Thema 22. Die Eucharistie (II)

Die Heilige Messe macht im Heute der liturgischen Feier der Kirche das einzige Opfer unserer Erlösung gegenwärtig. Sie ist ein wahres und eigentliches Opfer aufgrund ihrer direkten Beziehung – ihrer sakramentalen Identität – mit dem einzigen, vollkommenen und endgültigen Opfer des Kreuzes. Die Gläubigen können und sollen an der Darbringung des eucharistischen Opfers teilnehmen. Der Wunsch, die heilige Kommunion zu empfangen, sollte immer in den Christen präsent sein.

Die Opferdimension der Heiligen Messe

Die heilige Messe ist in einem eigentlichen und einzigartigen Sinn Opfer. Sie ist ein neues Opfer verglichen mit den Opfern der Naturreligionen und den rituellen Opfern des Alten Testaments; und sie ist Opfer, weil sie im Heute der liturgischen Feier der Kirche das einzige Opfer unserer Erlösung vergegenwärtigt, dessen Gedächtnis sie ist und dessen Früchte sie zuwendet (vgl. Katechismus, 1362-1367).

Jedes Mal, wenn die Kirche die Eucharistie feiert, ist sie aufgerufen, die Gabe, die Christus ihr anbietet, anzunehmen und am Opfer ihres Herrn teilzunehmen, indem sie sich mit ihm dem Vater für das Heil der Welt darbringt. Man kann daher sagen, dass die heilige Messe Opfer Christi und der Kirche ist.

Betrachten wir genauer diese beiden Aspekte des eucharistischen Mysteriums.

Wie erwähnt wurde, ist die heilige Messe durch ihre direkte Beziehung – ihre sakramentale Identität – mit dem einzigen, vollkommenen und endgültigen Opfer des Kreuzes ein wahres und eigentliches Opfer1. Diese Beziehung wurde von Jesus Christus beim Letzten Abendmahl grundgelegt, als er den Aposteln unter den Gestalten von Brot und Wein seinen geopferten Leib und sein zur Vergebung der Sünden vergossenes Blut darreichte und so im Gedächtnisritus vorwegnahm, was sich kurze Zeit später geschichtlich auf Golgota ereignen sollte. Seither hört die Kirche nicht auf, unter der Führung und in der Kraft des Heiligen Geistes, den Auftrag zu erfüllen, den Christus seinen Jüngern erteilt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19; 1 Kor 11,24-25). Auf diese Weise „verkündet sie“ (macht sie durch Wort und Sakrament gegenwärtig) „den Tod des Herrn“ (das heißt, sein Opfer: vgl. Eph 5,2; Hebr 9,26), „bis er wiederkommt“ (und daher auch seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt: vgl. 1 Kor 11,26).

Diese sakramentale Verkündigung des Pascha-Geheimnisses des Herrn ist von besonderer Wirksamkeit, denn das Erlösungsopfer wird nicht nur in signo oder in figura dargestellt, sondern es wird wahrhaft gegenwärtig: seine Person und das Heilsereignis, dessen gedacht wird. Der Katechismus der Katholischen Kirche drückt das folgendermaßen aus: „Die Eucharistie ist das Gedächtnis des Pascha Christi, die sakramentale Vergegenwärtigung und Darbringung seines einzigen Opfers in der Liturgie seines Leibes, der Kirche“ (Nr. 1362).

Wenn daher die Kirche Eucharistie feiert, wird aufgrund der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi die Opfergabe des Golgota in verklärtem Zustand gegenwärtig; es handelt derselbe Priester, Jesus Christus; und es wird, untrennbar verbunden mit der sakramentalen Präsenz Christi, derselbe Opferakt vollzogen (der eigentliche Opferakt des Kreuzes), der im auferstandenen und glorreichen Christus immer fortdauert2. Es ändert sich nur die äußere Ausdrucksform seiner Hingabe: Auf Golgota erfolgte sie durch Leiden und Tod am Kreuz; in der Messe erfolgt sie durch Gedächtnis und Sakrament. Die doppelte Konsekration von Brot und Wein im eucharistischen Hochgebets ist sakramentales Abbild der Darbringung am Kreuz.

