Betrachtungstext: 14. Woche im Jahreskreis – Mittwoch

Die Sicherheit des Rufes – Der Stern, der die Richtung weist – Der Anstoß des Heiligen Geistes

UNTER den zwölf von Jesus erwählten Aposteln finden wir Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Hintergrund, sein eigenes Umfeld und seine individuelle Art zu sein. Einige waren eher impulsiv oder enthusiastisch, während andere eher introvertiert oder nachdenklich waren. Manche waren mit einer strengen Gesetzesauslegung aufgewachsen, während andere das Gesetz erst durch ihre Begegnung mit Jesus kennenlernten. Trotz dieser Unterschiede erhielten sie alle denselben Auftrag: das Kommen des Reiches Gottes zu verkünden. Jesus gab ihnen dazu die Macht, Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen (vgl. Mt 10,1-7), und widmete sich beständig ihrer Bildung.

Die meisten Apostel brachten intellektuell gesehen keine besonderen Voraussetzungen mit, um diese Sendung zu erfüllen. Gemäß den Evangelien waren fast alle einfache Menschen. Es kam vor, dass sie die schlichtesten Beispiele und Gleichnisse nicht verstanden, die der Herr ihnen präsentierte, und sich in oberflächlichen Diskussionen verfingen. Dennoch war ihnen eines klar: Sie waren von Christus auserwählt worden. Ob einer Apostel wird oder nicht, ist – damals wie heute – keine Frage außergewöhnlicher Qualifikationen, sondern hängt davon ab, ob er bereit ist, den Ruf Jesu anzunehmen, sich für seine Gabe zu öffnen und dazu beizutragen, sie im eigenen Leben fruchtbar zu machen.

Die Zwölf hatten Jesus Christus gefunden und einen Schatz entdeckt, der es wert war, dass sie ihr Leben dafür gaben. Und sie hatten das Bedürfnis, das Feuer, das in ihnen entfacht worden war, an ihre Zeitgenossen weiterzugeben, entsprechend einer alten Wahrheit, die Papst Franziskus folgendermaßen wiedergibt: „Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten.“1 Und dies geschieht, weil auf der einen Seite die Freude über das empfangene Geschenk überströmt und auf der anderen Seite die Menschen in jedem Zeitalter Durst danach haben. Heiligkeit breitet sich durch Anziehung aus. Im Bewusstsein der Schönheit des empfangenen Geschenks können wir mit dem Psalmisten ausrufen: Siehe ich komme. Deinen Willen zu tun, war mein Gefallen (vgl. Ps 40,8-9).


WENN der heilige Josefmaria über die Aussendung eines Apostels nachdachte, betonte er stets, wie wichtig es ist, das letzte Ziel aller Arbeit und Mühe nicht aus den Augen zu verlieren. Er sagte: „Vergesst nicht, meine Kinder, dass wir keine Seelen sind, die sich mit anderen Seelen zusammentun, um eine gute Sache zu vollbringen. Das ist viel ... aber es ist wenig. Wir sind Apostel, die einen gebieterischen Befehl Christi ausführen.“2 Diese Gewissheit, dass wir für etwas arbeiten, das viel größer ist als das, was wir auf den ersten Blick erkennen können, stellt die Schwierigkeiten, denen wir begegnen können, in ein neues Licht. Gott wird uns niemals etwas schicken, das nicht zu unserem Besten ist. Und selbst wenn das, was Gott möchte, eine gewisse Wegstrecke lang eine Mischung aus Licht und Schatten darstellt, wird es am Ende unser Glück ausmachen.

Jedes bedeutende menschliche Projekt setzt sich aus kleinen Aufgaben zusammen, die oft mit Opfern verbunden sind. Angesichts von Schwierigkeiten können wir einmal den Eindruck haben, dass sich die Mühe nicht lohnt, und unsere Begeisterung schwindet. Wenn wir unseren Blick heben, werden wir erkennen, dass unsere Sendung weitaus größer und hoffnungsvoller ist als die konkrete Arbeit, mit der wir gerade kämpfen. Denn Apostel zu sein, ist keine Frage der Perfektion, mit der wir einen bestimmten Auftrag erfüllen, sondern eine Wirklichkeit, die unsere tiefste Identität ausmacht. Es wird Momente der Dunkelheit geben, aber der Stern, der uns die Richtung weist, wird weiterhin leuchten: Das Leben des Apostels hat immer einen Grund, ein Licht, das ihn führt. Wo immer er sich befindet, tut er nicht nur „Gutes“, sondern verbreitet das Evangelium Christi, durch sein persönliches Zeugnis.


IN DEN Jahren, die sie an der Seite Jesu verbrachten, waren die Apostel außer sich vor Freude angesichts der Wunder, die sie wirkten, und der Bekehrungen, die sie erlebten. Doch ihre anfängliche Begeisterung wich dem Zweifel, als sie erfuhren, dass der Herr zum Tode verurteilt werden würde. Sogar danach, als schon klar war, dass Christus auferstanden war, wagten sie es aus Angst vor den jüdischen Obrigkeiten nicht, das Haus zu verlassen. Erst als der Heilige Geist zu Pfingsten kam, erhielten sie eine neue Gabe, die ihnen die Kraft für ihren Auftrag schenkte.

Der Anstoß des göttlichen Beistands brachte sie dazu, ihre Ängste zu überwinden und sich aufzumachen, um anderen zu dienen. Die erste Evangelisierung folgte also nicht in einer ausgeklügelten menschlichen Strategie, sondern der „Kraft des Heiligen Geistes selbst“3, wie der Prälat des Opus Dei schrieb. Und in seiner Enzyklika über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute betont Papst Franziskus ganz ähnlich, dass für die Glaubensverbreitung „keine Motivation ausreichen wird, wenn in den Herzen nicht das Feuer des Heiligen Geistes brennt. (...). Um den missionarischen Eifer lebendig zu halten, ist [daher] ein entschiedenes Vertrauen auf den Heiligen Geist vonnöten, denn er nimmt sich unserer Schwachheit an (Röm 8,26). Aber dieses großherzige Vertrauen muss genährt werden, und dafür müssen wir den Heiligen Geist beständig anrufen.“4

Es ist möglich, dass in unserer apostolischen Aufgabe die anfängliche Begeisterung allmählich abklingt. Dagegen ist nichts einzuwenden: Die Heiligen waren die ersten, die das erlebt haben. Es wird Zeiten geben, in denen wir das brennende Verlangen haben, das Feuer Christi an andere weiterzugeben, und es wird Zeiten geben, in denen wir uns eher ein wenig zurückhalten. Wenn wir jedoch bereit sind, uns vom Heiligen Geist verwandeln zu lassen, wird er uns nach und nach ein Herz geben, das dem Herzen Christi ähnelt, und die apostolische Sendung wird zum Mittelpunkt unseres Lebens werden. Bitten wir Maria, dass wir wie sie auf die Anregungen zu hören wissen, die der Beistand uns jeden Tag eingibt.


1 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 9.

2 Hl. Josefmaria, Instruktion 19.3.1934, Nr. 27.

3 Msgr. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 14.2.2017, Nr. 9.

4 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 261 und 280.

Foto: AngMoKio - wikimedia CC-BY-SA-2.5 (scaled & cut)