«Nach innen wachsen»

Wort des Regionalvikars

Liebe Angehörige, Mitarbeiter und Freunde des Opus Dei!

Am vergangenen Aschermittwoch hätten wir uns diese Fastenzeit noch ganz anders vorgestellt: «so wie immer, ganz normal» … Und nun bringen uns die Umstände dazu, auf Dinge, Freiheiten und Sicherheiten zu verzichten, die wir bis vor wenigen Tagen als selbstverständlich gegeben angesehen haben.

Mein erster Gedanke geht zu den Schwerkranken, auch zu jenen, die nur indirekt von der Corona-Krise betroffen sind, sowie zu ihren Angehörigen – und zu denjenigen, die bereits ein Familienmitglied verloren haben. Aber auch zu all jenen Menschen, die einer Ansteckung schutzlos ausgesetzt sind, wie etwa die zahllosen Menschen in den Flüchtlingslagern. Sie brauchen unser Gebet und unsere Unterstützung ganz besonders.

Mein erster Gedanke geht zu den Schwerkranken, auch zu jenen, die nur indirekt von der Corona-Krise betroffen sind, sowie zu ihren Angehörigen – und zu denjenigen, die bereits ein Familienmitglied verloren haben.

Aber welche Bedeutung kann diese Pandemie für uns haben? Zweifellos ist sie eine Prüfung: Wir werden aufgerüttelt aus unserer geistig-geistlichen Trägheit und Selbstzufriedenheit. Wir werden erinnert an etwas, was wir im Grunde sehr gut wissen, aber leicht vergessen: an die Zerbrechlichkeit unserer Zivilisation, so fortschrittlich sie auch ist. Unausweichlich wird uns vor Augen geführt: Wir sind nicht unsere eigenen Schöpfer und Erlöser, wir können nicht auf uns selber bauen - sehr wohl aber auf ihn, unseren wahren Schöpfer und Erlöser. Wir sind in seiner Hand, und er, der Gekreuzigte und Auferstandene, hat uns die Tür zum unvergänglichen Leben aufgestoßen.

Die Allermeisten von uns sind in diesen Wochen auch ohne Ansteckung mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert, sei es als Berufstätige, als Eltern und nicht zuletzt auch als Alleinstehende, auf denen Hilflosigkeit und Einsamkeit am stärksten lastet. Sie alle versichere ich meines Gebetes und meiner ganz besonderen, herzlichen Nähe.

Wie unser Prälat und Vater (vgl. seine Botschaft vom 14. März) ermuntere ich alle dazu, aus dieser Not mit der Gnade Gotte eine Tugend zu machen. Überwinden wir die Versuchung zur Trägheit, zum Sich-gehen-lassen. Wachsen wir vielmehr «nach innen». Dieser so weise Ratschlag stammt von unserem Gründer, dem hl. Josefmaria. Er sprach aus Erfahrung, denn er selber war während des spanischen Bürgerkrieges mit vielen weiteren Flüchtlingen über ein halbes Jahr lang in einem Konsulat eingeschlossen, zusammengepfercht auf engstem Raum mit vielen anderen Verfolgten, in einer oft gereizten Atmosphäre, mit meist ungestilltem Hunger und unter ständiger Gefahr, in den Tod geschickt zu werden - er, der es gewohnt war, sich viel zu bewegen und unzählige Menschen zu treffen. In dieser «Quarantäne» aber legte er für sich und seiner Handvoll Gefährten sofort eine Tagesordnung fest; er hielt ihnen Betrachtungen und feierte die Messe; tagsüber lernte man Fremdsprachen oder las, dazwischen unterhielt man sich eine Weile in geselliger Runde, man betete den Rosenkranz, und Josefmaria führte eine rege Korrespondenz. Und allen schenkte er Herzenswärme, Sicherheit, Zuversicht; sie empfanden seine Gesellschaft als wahrhaft beglückend und überstanden so diese schwierige Zeit.

Möge der hl. Josefmaria uns also helfen, aus unseren äußeren Einschränkungen so viel Gutes zu machen wie er damals tat – nach innen zu wachsen und uns tiefer im Herrn zu verankern, im Vertrauen darauf, dass er uns nie verlässt; und jenen, die mit uns zusammenleben, Frieden und Gelassenheit zu schenken.

Möge der hl. Josefmaria uns also helfen, aus unseren äußeren Einschränkungen so viel Gutes zu machen wie er damals tat – nach innen zu wachsen und uns tiefer im Herrn zu verankern, im Vertrauen darauf, dass er uns nie verlässt

Schließlich lade ich alle herzlich ein, dem ökumenischen Aufruf hierzulande zu folgen und bis Ostern jeden Donnerstag um 20 Uhr Kerzen in die Fenster zu stellen und zu beten für die Erkrankten, die im Gesundheitswesen Tätigen und für alle Gebrechlichen, Kranken und Sterbenden, die keine Besuche empfangen dürfen und zu vereinsamen drohen.

Bleiben wir in Gedanken, im Gebet und über die sozialen Medien mehr denn je verbunden. Rücken wir näher zusammen, und reihen wir uns unter all jene ein, die bereits so viele, wunderbare Initiativen der Solidarität ergriffen haben. Dann wird sich das Wort des hl. Paulus bewahrheiten: Gott führt «bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten» (Röm 8,28).

Herzlich verbunden im Herrn

Mgr Peter Rutz

Regionalvikar