Die Eucharistie, Opfer Christi und der Kirche

Die heilige Messe ist Opfer Christi und der Kirche, denn jedes Mal, wenn das eucharistische Mysterium gefeiert wird, nimmt die Kirche am Opfer ihres Herrn teil, indem sie in Gemeinschaft mit ihm tritt – mit seiner Opfergabe an den Vater – und mit den Gütern der Erlösung, die er uns erlangt hat. Die ganze Kirche bringt das Opfer dar und wird in Christus durch den Heiligen Geist dem Vater dargebracht. Das bekräftigt die lebendige Tradition der Kirche sowohl in den Texten der Liturgie als auch der Väter und des Lehramts (vgl. Katechismus, 1368-1370). Grundlage dieser Lehre ist letztlich das Zusammenwirken Christi und der Mitglieder seines Leibes, wie das II. Vatikanische Konzil erklärt: „In der Tat gesellt sich Christus in diesem großen Werk, in dem Gott vollkommen verherrlicht und die Menschheit geheiligt werden, immer wieder die Kirche zu, seine geliebte Braut“ (SC 7).

Die Teilnahme der Kirche – des hierarchisch strukturierten Volkes Gottes – an der Darbringung des eucharistischen Opfers ist durch das Gebot Jesu legitimiert: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, und sie spiegelt sich wider in den Worten der Liturgie „memores… offerimus… (tibi Pater)… gratias agentes… hoc sacrificium“, die häufig in den eucharistischen Hochgebeten der alten Kirche verwendet wurden3 und auch heute in den Hochgebeten4 zu finden sind.

Wie die Texte der eucharistischen Liturgie bezeugen, sind die Gläubigen nicht bloß Zuschauer eines vom zelebrierenden Priester vollzogenen Kultaktes; sie alle können und sollen an der Darbringung des eucharistischen Opfers teilnehmen, denn kraft der Taufe wurden sie Christus eingegliedert und sind „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde“ (1 Petr 2,9). Sie sind also in Christus das neue Volk Gottes, das er weiter um sich versammelt, damit es bis an die Enden der Erde seinem Namen ein vollkommenes Opfer darbringt (vgl. Mal 1,10-11). Sie sollen nicht nur den geistigen Kult des Opfers der eigenen Werke und ihrer ganzen Existenz darbringen, sondern auch – in Christus und mit Christus – das reine, heilige und unbefleckte Opfer. All das ist Ausübung des gemeinsamen Priestertums der Gläubigen in der Eucharistie.

Die Kirche bringt nicht nur, vereint mit Christus, das eucharistische Opfer dar, sondern wird auch in ihm geopfert, denn als Leib und Braut ist sie untrennbar vereint mit ihrem Haupt und Bräutigam.

Die eucharistische Liturgie selbst bringt diese Teilnahme der Kirche am Opfer Christi unter dem Einfluss des Heiligen Geistes zum Ausdruck: „Schau gütig auf die Gabe deiner Kirche. Denn sie stellt dir das Lamm vor Augen, das geopfert wurde und uns nach deinem Willen mit dir versöhnt hat. Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus. Er mache uns auf immer zu einer Gabe, die dir wohlgefällt…“5 In ähnlicher Weise bitten wir im vierten Hochgebet: „Sieh her auf die Opfergabe, die du selber deiner Kirche bereitet hast, und gib, dass alle, die Anteil erhalten an dem einen Brot und dem einen Kelch, ein Leib werden im Heiligen Geist, eine lebendige Opfergabe in Christus zum Lob deiner Herrlichkeit“.

Die Teilnahme der Gläubigen besteht vor allem darin, sich innerlich mit dem Opfer Christi zu vereinen, das auf dem Altar durch den Dienst des zelebrierenden Priesters gegenwärtig wird.

Die dargelegte Lehre hat grundlegende Bedeutung für das christliche Leben. Alle Gläubigen sind aufgerufen, in Ausübung ihres königlichen Priestertums an der heiligen Messe teilzunehmen, also mit der Absicht, das eigene Leben frei vom Makel der Sünde mit Christus, dem unbefleckten Opfer, dem Vater darzubringen und ihm so mit kindlicher Liebe und Danksagung alles zurückgeben, was sie von ihm empfangen haben.

