"Die göttliche Barmherzigkeit anflehen."

Bei jedem einzelnen von uns war es wie bei Lazarus. Der Ruf des Herrn "veni foras!" - komm heraus! - ließ uns aus der Todesstarre auferstehen. Wie schmerzlich zu sehen, daß es immer noch "Tote" gibt, die die Macht der Barmherzigkeit Gottes nicht kennen! Erneuere deine heilige Freude darüber, daß im Gegensatz zu dem Menschen, der ohne Christus verwest, sich der Mensch erhebt, der in Christus auferstanden ist. (Im Feuer der Schmiede 476)

Es ist gut, daß wir die Nachstellungen dieser Feinde unserer Seele bedacht haben: die ungeordnete Sinnlichkeit und die bequeme Leichtfertigkeit; die Verirrung des Verstandes, der sich dem Herrn entgegenstellt; den hochmütigen Stolz, der die Liebe zu Gott und zu den Geschöpfen veröden läßt.

Alle diese Geisteshaltungen sind klare Hindernisse, und ihre zerstörende Kraft ist groß. Darum läßt uns die Liturgie die göttliche Barmherzigkeit anflehen: Zu Dir, o Herr, erhebe ich mein Herz. Mein Gott, ich vertraue auf Dich. Laß mich nimmer zuschanden werden. Laß meine Feinde nicht über mich jubeln (Ps 24,1-3), haben wir im Introitus gebetet. Und in der Antiphon des Offertoriums sagen wir: Ich hoffe auf Dich, daß ich nicht zuschanden werde!

Jetzt, da die Zeit des Heiles naht, ist es tröstlich, bei den Worten des heiligen Paulus zu verweilen: Dann aber erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, und brachte uns das Heil, nicht wegen gerechter Werke, die wir getan, sondern nach seinem Erbarmen (Tit 3,4-5).

Überall in der Heiligen Schrift werdet ihr die göttliche Barmherzigkeit entdecken: sie erfüllt die Erde (Ps 32,5), erstreckt sich auf alle seine Kinder, super omnem carnem (Sir 18,12); sie umgibt uns (Ps 31,10) und geht uns voraus (Ps 58,11), sie vervielfältigt sich, um uns zu Helfen (Ps 35,8), und sie ist ständig bestätigt worden (Ps 116,2). Wenn Gott sich uns wie ein liebender Vater zuwendet, betrachtet Er uns in seiner Barmherzigkeit (Ps 24,7): einer Barmherzigkeit, die mild ist (Ps 108,21), schön wie ein Gewitterregen zur Zeit der Dürre (Sir 35,26).

Jesus faßt diese lange Geschichte der göttlichen Barmherzigkeit zusammen und vollendet sie: Selig die Barmherzigen! Sie werden Barmherzigkeit erlangen (Mt 5,7). Und ein anderes Mal: Seid also barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist (Lk 6,36). (Christus begegnen 7)

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