Christliche Gewohnheiten: Die Zehntägige Andacht zum Heiligen Geist

An Christi Himmelfahrt, zehn Tage vor Pfingsten, verhieß Jesus seinen Jüngern, er werde ihnen den Beistand senden. Daraus entstand das so genannte Dezenarium.

Jacob de Wit, "Die heilige Familie und die Dreifaltigkeit"

Das Dezenarium hat eine lange Tradition in der Kirche. Die konkrete Gestaltung ist dabei dem Gläubigen überlassen: Er kann täglich ein oder mehrere Stoßgebete oder Gebete zum Heiligen Geist nach seiner Wahl beten. Hier finden Sie einige traditionelle Gebete zum Heiligen Geist im PDF-Format zum Download.

Der Gründer des Opus Dei sah in den Aposteln selbst ein Vorbild für diese Andacht und lud ein, sich in deren Erwartung des Pfingstfestes hineinzuversetzen: „Der Triumph des Auferstandenen hatte den Glauben der Jünger gefestigt, und die Verheißung des Heiligen Geistes erfüllte sie mit Sehnsucht: Sie wollen spüren, dass sie zusammengehören, und so finden wir sie cum Maria Matre Jesu, mit Maria, der Mutter Jesu, vereint. Das Gebet der Jünger begleitet das Gebet Mariens: Es ist das Gebet einer eng vereinten Familie“ (Christus begegnen, Nr. 141).

Der erste Nachfolger des heiligen Josefmaria, der selige Álvaro del Portillo bezeugt, dass dieser den Heiligen Geist deshalb so verehrte, weil er von allen göttlichen Personen am wenigsten angerufen werde. Del Portillo war der Auffassung, man könne den heiligen Josefmaria „ohne weiteres als Herold des Heiligen Geistes“ bezeichnen.

Der heilige Josefmaria benutzte leere Papierstreifen als Lesezeichen für sein Brevier. Doch eines Tages, wie er selbst erzählte, „als ich diese unbeschriebenen Blätter sah, begann ich zu schreiben: Ure igne Sancti Spiritus! – Entzünde mit dem Feuer des Heiligen Geistes!“

Und weiter berichtet er, der heilige Josefmaria habe ihm „oft erzählt, wie er sich seit etwa 1926/1927 intensiv um die Verehrung zur dritten Person der Heiligsten Dreifaltigkeit bemühte. Jedes Jahr hielt er die ,Zehntätige Andacht zum Heiligen Geist‘ und benutzte dazu das gleichnamige Buch von Francisca Javiera del Valle. Im April 1934 verfasste er ein kleines Gebet zum Heiligen Geist. Den Zettel mit der handschriftlichen Aufzeichnung gab er Ricardo Fernández Vallespín, der damals das erste Studentenheim des Opus Dei leitete.“

Über das Wirken des Heiligen Geistes schrieb der Gründer des Opus Dei: „Der Heilige Geist wirkt in der Welt die Werke Gottes; Er ist, wie uns die Liturgie sagt, Spender der Gaben, Licht der Herzen und Gast der Seele, Ruhe für den Ermüdeten und Trost für den Weinenden. Ohne seinen Beistand gibt es nichts, was lauter und wertvoll wäre im Menschen, denn Er reinigt, was befleckt ist, heilt, was verwundet ist, entzündet, was erkaltet ist, lenkt, was da irregeht. Er führt die Menschen zum Hafen des Heiles und der ewigen Seligkeit“ (Christus begegnen, Nr. 130).