Die Gläubigen sollen sich bemühen, die heilige Messe wirklich Zentrum und Wurzel ihres Innenlebens6 werden zu lassen, indem sie ihren ganzen Tag, ihre Arbeit und all ihr Tun auf sie ausrichten. Das ist wesentlicher Ausdruck der „priesterlichen Seele“.

Zwecke und Früchte der heiligen Messe

Die heilige Messe hat als sakramentale Vergegenwärtigung des Opfers Christi dieselben „Zwecke“ wie das Kreuzesopfer7. Diese Zwecke sind: der latreutische Zweck (Lob und Anbetung des Vaters durch den Sohn im Heiligen Geist); der eucharistische Zweck (Dank an Gott für Schöpfung und Erlösung); der propitiatorische Zweck (Gott dargebrachte Sühne für unsere Sünden); und der impetratorische Zweck (Bitte an Gott um seine Gaben und Gnaden). Diese Zwecke kommen in den verschiedenen Gebeten der liturgischen Feier der Eucharistie zum Ausdruck, besonders im Gloria und im Credo, in einzelnen Teilen des Hochgebets (Präfation, Sanctus, Epiklese, Anamnese, Fürbitten, Doxologie), im Vaterunser und in den Eigengebeten jeder Messe: Tagesgebet, Gabengebet, Schlussgebet.

Unter den „Früchten“ der Messe versteht man die Wirkungen, die die heilsame Kraft des Kreuzes, die im eucharistischen Opfer gegenwärtig wird, in den Menschen hervorbringt, wenn sie diese frei in Glauben, Hoffnung und Liebe zum Erlöser annehmen. Diese Früchte sind im Wesentlichen die Vermehrung der heiligmachenden Gnade und eine intensivere existentielle Gleichförmigkeit mit Christus.

Diese Früchte der Heiligkeit sind nicht bei allen, die am eucharistischen Opfer teilnehmen, die gleichen. Sie werden reichlicher oder geringer sein je nach der Anteilnahme des Einzelnen an der liturgischen Feier sowie nach dem Maß seines Glaubens und seiner Andacht. An den Früchten der Messe haben daher auf verschiedene Weise Anteil: die ganze Kirche; der zelebrierende Priester und jene, die vereint mit ihm an der eucharistischen Feier teilnehmen; die Gläubigen, die zwar nicht an der Messe teilnehmen, sich aber geistig mit dem zelebrierenden Priester verbinden; und jene, für die die Messe gefeiert wird, seien es Lebende oder Verstorbene8.

Wenn ein Priester ein Stipendium annimmt, um die Früchte der Messe einer bestimmten Intention zuzuwenden, ist er streng gehalten, diese Pflicht zu erfüllen9.

Die Eucharistie, Paschamahl der Kirche

„Die Eucharistie ist das österliche Mahl. Denn Christus, der auf sakramentale Weise sein Pascha vollzieht10, schenkt uns seinen Leib und sein Blut als Speise und Trank und vereinigt uns in seinem Opfer mit sich und untereinander“ (Kompendium, 287).

„Die Messe ist zugleich und untrennbar das Opfergedächtnis, in welchem das Kreuzesopfer für immer fortlebt, und das heilige Mahl der Kommunion mit dem Leib und dem Blut des Herrn. Die Feier des eucharistischen Opfers ist ganz auf die innige Vereinigung mit Christus durch die Kommunion ausgerichtet. Kommunizieren heißt, Christus selbst empfangen, der sich für uns hingegeben hat“ (Katechismus, 1382).

Die heilige Kommunion, die Christus angeordnet hat („Nehmt und esst… Trinkt alle daraus…“: vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,14-20; 1 Kor 11,23-26), ist Teil der fundamentalen Struktur der Feier der Eucharistie. Nur wenn Christus von den Gläubigen als Nahrung des ewigen Lebens empfangen wird, erreicht das von ihm eingesetzte Gedächtnis die Fülle des Sinns11. Deshalb empfiehlt die Kirche allen, die an der eucharistischen Feier teilnehmen und die notwendigen Voraussetzungen für den würdigen Empfang des Sakraments erfüllen12, die sakramentale Kommunion.

