Die "Theologie des Esels"

Betrachte die Demut unseres Herrn Jesus. Ein Esel war sein Thron in Jerusalem!...

Wunderbare Beharrlichkeit des Esels am Schöpfrad des Brunnens! - Immer im gleichen Schritt.

Immer die gleichen Runden. - Ein Tag und noch einer, alle gleich.

Ohne das würden die Früchte nicht reif, der Garten nicht üppig, und seine Beete blieben ohne Duft.

Nimm diesen Gedanken für dein inneres Leben.

Der Weg, 998

Hoffentlich gelingt es dir - du willst es ja! - die Tugenden des Eselchens zu erlangen. Es ist ein anspruchsloses, demütiges Tier, leistungsfähig, fleißig und emsig bei der Arbeit; dazu treu, mit sicherem Schritt, kräftig und - wenn sein Herr gut ist - auch dankbar und gehorsam.

Im Feuer der Schmiede, 380

Betrachte weiter die Eigenschaften des kleinen Esels. Bedenke, wie er nur sinnvoll arbeiten kann, wenn er den Willen seines Herrn tut. Auf sich allein gestellt, käme er nur auf - Eseleien: Ihm fiele nichts Besseres ein, als sich auf dem Boden zu wälzen, zum Stall zurückzutrotten und zu iahen.

Sag auch du dem Herrn: Mein Jesus, »ut iumentum factus sum apud te!« - Du hast mich zu Deinem Eselchen gemacht; verlaß mich nicht, »et ego semper tecum!« - und ich werde immer bei Dir bleiben. Führe mich, mit dem starken Band der Gnade an Dich gebunden: »tenuisti manum dexteram meam...« - Du hast mich beim Halfter genommen; »et in voluntate tua deduxisti me...« - gib, daß ich Deinen Willen erfülle. Und dann werde ich Dich in alle Ewigkeit lieben - »et cum gloria suscepisti me!«

Im Feuer der Schmiede, 381

Kind, du mußt dich als ein armes Eselchen sehen... Liebevoll hat der Herr dein schmutziges Rückenfell gesäubert und wieder glänzend gemacht, kostbares Zaumzeug angelegt und dein Geschirr mit funkelnden Juwelen geschmückt. Vergiß aber nicht, du armes Eselchen: Du kannst zwar aus eigener Widerborstigkeit die kostbare Last auf den Boden werfen..., doch allein kannst du sie nicht von neuem auf deinen Rücken laden.

Im Feuer der Schmiede, 330

Betrachte die Demut unseres Herrn Jesus. Ein Esel war sein Thron in Jerusalem!...

Der Weg, 606

Ich habe dich gut verstanden, als du bemerktest: In der Tat bringe ich es nicht einmal bis zu einem Eselchen... bis zum Eselchen, das der Thron Jesu bei seinem Einzug in Jerusalem war. Ich sehe mich eher als schäbiges Stück in einem Haufen schmutziger Lappen, die nicht einmal der ärmste Lumpensammler haben möchte.

Aber ich antwortete dir: Und doch hat der Herr dich auserwählt und will dich als sein Werkzeug haben. Deshalb soll die Tatsache, daß du dein Elend siehst, ein zusätzlicher Grund sein, Gott für seinen Ruf zu danken.

Im Feuer der Schmiede, 607

Heute sieht man den Esel, dieses Lasttier, nicht mehr so oft wie früher, aber denkt einmal an seine Eigenschaften. Nicht den alten, starrköpfigen, nachtragenden Esel meine ich, der sich hinterhältig mit einem Tritt rächt, sondern ein junges Tier: die Ohren steil wie Antennen, genügsam im Futter, hart in der Arbeit, entschieden und freudig im Trott. Viele Tiere sind schöner, tüchtiger - und urwüchsiger. Christus aber hat sich einen Esel ausgesucht, um als König vor dem jubelnden Volk zu erscheinen. Denn Jesus weiß nichts anzufangen mit berechnender Schläue, mit der Grausamkeit eines kalten Herzens, mit augenfälliger, aber leerer Schönheit. Unser Herr schätzt die Freude eines jungen Herzens, den einfachen Schritt, eine Stimme ohne Falsch, klare Augen, ein Ohr, das sein liebevolles Wort sucht. So herrscht Er in der Seele.

Christus begegnen, 181