Betrachtungstext: 1. Woche der Fastenzeit – Mittwoch

Gott liebt uns, was immer geschieht – Geist der Gewissenserforschung, um zu bereuen – Der süße Moment der Beichte

GOTT, sei mir gnädig nach deiner Huld, bittet der Psalmist, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! (Ps 51,3). Gott schenkt uns diese Fastenzeit, damit wir uns zu ihm bekehren und seine Liebe neuerlich verkosten. Aus diesem Grund wollte etwa der heilige Paulus seine Hingabe an Jesus Christus leben, und darin ist vieles enthalten, wie einer der großen Kirchenväter erklärte: „Sich der Liebe Christi zu erfreuen, bedeutete für Paulus das Leben, die Welt, die Gesellschaft der Engel, die gegenwärtigen und zukünftigen Güter, das Reich, die Verheißungen, die Gesamtheit aller guten Dinge.“1 Eine der größten Wohltaten, die wir besonders in dieser Zeit erfahren können, ist Gottes Vergebung, sein Erbarmen, die Freiheit, mit der er uns liebt. „Wer kann Gottes Güte angemessen erklären?“, fragt Gregor der Große. „Anstelle einer Strafe für unsere Vergehen erhalten wir die verheißene Belohnung für unsere Tugend.2

Papst Franziskus pocht auf folgenden Gedanken: „Gott liebt dich nicht, weil du richtig denkst und dich gut benimmst; er liebt dich und fertig. Seine Liebe ist bedingungslos, sie hängt nicht von dir ab. Du kannst falsche Vorstellungen haben, du kannst alles Mögliche angestellt haben, aber der Herr verzichtet nicht darauf, dich zu lieben. Wie oft denken wir, dass Gott gut ist, wenn wir gut sind, und dass er uns straft, wenn wir böse sind. So ist es nicht. In unseren Sünden fährt er fort, uns zu lieben. Seine Liebe ändert sich nicht, sie ist nicht nachtragend; sie ist treu, sie ist geduldig.“3 Angesichts dieser Realität, die so überraschend und so anders ist als unser Denken, sind wir voll Dankbarkeit. Und um keinen Zweifel an seiner Vergebung aufkommen zu lassen, macht Gott sie durch die Stimme eines Priesters hörbar: Ich spreche dich los von deinen Sünden. Wir können die Schuld nicht mit uns schleppen, denn Jesus Christus hat sie getilgt.


SCHLACHTOPFER für Gott ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen (Ps 51,19). Unsere Reue öffnet Gott sperrangelweit die Türe. Wir wollen ihm nicht sagen, wie er uns lieben soll, noch wagen wir es, Bedingungen zu stellen. Papst Franziskus hält fest: „Wir sind frei, weil wir befreit wurden, befreit aus Gnade – nicht gegen Bezahlung –, befreit durch die Liebe, die zum obersten und neuen Gesetz des christlichen Lebens wird.“4 Wir entdecken, dass es Gott leicht fällt, zu vergeben, weil er bis zur Vollendung geliebt hat (Joh 13,1). Die Liebe Gottes zu uns hängt nicht von unseren Verdiensten oder unserem Wohlverhalten ab. Und es gibt nur einen Weg, Gottes Zuwendung zu verhindern: uns nicht vergeben zu lassen. Dies ist in gewisser Weise das einzige unüberwindbare Hindernis für den allmächtigen Gott, der uns mit der großen Macht der Freiheit ausgestattet hat.

In diesem Sinne könnte man sagen, dass wir uns selbst gut kennen sollten und, da wir auch Gott ausreichend kennen, unsere Sünden bereuen und einsehen sollten, dass es für uns besser gewesen wäre, anders zu handeln. Wir wissen, dass Heiligkeit nicht in der bloßen Erfüllung von Pflichten besteht, sondern Leben des Heiligen Geistes in unserer Seele ist. Die Suche in uns selbst nach dem, was seine Arbeit behindert, mag einfach scheinen, wir schaffen es jedoch nicht immer, wir sind nicht immer mutig und ehrlich genug, um die Hindernisse aufzuspüren. Manchmal finden wir Ausreden, um unser Leben nicht prüfen zu müssen. Der heilige Josefmaria pflegte zu sagen, dass „die tägliche Gewissenserforschung uns die Selbsterkenntnis und die wahre Demut erwirken wird und uns, als Folge davon, vom Himmel die Beharrlichkeit erlangen wird“5. Der heilige Augustinus, der ein großer Realist war, wusste, dass dies eine lebenslange Aufgabe ist: „Es fehlt nie an Stoff für die Vergebung; wir sind Menschen.“6


„ERSCHRICK nicht, nie wieder, wenn du auf Abgründe der Gemeinheit in dir stößt“, riet der heilige Josefmaria. „Schreie, bete, durchlaufe die Phasen des verlorenen Sohns. Gott, dein Vater, kommt dir entgegen, sobald du dich als Sünder bekennst in dem, was der Stolz dir als Sünde verborgen hat. Es beginnt für dich ein großes Fest – die tiefe Freude der Reue – und du trägst ein reines Gewand: eine tiefere, göttlichere und menschlichere Liebe.“7

Welcher seltsame Mechanismus treibt uns an, unsere Sünden nicht anzuerkennen? Vielleicht ist es die Angst, nicht geliebt zu werden, die Scham, unsere Schwäche zu erkennen, oder der Leichtsinn, scheinbare Schutzräume nicht verlassen zu wollen. Auf jeden Fall bietet uns Jesus immer wieder ein großartiges Heilmittel an: das aufrichtige Bekenntnis unserer Sünden vor dem Priester, der Christus gegenwärtig macht. „Es gibt keinen besseren Akt der Reue und Sühne als eine gute Beichte. Dort erhalten wir die Kraft, die wir zum Kämpfen brauchen8, sagte der heilige Josefmaria. Jesus wartet geduldig auf uns. Er weiß, dass wir uns nach unserem väterlichen Zuhause sehnen, er weiß, dass wir nach seiner Wärme verlangen.

Der heilige Paul VI. sagte, dass „die Momente der aufrichtigen Beichte vielleicht zu den süßesten, tröstlichsten und entscheidendsten Momenten des Lebens gehören9. Deshalb ist die Weitergabe der Liebe zur Beichte – so Worte des heiligen Josefmaria – „der beste Gefallen, den man einem Freund erweisen kann, der beste Liebeserweis“10. Wir bitten den Heiligen Geist, uns zu helfen, die Beichte selbst besser zu leben, damit wir Zeugen dieses Lebensstils sein können. Und wir bitten Maria, die Zuflucht der Sünder, diese Freude auch unseren Freunden und unserer Familie zu bringen.


1 Hl. Johannes Chrysostomus, Predigt 2 über die Hymnen des hl. Paulus.

2 Hl. Gregor der Große, Predigt 20 über die Evangelien.

3 Franziskus, Predigt, 24.7.2019.

4 Franziskus, Audienz, 13.10.2021.

5 Hl. Josefmaria, Briefe 2, Nr. 35.

6 Hl. Augustinus, Sermo 57.

7 Hl. Josefmaria, Brief, 14.2.1974, Nr. 7.

8 Hl. Josefmaria, En diálogo con el Señor, “Tiempo de reparar”, Nr. 7.

9 Hl. Paul VI., Ansprache, 27.2.1975.

10 Hl. Josefmaria, Notizen aus einem Familientreffen, 1.7.1974.