Ein ";Ja" für das ganze Leben

Jesús Urteaga, Priester, Autor, Doktor in Kirchenrecht und Theologie, Spanien

Jesús Urteaga, seit 1948 Priester, ist der Verfasser von Büchern wie „Gott und die Familie“ oder „Immer froh“. Dieser Baske könnte von sich sagen, dass von seinen Büchern mehr als 1 Million Exemplare verkauft wurden.

Aber er spricht gar nicht darüber. Er ist übrigens einer der letzten beiden jungen Leute, die der heilige Josemaría Escrivá direkt einlud, sich im Werk Gott ganz zur Verfügung zu stellen. In diesem Interview, das er 2003 Zenit gegeben hat, erzählt er, wie es dazu kam, dass er sein „Ja“ für das ganze Leben gab.

Leben wir in einer Zeit, in der es schwer ist, „Ja“ zu sagen?

Ganz gewiss. Mir scheint, dass heutzutage eine gewisse Bequemlichkeit recht verbreitet ist. Dass man aber doch in einigen Situationen Gutes und Aufbauendes zuwege bringt? Zweifellos – ich weiß jedoch nicht, ob dies sehr häufig der Fall ist. Das „Ja“, von dem wir hier sprechen, besteht jedenfalls aus dem täglichen Opfer, hinter dem sich manchmal viel Großzügigkeit verbirgt. Aber der konkrete Einsatz lohnt sich und am Abend, wenn man den Tag überdenkt und sich prüft, kann man dann sehr zufrieden sein. Jedes einzelne „Ja“ zählt viel.

Als Christen wissen wir sehr wohl, dass schon Christus gegen den Strom schwimmen musste wie auch nach ihm die Seinen, die Apostel. Das Opfer kommt auf jeder Seite des Evangeliums vor. Wenn wir das Kreuz wegließen, blieben wir bei der Vorspeise stehen.

Wir können nicht die Lehre an die jeweilige Zeit anpassen. Wir müssen vielmehr dahingehend wirken, dass sie sich dem Licht öffnet, das von Christus ausgeht. Statt dessen deformiert man die christliche Lehre und versucht, sie der Mentalität anzupassen, die gerade Mode ist ... und dann sind wir verloren.

Auch wenn es uns schwerfällt, werden wir als Christen weiterhin „Ja“ sagen zu dem, was jeder Tag an Schwierigkeiten mit sich bringt.

Unter welchen Umständen haben sie das „Ja“ für Ihr ganzes Leben ausgesprochen?

Um die staatliche Prüfung abzulegen, die in meinem Land früher sozusagen das Abitur bedeutetet, mußte ich damals von San Sebastián nach Valladolid fahren. Was wir Zufall nennen, ist in Wirklichkeit göttliche Vorsehung. Ich sage das, weil jemand uns, d.h. Ignacio Echeverría, der jetzt Priester in Argentinien ist und mich, zufällig fragte, ob wir den Verfasser vom Weg kennenlernen wollten. Er hielt nämlich gerade in dem Studentenheim, wo wir unterkamen, Besinnungstage für junge Leute. Die Antwort war ein begeistertes „Ja“.

Sein Buch hatten wir in der Tat immer und immer wieder gelesen. Und der Weg ist nun wahrhaftig voll von großzügigen, wirkungsvollen und apostolischen „Ja’s“, er spricht von viel Liebe zu Gott und Einsatz für unsere nächste Umgebung.

Wir begegneten also dem, der heute ein offizieller Heiliger ist, von Johannes Paul II. für die ganze Kirche heiliggesprochen: dem heiligen Josefmaria Escrivá. Ich weiß noch, dass wir kaum den Mund aufmachten, da er fast ausschließlich das Wort ergriff. Er sprach von der Heiligkeit im Studium, vom Apostolat mit den Freunden, vom großzügigen Einsatz für Gott in den gewöhnlichen Lebensumständen.

Später sagte der Gründer des Opus Dei manchmal, daß jener von mir erwähnte Ignacio Echeverría und ich die letzten jungen Leute gewesen sind, die er direkt einlud, sich im Werk Gott ganz zur Verfügung zu stellen. Nach dem Examen fuhren wir überglücklich nach San Sebastián zurück – nicht zuletzt wegen der guten Noten, mit denen wir bestanden hatten.

