"Niemand ist schon von Geburt an heilig". Das Zusammenspiel von göttlicher Gnade und menschlichem Mitwirken

All unser armseliges menschliches Tun, selbst die Heiligkeit, ist ein Gewebe aus Geringfügigkeiten, die je nach der Lauterkeit der Absicht einen herrlichen Teppich aus Heldentum oder aus Niedrigkeit, aus Tugend oder aus Sünden bilden. Die Heldensagen fügen den Berichten über die gewaltigen Abenteuer stets Kleinigkeiten aus dem Alltagsleben des Helden bei. - Wolltest du doch unbeirrt die kleinen Dinge hochhalten! (Der Weg 826)

Die wichtigste dieser Anforderungen entspricht wesenhaft der Natur des Menschen: zu lieben, denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit (Kol 3,14), und zwar so zu lieben, wie es der Herr ausdrücklich gebietet: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüt (Mt 22,37), das heißt: uneingeschränkt. Darin besteht die Heiligkeit. (Freunde Gottes 6)

In der Tat ist dies ein hohes Ziel, ein steiler Weg. Aber vergeßt nicht, daß niemand schon von Geburt an heilig ist: der Heilige wird, er wird im ständigen Zusammenspiel von göttlicher Gnade und menschlichem Mitwirken. Ein christlicher Schriftsteller der ersten Jahrhunderte bemerkt zu der Vereinigung mit Gott: Alles, was sich entwickelt, ist zuerst klein. Indem es immer wieder Nahrung zu sich nimmt, wächst es stetig und wird groß (Markus, Eremit, De lege spirituali, 172 (PG 65, 926]). Deshalb: Willst du konsequent als Christ leben - und ich weiß, daß du das willst, auch wenn Siege und die stetige Ausrichtung unseres armseligen Leibes auf das Höhere hin dir oft so schwer fallen -, dann mußt du mit größter Sorgfalt auf die kleinsten Dinge achten, denn die Heiligkeit, die der Herr von dir will, ist nur zu erlangen durch das Ernstnehmen der Arbeit und der alltäglichen, meistens unscheinbaren Pflichten, aus Liebe zu Gott. (Freunde Gottes 7)

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