“Die Gewißheit, mich als Sohn Gottes fühlen zu dürfen, erfüllt mich mit wirklicher Hoffnung.”

Vielleicht gibt es im Leben des Menschen nichts Tragischeres als die Täuschungen, denen er durch Verderbnis oder Verfälschung der Hoffnung erliegt; und die Hoffnung verrottet dann, wenn sie nicht mehr die Liebe zum Gegenstand hat, welche sättigt, ohne je satt zu machen. (Freunde Gottes 208)

Wenn wir hingegen die irdischen Unternehmungen absolut setzen und das ewige Leben in Gott, das Ziel nämlich, für das wir geschaffen wurden - den Herrn zu lieben und zu verehren, um Ihn einst im Himmel zu besitzen -, aus dem Auge verlieren, dann wird aus den großartigsten Plänen Verrat, und sie verwandeln sich sogar in Werkzeuge zur Entwürdigung des Menschen. Erinnert euch an den berühmten und so tief aufrichtigen Ausruf des heiligen Augustinus, der in der Zeit, da er Gott nicht kannte und das Glück fern von Ihm suchte, soviel Bitterkeit erfahren mußte: Du hast uns geschaffen, Herr, damit wir Dein seien, und unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir! (Augustinus, Confessiones, 1, 1, 1 (PL 32, 661])

Die Gewißheit, mich als Sohn Gottes fühlen zu dürfen, erfüllt mich - und ich möchte, daß es euch ebenso ergeht - mit wirklicher Hoffnung. Als übernatürliche Tugend paßt sie sich, wenn sie uns Geschöpfen eingegossen wird, vollkommen unserer Natur an und ist so zugleich eine sehr menschliche Tugend. Ich bin glücklich in der Gewißheit, daß wir den Himmel erlangen werden, wenn wir treu bleiben bis ans Ende, und daß uns die Seligkeit zuteil werden wird, quoniam bonus (Ps 105,1), weil Gott gut ist und grenzenlos sein Erbarmen. Diese Überzeugung läßt mich begreifen, daß nur das, was Gottes Spuren an sich trägt, ein unauslöschliches Siegel der Ewigkeit und damit einen unvergänglichen Wert besitzt. Deshalb trennt mich die Hoffnung nicht von den Dingen der Erde, sondern führt mich auf eine neue, christliche Weise in sie hinein, indem ich danach strebe, überall den Bezug der - gefallenen - Natur zu Gott, dem Schöpfer und Erlöser, zu entdecken. (Freunde Gottes 208)

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