Durch die Taufe werden wir alle gleich

Du begreifst immer mehr, sagst du, was "priesterliche Seele" bedeutet... Sei mir wegen meiner Antwort nicht böse: Deinem Handeln nach zu urteilen, begreifst du es nur in der Theorie.

Denn jeden Tag ergeht es dir gleich: Bei der abendlichen Gewissenserforschung lauter gute Wünsche und Vorsätze; aber bei deiner Arbeit, morgens und nachmittags, lauter Einwände und Ausreden.

Meinst du tatsächlich, daß du so denen beizuzählen bist, die, wie der Apostel Petrus schreibt, aufgebaut werden "zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen"? (Die Spur des Sämanns 499)

In der Kirche besteht Gleichheit: durch die Taufe werden wir alle gleich, weil wir alle Kinder des einen Gottes, unseres Vaters, sind. Im Christsein unterscheidet den Papst nichts von einem Täufling, der soeben erst in die Kirche aufgenommen wurde. Aber diese grundlegende Gleichheit bringt nicht mit sich, daß die Verfassung der Kirche in dem, was Christus selbst bestimmt hat, geändert werden könnte. Dem ausdrücklichen Willen Gottes entsprechend besteht eine Verschiedenheit der Aufgaben, die auch eine unterschiedliche Befähigung mit sich bringt, - im Fall der geweihten Amtsträger ein unauslöschliches Prägemal, das durch das Sakrament der Priesterweihe verliehen wird. An der Spitze dieser heiligen Ordnung stehen der Nachfolger Petri und - mit ihm und ihm untergeordnet - alle Bischöfe mit der dreifachen Aufgabe, zu heiligen, zu leiten und zu lehren.

Ich möchte es nochmals eindringlich betonen: die Wahrheiten der Glaubens- und Sittenlehre werden nicht durch Abstimmung festgelegt: sie bilden das Glaubensgut - depositum fidei -, das Christus allen Gläubigen geschenkt und dem Lehramt der Kirche anvertraut hat, damit sie es mit Autorität darlegt und lehrt.

Es wäre verfehlt anzunehmen, man müsse heute, da die Menschen sich ihrer Zusammengehörigkeit vielleicht bewußter geworden sind, die Verfassung der Kirche ändern und sie der Zeit anpassen. Die Zeit gehört nicht den Menschen, weder den Laien noch den Klerikern, sondern Gott, dem Herrn der Geschichte. Und die Kirche kann den Menschen nur dann das Heil vermitteln, wenn sie in ihrer Verfassung, in ihren Dogmen und in ihrer Sittenlehre Christus treu bleibt. (Homilie: Das übernatürliche Ziel der Kirche 14 +15)

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