dieses Geschehens wird in Kreuzigungskapelle und in der des Kalvarienberges gedacht an einem Altar, der der Schmerzensmutter gewidmet ist.
Maria, die Schmerzensreiche, harrt aus neben dem Kreuz. Johannes ist bei ihr. Der Abend dämmert schon, und die Juden drängen, der Leichnam möge fortgeschafft werden.
Ein Ratsherr namens Josef, ein edler und gerechter Mann, der aus Arimathäa stammte, kommt auf den Kalvarienberg. Er hat von Pilatus die nach römischem Recht erforderliche Erlaubnis zur Beisetzung der Hingerichteten erwirkt. Er erwartete das Reich Gottes. Er hatte dem Beschluss und vorgehen nicht zugestimmt (Lk 23, 50-51). Auch Nikodemus, der einst des nachts zu Ihm gekommen war, fand sich ein und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, wohl an hundert Pfund” (Joh. 19, 39).
Sie waren nicht als Jünger Christi öffentlich bekannt, weder bei den großen Wundern noch bei dem triumphalen Einzug in Jerusalem waren sie dabei gewesen. Nun aber, zur Zeit des Ungemachs, da alle geflohen sind, fürchten sie sich nicht, sich zum Herrn zu bekennen.
Sie nehmen den Leichnam des Herrn vom Kreuz ab und legen ihn in die Arme seiner Mutter.
Der Kreuzweg, 13. Station
Betrachten wir den Herrn, am ganzen Leib geschunden aus Liebe zu uns (…) Vor diesem zerfetzten Jesus, vor dem leblosen Körper, vom Kreuz herab genommen und der Mutter übergeben, vor diesem zerstörten Jesus könnte man zu dem Schluss gelangen, dieses Geschehen sei der klarste Bewies des Scheiterns. Wo sind die viele, die Ihm folgten? Und wo ist das Königreich, dessen Herannahen er ankündigte?
Jetzt angesichts des Kalvarienberges, da Jesus schon gestorben ist und sich sein herrlicher Triumph noch nicht erwiesen hat, bietet sich uns eine günstige Gelegenheit, unseren Wunsch nach einem christlichen Leben und nach Heiligkeit zu prüfen, mit einem Akt des Glaubens auf unsere Erbärmlichkeiten zu antworten und im Vertrauen auf die Macht Gottes den Vorsatz zu fassen, die alltäglichen Dinge mit Liebe zu tun. Die Erfahrung der Sünde muss uns schmerzen und zu einem reiferen und tieferen Entschluss führen, treu zu sein, wirklich mit Christus eins zu werden und- koste, was es wolle.- in jener priesterlichen Sendung auszuharren, die Er allen seinen Jüngern aufgetragen hat und die uns antreibt, Salz und Licht der Welt zu sein.“
Christus begegnen, 95-96
Wenn du wirklich treu sein willst, dann halte dich ganz dicht an Maria.
Von der Botschaft des Engels bis zu ihrem Leiden unter dem Kreuz hat unserer Mutter Herz und Seele ausschließlich Jesus gehört.
Der Kreuzweg, 13. Station, Betrachtungspunkt 4
Sprich: Meine Mutter- deine, weil du ihr aus vielen Gründen angehörst-, deine Liebe binde mich an das Kreuz deines Sohnes; lass es mir nicht an Glauben, an Mut und Kühnheit fehlen, um den Willen unseres Herrn Jesus zu erfüllen
Der Weg, 497
14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
Beim Rückweg vom Kalvarienberg gelangen wir in das Atrium der Basilika. Dort treffen wir auf den Stein, auf dem der tote Leib Christi einbalsamiert wurde. Er wird besonders von den orthodoxen Christen verehrt. Es handelt sich um einen rötlich gefärbten Stein, der von weißen Adern durchzogen ist. Er erinnert an die liebevolle Sorgfalt, mit der Josef von Arimathäa und Nikodemus den Leib Jesu behandelten.
Mit ihnen will auch ich an das Kreuz herantreten: mit der Wärme meines Herzens will ich Christus, seinem erstarrten, kalten Leichnam, ganz nahe sein… Mit meinen Sühneakten und Abtötungen will ich Ihn vom Kreuz abnehmen… mit dem Linnen eines reinen Lebens will ich ihn einhüllen. In meine Brust will ich Ihn einschließen; in ihr soll Er wie in einem lebenden Felsen geborgen sein, und niemand kann Ihn mir entreißen. Ich will zu Ihm sagen: Ruhe Dich aus, Herr.
Auch wenn Dich alle verlassen und verachten…serviam- ich will Dir dienen, Herr.
Der Kreuweg, 14. Station, Betrachtungspunkt 1
Wenn man sich weiter nach Westen wendet, gelangt man zu einem Rundbau, der Anástasis. Es handelt sich um rundförmig angelegtes Monument, das von einer Kuppel überwölbt wird. Im Zentrum dieser Kapelle befindet sich das Grab des Herrn.
In einem Garten nahe dem Gogothahügel hatte sich Josef von Arimathäa ein Grab in den Felsen hauen lassen. Dort wird Jesus bestattet, denn es ist schon der Vorabend des jüdischen Passahfestes. Josef wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg (Mt 27, 60)
Nichts besaß der Herr, als Er in die Welt kam. Nichts besitzt Er jetzt, da Er von uns geht, nicht einmal das Grab ist sein eigen.
Die Mutter des Herrn- meine Mutter- und die Frauen, die dem Meister seit den Zeiten in Galiläa gefolgt sind, beobachten aufmerksam die Grablegung; dann verlassen auch sie den Ort.
Alles ist überstanden. Das Werk unserer Erlösung ist vollbracht. Jetzt sind wir Kinder Gottes, weil Jesus für uns gestorben ist und sein Tod uns losgekauft hat.
Empti enim estis pretio magno! (1 Kor 6,20), du und ich sind um einen hohen Preis erkauft worden.
Wir müssen uns in das Leben und Sterben Christi selbst hineingeben. Durch Abtötung und Buße sterben, damit Christus durch die Liebe in uns lebet. Und so in die Fußspuren treten, um zu Miterlösern für alle Menschen zu werden.
Das Leben für die anderen hingeben. Nur dann leben wir Christi Leben und werden eins mit ihm.
Der Kreuzweg, 14. Station.