Brennpunkte für die Familie

Unter dem geistigen Impuls des heiligen Josefmaria Escrivá haben Frauen in Österreich mehrere Initiativen ins Leben gerufen, um die Familie in der Gesellschaft zu stärken und ihrem eigenen Familienalltag immer wieder neue Frische zu verleihen.

„Sie machen drei Sachen gleichzeitig und sehen dabei noch so gelassen aus! Wie schaffen Sie das!?“, solche und ähnliche Kommentare waren nach einem Vortrag zu hören, den Veronika, Ehefrau, Mutter von zwei studierenden Söhnen und Lehrerin, im Rahmen eines Seminars über Familie und Haushaltsmanagement hielt. Veranstalter des Seminars war das Berufsbildungszentrum Währing in Wien, dessen Ausrichtung und Leitung dem Opus Dei anvertraut ist. Was macht eine Familie zu einer glücklichen Familie? Das war das spannende Thema, zu dem Veronika sprach und dabei neben verschiedenen anderen Aspekten insbesondere die Würde des Dienens und der Hingabe an die anderen hervorhob. „Eine neue Familienkultur ist nötig“, betonte sie, diese müsse sich gegen die Tendenzen des Individualismus und der vielfältigen nur vorläufigen „Beziehungssysteme“ durchsetzen. Einen modernen, attraktiven Lifestyle, in welchem sich nicht nur „Frau“ sondern auch „Mann“ verwirklichen könnten und dessen Grundlage Werte wie Hingabe, Treue und Verantwortung füreinander sein müssten, gelte es zu fördern. Dabei komme der Frau eine besondere Verantwortung zu. Die Referentin brachte das Publikum zum Schmunzeln, als sie den heiligen Josefmaria Escrivá zitierte, der den Eheleuten gerne sehr praktische Ratschläge gab, wie z. B. dass die eheliche Liebe jeden Tag neu erobert werden müsste und die Eheleute sich füreinander attraktiv erhalten sollten. Und an die Frauen gewandt, wiederholte er gerne, sie müssten dabei auch auf ihre „Fassade“ achten, und dies umso mehr, je mehr die Jahre vergingen.

Schwung holen in der Mütterrunde

Der heilige Josefmaria verstand es, in liebenswürdiger Weise zu vermitteln, dass Ehe und Familie nicht nur ein entscheidender Pfeiler für die Gesellschaft, sondern für die Mehrheit der Christen auch der Weg sei, auf welchem sie zur Heiligkeit gelangten. Angeregt durch seine Schriften haben sich einige engagierte Frauen – die meisten Familienmütter – nicht nur dieses, sondern auch bereits einiges mehr einfallen lassen: So veranstaltet Judith, Mutter von fünf Kindern, in ihrer Wohnung regelmäßige Müttertreffen: „Wir nennen es ,Unternehmen Familie‘“, meint sie lachend, „denn wir Hausfrauen und Mütter sollten ,Familie‘ viel mehr als Beruf, mehr noch: als eine Berufung! ansehen, die neben einem professionellen Know-how auch sehr viel menschliche Bildung benötigt und die uns ganz erfüllen kann!“ Das Spektrum der behandelten Themen ist breit und reicht von Tipps für Haushaltsführung und gesunde Ernährung bis hin zu Anregungen für die Freizeitgestaltung, Familienurlaube, Vernetzungsmöglichkeiten usw. Auch das Thema Kindererziehung kommt ausgiebig zur Sprache. „Erziehung der Kinder bedeutet auch Selbsterziehung, das bekommt man als Eltern sehr rasch mit. Da muss man auch in die eigene Bildung investieren“, ist Judith überzeugt. Sie selbst kann sich über ein schönes Echo freuen: Immer mehr Frauen nehmen an den Treffen teil, kommen mit ihren Sprösslingen, um sich Rat und Anregungen zu holen.

