Das Leben des hl. Josefmaria Escrivá (II)

Während jener ersten Jahre in Madrid arbeitete Josefmaria als Kaplan an einer Kirche die zu einem Kloster namens Santa Isabel gehörte, dessen Ordensschwestern Katechismusunterricht gaben und sich um Arme und Kranke kümmerten.

Nach und nach lernte der Priester viele junge Leute kennen, die er einlud, mit ihm die Kranken in den Spitälern zu besuchen und zu versorgen. Einer von ihnen war Luis Gordon, der auch bald zum Opus Dei gehörte.

Als sie sich einmal um einen Tuberkulosekranken kümmerten, bat ihn Josefmaria:

„Luis, kannst du diesen Nachttopf sauber machen?“

Dieser machte spontan eine abwehrende Geste, weil es eine schmutzige und ekelerregende Arbeit war; aber er sagte nichts und ging in Richtung Bad. Josefmaria folgte ihm und sah, wie er das Nachtgeschirr gründlich reinigte und dabei mit einem Lächeln betete:

„Jesus, laß mich ein frohes Gesicht machen!“

Das machte Josefmaria sehr glücklich, weil Luis etwas für einen anderen Menschen tat, obwohl es ihm ausgesprochen schwerfiel.

Während jener ersten Jahre in Madrid arbeitete Josefmaria als Kaplan an einer Kirche die zu einem Kloster namens Santa Isabel gehörte, dessen Ordensschwestern Katechismusunterricht gaben und sich um Arme und Kranke kümmerten.

Jeden Tag saß Josefmaria im Beichtstuhl und hörte die Beichte vieler Leute, die Gott um Verzeihung für ihre Sünden bitten wollten. An mehreren Tagen hörte er dort in den frühen Morgenstunden seltsame Geräusche von der Kirchentür her. Da er diese vom Beichtstuhl aus nicht sehen konnte, fragte er sich jedesmal, was dort wohl vor sich ging. Eines Tages, als er wieder dieses Klappern von Metall hörte, verließ er daher ganz schnell seinen Platz und sah einen Milchmann mit seinen Kannen hereinkommen.

„Was machst du hier?“, fragte er ihn ganz erstaunt.

„Oh, Herr Kaplan, ich komme jeden Morgen kurz in die Kirche, um den Herrn im Tabernakel zu grüßen. Ich sage ihm einfach: Jesus, hier ist Hans, der Milchmann.“

Voll staunender Bewunderung über den vertrauten Umgang, den jener Mann mit Gott hatte, sagte Josefmaria an dem Tag immer wieder vor sich hin:

„Herr, hier ist dieser arme Mensch, der dich nicht so zu lieben versteht wie Hans der Milchmann.“

Sobald er konnte, bezog er eine Wohnung, wo Studenten unterkommen konnten. So war es leichter für ihn, mit ihnen über Gott zu sprechen und ihnen zu helfen, wirklich nach ihrem christlichen Glauben zu leben. In diesen Anfangszeiten mußten die Studenten nicht nur studieren und Prüfungen machen, sondern auch Arbeiten im Haus übernehmen: sie machten die Betten, kehrten die Zimmer, spülten das Geschirr und deckten den Tische. Das alles versuchten sie, gut zu machen und Gott zu schenken.

Wenige Monate später mußte Josefmaria Madrid verlassen, weil in Spanien ein Bürgerkrieg ausgebrochen war und er daher in Lebensgefahr schwebte. Erst als die Kämpfe vorbei waren, kehrte er in die Hauptstadt zurück, wo er die Wohnung völlig von Bombeneinschlägen zerstört vorfand. Er mußte wieder ganz von vorne anfangen.

Josefmaria und auch die ersten, die bei ihm waren und mit ihm das Opus Dei bekannt machten, arbeiteten während der Woche hart in ihren Berufen – als Architekten, Ingenieure und vieles andere mehr. Am Samstag reisten sie mit dem Zug in andere Städte Spaniens, wo sie neue Leute kennenlernten. Ihnen erklärten sie, wie sie durch ihre Arbeit heilig werden konnten, indem sie sie gut machten und sie für Gott machten, und indem sie mit ihren Verwandten und Freunden liebevoll umgingen.

