Anfang 1961 kam Toni zum ersten Mal in Berührung mit dem Opus Dei. Sein Ingenieurstudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich neigte sich bereits dem Ende zu. Der christliche Glaube, den er in seiner Jugend noch eifrig gelebt hatte, war verblasst. Denn einerseits hatte er während Jahren in einer ausschließlich vom technischen Denken beherrschten Welt gelebt, in der die „Hypothese Gott“ nicht vorkam. Andererseits wollte der Glaube auch mit seinem selbstgenügsamen Wohlleben nicht zusammenpassen. Toni war zu einem nicht praktizierenden Taufscheinkatholiken geworden.
Erfolgreich – und unerfüllt
Im Verborgenen seines Herzens aber suchte er nach einem Ziel, „für das es sich zu leben lohnt“, nach etwas, „das der Liebe wert war“: So schrieb er später rückblickend an den hl. Josefmaria Escrivá, den Gründer des Opus Dei. Bis dahin hatte er wohl gute, aber rein zeitliche Ziele verfolgt: den beruflichen Erfolg und die Liebe einer Frau. „Über diese Dinge hinaus wagte ich nicht zu schauen; ich hatte Angst, eine Entscheidung treffen zu müssen, die mich für das ganze Leben binden würde, in welcher Richtung auch immer.“ Seine Ziele hatte Toni bereits in Griffnähe: Im Studium erzielte er brillante Leistungen und besaß beste berufliche Aussichten. Zugleich stand er in einer engeren Beziehung mit einer Professorentochter. Und finanzielle Sorgen musste er sich als Sohn eines wohlhabenden Unternehmers keine machen. Besser konnte er nach menschlichem Ermessen nicht im Leben stehen.
Trotzdem begann er zu spüren, dass ihn das alles auf die Dauer nicht erfüllen würde.
Als ich praktisch alles erreicht hatte, was ich mir vorgenommen hatte, kam mir der Gedanke, dass nun für den Rest meines Lebens alles so weitergehen konnte, beherrscht von den immer gleichen Wünschen und Ambitionen. In diesem Augenblick spürte ich, dass das nicht möglich war. Ich musste diese Grenze überschreiten, musste wirklich lieben und in der Liebe meine Selbstbezogenheit überwinden. Ich musste mich entscheiden und mich engagieren.
Eine ganz neue Perspektive
Parallel zu diesen inneren Vorgängen sprachen ein paar seiner Mitstudenten von ihrem Glauben und von einer Institution der katholischen Kirche: dem Opus Dei. Das führte Toni allmählich zum Glauben zurück. Ein christliches Innenleben kannte er zwar noch nicht, doch hier tat sich ihm eine ganz neue Perspektive auf.
In den Weihnachtsferien 1961/62 fuhr Toni mit Freunden zum Skifahren in die Berge. Er war noch nicht lange dort, als er vom Veroneser Priester Ferdinando Rancan, der ihn von früher her kannte, die Nachricht erhielt, es würden in einem Tagungshaus am Comersee bald Besinnungstage stattfinden. Diese könnten ihm helfen, sein geistliches Leben weiterzubringen. Toni brach kurz entschlossen seine Ferien ab und fuhr hin.
Dort wurde ihm unter anderem klar, dass er, wenn er wirklich ein Christ sein wollte, sich für die anderen interessieren musste, besonders für ihr menschliches und geistliches Wohlergehen. Er musste sich eingestehen, dass ihm diese Sorge bisher ganz fremd gewesen war, und darüber empfand er nun eine tiefe Reue.
Die Entscheidung
Er kehrte mit dem festen Entschluss nach Zürich zurück, sein Leben von Grund auf zu ändern. Sehr bald begann er auch, den Glauben zu praktizieren:
Ich hatte mich in dieser Zeit dem Glauben angenähert, und auch dem Opus Dei, das mir fast wie die Verkörperung davon erschien. Von Italien nach Zürich zurückkommend, bezog ich ein Zimmer im Studentenheim Fluntern, um die Diplomprüfung an der Hochschule in Maschinenbau vorzubereiten. Dort fragte man mich einen Monat später, ob ich gerne dem Opus Dei beitreten wolle. Ich entschloss mich fast sofort, und am meisten davon überrascht war wohl ich selber!
Toni war vor einer ganz ähnlichen Entscheidung gestanden wie der reiche junge Mann, von dem das Evangelium berichtet (vgl. Mt 19,16-22). Anders als dieser entschloss er sich zur Hingabe. Am 19. März 1962, dem Hochfest des hl. Josef, bat um die Aufnahme ins Opus Dei als Numerarier-Mitglied. Er ließ es seine Freundin wissen, und sie nahm seine Entscheidung an.
Die Treue
Im Lauf der nun folgenden Jahre bewahrheitete sich, dass Toni ja zur Liebe gesagt hatte. Er war von einer ganz neuen Freude erfüllt. Sie hing weder von den äußeren Umständen ab, noch litt sie unter Stimmungsschwankungen. Seine innere Welt war auffallend beständig. Sie kam von der Gewissheit, den Willen Gottes erfüllt zu haben; von der festen, von einer unwiderruflichen Entscheidung begleiteten Überzeugung, im Willen des Herrn zu stehen und zu gehen.
Toni hat diese Freude und Verliebtheit bis ans Ende bewahrt, unbeirrt von den kleinen und großen Widrigkeiten, die seinen Weg kreuzten. Auch die Leukämie, mit der er drei Jahre lang auf verlorenem Posten rang, entfremdete ihn nicht von Gott, sondern führte ihn im Gegenteil zu einer noch viel tieferen Einheit mit dem Gekreuzigten. Darob war er gerührt und dankbar.