„Mehr aus dem Alltag machen!“ 

Unter diesem einladenden Titel steht eine andere, gut organisierte Mütterrunde, geleitet von Monika, selbst Mutter von acht Kindern. „Ich denke an den heiligen Josefmaria, der in einem Interview einmal folgendes sagte: Seit vierzig Jahren wiederhole ich es, dass jeder Mann und jede Frau das gewöhnliche Leben, das heißt die konkreten Umstände des Alltags, benutzen muss, um sich zu heiligen, und  dass die Eheleute demnach ihre Heiligkeit gerade in einer vollkommenen Erfüllung ihrer familiären Pflichten finden. Dies hat nichts an Aktualität eingebüßt, ganz im Gegenteil“, setzt Monika nach. „Die Familien müssen wieder mehr zu Brennpunkten christlichen Lebens werden. Wir wollen den Frauen Mut und Selbstbewusstsein geben und ihnen die Würde des Hausfrau-  und Mutterseins vermitteln. Das macht richtig Spaß!“

Familientag im Tagungshaus Hohewand

Auch ist es bereits zu einer Tradition geworden, dass sich im Vorfrühling Familien aus ganz Österreich im Tagungshaus Hohewand im Piestingtal treffen, um sich Gedanken über Ehe und Familie zu machen. Wurde in den vergangenen Jahren über menschliche Liebe, Ehe, Persönlichkeitsbildung, Kindererziehung referiert, so stand die Tagung 2009 unter dem Motto Träger des Friedens werden; unterwegs zu einer Kultur des Friedens in Familie und Gesellschaft. Dass dies ein hochaktuelles Thema ist, bewiesen die zahlreichen Anfragen und Anmeldungen. Schon in den ersten Vorträgen wurde deutlich, dass Friede nicht primär die Aufgabe von Politik und Staat ist, sondern es Frieden nur geben könne, wenn es zu einer Änderung in den Herzen der Menschen kommt, wie Johannes Paul II. es einmal formuliert hatte. In anregender Form wurden in Workshops und Vorträgen vier Aspekte des Einsatzes für den Frieden herausgearbeitet: Friede im eigenen Herzen, in der Partnerschaft, in der Familie und in der Gesellschaft. Friede im eigenen Herzen gelinge, wenn die Beziehung zu Christus, dem großen Friedensstifter aufrechterhalten werde, betonte Christoph Tölg, der die Tagung seelsorglich betreute. Ausgehend vom fast zum Slogan gewordenen Satz Papst Benedikts XVI.: Die Familie, die erste Agentur des Friedens, machte er dann auch noch die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft deutlich. Der Publizist Christof Gaspari, Herausgeber des Magazins Vision 2000, betonte, dass die Familie der Ort der Entfaltung des Kindes sei: Keine Institution könne die Geborgenheit eines liebevollen Zuhause ersetzen, in welchem die Person geliebt wird, ohne eine Leistung erbringen zu müssen. Kinder dürfen Fehler machen, mit der liebevollen Führung und dem Vorbild der Eltern lernen sie daraus und entwickeln Grundhaltungen, die sie zu verantwortungsvollen, reifen Menschen machen. In einer Gesellschaft, in der die „Ich-AG“ groß geschrieben ist und die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zu zerfallen drohe, sei es nötig, sich  noch mehr zu engagieren, um die Grundwerte eines christlichen Familienlebens zu stärken und zu verbreiten, war der Tenor der Tagung.

Die Oma, unverzichtbar in der Familie

Großeltern nehmen einen immer wichtigeren Platz im Leben der Familie und der Gesellschaft ein. Um sich diesem Phänomen zu stellen, veranstalteten einige Vertreterinnen der älteren Generation eine Kurztagung im Bildungszentrum Stubentor in Wien. Camilla erzählte in launiger Form aus ihrer reichen Erfahrung als Großmama, um dann einige wesentliche Punkte herauszuarbeiten: Großeltern seien heute wichtiger denn je, nicht nur als Betreuer und „Chauffeure“ der Enkel, um die viel beschäftigten Eltern zu entlasten; vielmehr wüssten gute Großeltern, ihren Enkeln ein generationenübergreifendes Verständnis entgegenzubringen bis hin zu einer innigen  freundschaftlichen Beziehung. Für die nachkommende Generation stellten die Gespräche mit Großeltern eine bereichernde Dimension des Lebens dar. Ratschläge und auch Zurechtweisungen von liebevollen Großeltern würden von den Jugendlichen zumeist gerne angenommen, eine Hilfe, für die Eltern nicht genug dankbar sein könnten. Auch die Großeltern profitieren von einer guten Beziehung zur Jugend, die ihrem Leben einen neuen Sinn gibt. Sie erfreuen sich an ihren Enkelkindern und bleiben jung im Herzen.