Der damalige Bischof von Madrid, Leopoldo Eijo y Garay, war der erste, der das Werk offiziell als eine von der Kirche geschätzte Institution anerkannte. Er wollte, daß dies vielen Menschen bekannt würde. Zwanzig Jahre später, als sich alle Bischöfe der Welt mit dem Papst in Rom versammelten, erinnerten sie die Christen neu daran, daß sie alle zur Heiligkeit berufen sind. Das war eine große Freude für Josefmaria, denn genau das hatte er nun schon jahrelang verkündet.

Bald erkannte Josefmaria, daß es für das Opus Dei notwendig war, daß einige seiner Mitglieder Priester würden. Sie sollten im Dienst der Kirche stehen und die Gläubigen des Werken und ihre Freunde geistlich betreuen. Einer von diesen ersten war Alvaro del Portillo. Er arbeitete viele Jahre lang mit dem Gründer zusammen, und als dieser dann starb wurde er sein Nachfolger in der Leitung des Opus Dei.

Gott wollte, daß das Opus Dei sich in der ganzen Welt ausbreiten sollte. Daher reiste Josefmaria 1946 nach Rom, wo der Heilige Vater lebte und auch heute lebt. Von Barcelona aus fuhr er mit dem Schiff. Auf dem Weg gab es ein so furchtbares Unwetter, daß dieses fast untergegangen und alle ertrunken wären.

Nach seiner Ankunft in Rom bezog er zusammen mit anderen Mitgliedern des Opus Dei, die schon dort waren, eine Wohnung in der Nähe des Petersplatzes. Vom Balkon aus konnte man die Fenster der Zimmer sehen, in denen der Papst lebte. Der Gründer verbrachte die ganze erste Nacht in Rom auf diesem Balkon und betete tief bewegt für den Nachfolger des hl. Petrus. Der Papst ist ja der Stellvertreter Jesu auf der Erde, deswegen liebte Josefmaria ihn so sehr.

Schon bald kamen Studenten aus der ganzen Welt nach Rom, um dort in der Nähe des Gründers zu sein und von ihm zu lernen. Sie erwarben ein größeres Haus, das allerdings erst einmal von Grund auf renoviert werden mußte. So hatten sie ständig Geldsorgen, aber trotzdem beklagten sie sich nicht und waren immer zufrieden.

An einem Sommertag, während sie sich nach dem Mittagessen unterhielten, fragte Josemaria:

„Wie viel Geld haben wir in der Kasse?“

„Ein paar Münzen“, war die Antwort.

„Dann geht raus und kauft Eis für alle. Wir werden schon irgendwie zurechtkommen.“, sagte er daraufhin. Alle lachten und freuten sich, denn da sie so wenig Geld hatten, konnten sie nie Eis kaufen.

Viele Träume wurden mit der Zeit Wirklichkeit, und nach und nach gab es Leute vom Opus Dei auf allen Kontinenten. Es entstanden viele Einrichtungen, um Menschen zu helfen und ihnen mehr von Jesus Christus erzählen zu können, so zum Beispiel Ausbildungsstätten verschiedener Art, Universitäten, Schulen, Krankenhäuser usw.

Aber was noch wichtiger war: Immer mehr Menschen lernten durch Josefmaria, wie man gut arbeitet, um diese Arbeit Gott schenken zu können. Denn niemand von uns wird etwas verschenken, was häßlich oder schlecht gemacht ist. Inzwischen gibt es viele Menschen, die zum Opus Dei gehören. Die meisten von ihnen sind verheiratet, und die Ehe ist ihr Weg zum Himmel.

Dann kam der 26. Juni 1975. Als Josefmaria in sein Arbeitszimmer trat, erlitt er einen Herzschlag und wenige Minuten später starb er. Das geschah vor einem Bild der Muttergottes von Guadalupe, das er immer voller Liebe angeschaut hatte. Maria ist ja die Mutter Gottes und auch unsere Mutter.

Von diesem Tag an beteten viele Menschen zu Josefmaria, weil sie überzeugt waren, daß er sofort in den Himmel gekommen war. Und sie baten ihn um Hilfe in ihren kleinen und großen Anliegen. Am 6. Oktober 2002 wurde er in Rom heiliggesprochen. Hunderttausende waren dabei und noch viel mehr feierten die heilige Messe am Rundfunk und am Fernsehen mit. In dieser feierlichen Messe verkündete Papst Johannes Paul II. daß Josemaría Escrivá ein Heiliger ist. So zeigt er uns, daß es gar nicht so schwer ist, in den Himmel zu kommen!