Kurz darauf erklärte uns – erst Ignacio, dann mir – ein Freund aus derselben Stadt, der vom Opus Dei war und von unserer Begegnung mit dem heiligen Josefmaria in Valladolid erfahren hatte, das Opus Dei genauer. Und zwar so, dass er uns gleichzeitig vor diese Herausforderung stellte, mit einer Hingabe an Gott im Werk ernst zu machen.

Und ich sprach mein „Ja“ für das ganze Leben. Besonders mir schlug er konkret eine Ganzhingabe vor. Ich erinnere mich noch genau an den Weg, den wir während des Gespräches zurücklegten (...). Und ich, der ich bis dahin nicht im Traum daran gedacht hatte, mein Leben ganz Gott zu schenken – zum damaligen Zeitpunkt beschäftigten vorwiegend Mädchen meine Phantasie – fand mich plötzlich in der einer inneren Situation, eine neue Art des Lebens wählen zu sollen. Zwar innerhalb des normalen Arbeitslebens, aber doch ein Leben der Hingabe an Gott und die Menschen.

Das „Ja“ Mariens hat Ihnen geholfen?

Mit diesem Problem auf dem Herzen ging ich an jenem Nachmittag zum Monte Ulía, um mit Marias Hilfe ein endgültiges „Ja“ zu dem vorgeschlagenen Weg zu sagen. Es war kein schlechtes Datum, muß ich sagen, dieser Dienstag, der 13. August 1940 (entspricht unserem Freitag, dem 13.; Anm. d. Üb.). Von den 81 Jahren, die ich mittlerweile auf dem Buckel habe, sind es 63, die ich diese Hingabe an Gott lebe. Beten Sie für mich zur Muttergottes, damit ich ein großes Herz habe und mich den Menschen widme, wie es die Aufgabe des Priester ist.

Wen soll ich dafür verantwortlich machen, dass ich schon als Junge die Gewohnheit hatte, den Frauen, mit denen ich sprache, nur in die Augen zu sehen? Ich brauche mich da nicht besonders anzustrengen. Und diese Haltung verdanke ich Maria. Sie hat mir dieses Geschenk gemacht, und ich bin ihr zutiefst dankbar.

Was bedeutet für Sie der Ausdruck: ein Mensch, der klar sieht (zitiert aus den einleitenden Worten des Verfassers vom Weg;Anm. d. Üb.)?

Das ist ein Mensch mit Prinzipien, einer der sich von Ansichten und Regeln leiten läßt, die wirklich Einfluss auf sein tägliches Verhalten haben. Ein solcher Mensch wird, wenn er sich bis zu seinem Lebensende an diese Richtlinien hält, so leben, dass er seine Aufgabe erfüllt. Und das ist am Ende die Heiligkeit.

Nun muss man ehrlicherweise sagen, daß ein Christ, dessen Leben nicht zur Heiligkeit führt, gescheitert ist. Er hat Gott nicht in alle Vorkommnisse und Tätigkeiten seines Lebens einkalkuliert. Er hat den Menschen seiner Umgebung nichts von Gott erzählt. Er hat sein Herz nicht bei Gott gehabt, wie dieser seinerseits mit seinem ganzen Herzen bei uns Menschen ist.

Welches ist denn dieser Weg, der zur Heiligkeit führt?

Für mich ist dieser Weg das Opus Dei, das ein Weg für viele und gerade auch für viele Verheiratete sein kann. Ich würde mich freuen, wenn du ihn kennenlerntest. Wir stützen uns auf einen Lebensplan, in dem Jesus den wichtigsten Platz einnimmt: Verehrung der Eucharistie, Liebe zur Muttergottes, Liebe zu den Menschen, großzügiger Einsatz für den Nächsten, viel Arbeit – schließlich versuchen wir uns in der alltäglichen Arbeit zu heiligen – viel Apostolat. Eben viele „Ja’s“ im Laufe des Tages.