Als Jesus die Eucharistie verhieß, betonte er, dass diese Nahrung nicht nur nützlich, sondern notwendig ist: eine Bedingung des Lebens für seine Jünger. „Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53).

Essen ist eine Notwendigkeit für den Menschen. Und wie die natürliche Nahrung den Menschen am Leben erhält und ihm Kraft gibt, um sich in dieser Welt zu bewegen, so erhält auf ähnliche Weise die Eucharistie das Leben in Christus, das in der Taufe empfangen wurde, und gibt dem Christen die Kraft, bis zur Heimkehr zum himmlischen Vater auf dieser Erde dem Herrn treu zu sein. Die Kommunion ist daher nicht ein Element, das dem christlichen Leben willkürlich hinzugefügt werden kann; sie ist nicht nur für einige, der Sendung der Kirche besonders verpflichtete Gläubige notwendig, sondern eine vitale Notwendigkeit für alle: Nur wer sich vom Leben Christi selbst nährt, kann in Christus leben und sein Evangelium verbreiten.

Der Wunsch, die heilige Kommunion zu empfangen, soll im Christen ständig präsent sein, genauso wie das Verlangen, das letzte Ziel seines Lebens zu erreichen. Dieses wenigstens implizite Verlangen, die Kommunion zu empfangen, ist notwendig zur Erlangung des Heils.

Außerdem ist der tatsächliche Empfang der Kommunion für alle Christen, die Vernunftgebrauch besitzen, ein kirchliches Gebot: „Die Kirche verpflichtet die Gläubigen, durch das Bußsakrament darauf vorbereitet, wenigstens einmal im Jahr die Eucharistie zu empfangen, wenn möglich in der österlichen Zeit“ (Katechismus, 1389). Dieses kirchliche Gebot markiert ein Minimum, das oft nicht ausreichen wird, um ein echtes christliches Leben zu entfalten. „Die Kirche empfiehlt (…) den Gläubigen nachdrücklich, die heilige Eucharistie an den Sonn- und Feiertagen oder noch öfter, ja täglich zu empfangen“ (Katechismus, 1389).

Ordentliche Spender der heiligen Kommunion sind Bischof, Priester und Diakon13. Außerordentlicher Spender ist der Akolyth14. Außerordentliche Spender der Kommunion können auch andere Gläubige sein, denen der Ortsordinarius die Erlaubnis zur Spendung der Eucharistie erteilt hat, wenn das für den pastoralen Nutzen der Gläubigen erforderlich scheint und kein Priester, Diakon oder Akolyth verfügbar sind15.

„Es ist den Gläubigen nicht gestattet, die heilige Hostie oder den heiligen Kelch selbst zu nehmen und noch weniger von Hand zu Hand unter sich weiterzugeben“16. Diese Bestimmung kommt daher, dass die Kommunion den Wert eines heiligen Zeichens besitzt; dieses Zeichen muss zum Ausdruck bringen, dass die Eucharistie eine Gabe Gottes an den Menschen ist; deshalb muss unter normalen Bedingungen bei der Austeilung der Eucharistie zwischen dem Spender, der die von Christus selbst kommende Gabe austeilt, und dem Menschen, der sie mit Dankbarkeit im Glauben und in der Liebe annimmt, unterschieden werden.

Voraussetzungen für den Empfang der heiligen Kommunion

Um würdig zu kommunizieren, ist der Stand der Gnade Gottes notwendig. Der heilige Paulus erklärt: „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen, erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt“ (1 Kor 11,27-29). Daher darf niemand im Bewusstsein der Todsünde, so reuig er sich auch vorkommen mag, ohne vorherige sakramentale Beichte zur heiligen Kommunion hinzutreten (vgl. Katechismus, 1385)17.

Um fruchtbar zu kommunizieren, ist – abgesehen vom Stand der Gnade Gottes – eine ernsthafte Bemühung erforderlich, den Herrn mit der größtmöglichen aktuellen Andacht zu empfangen: Vorbereitung (entfernte und nähere); Sammlung; Akte der Liebe und Reue, der Anbetung, der Demut, der Danksagung usw.

Die innere Ehrfurcht vor der Eucharistie muss sich auch in der körperlichen Haltung widerspiegeln. Die Kirche schreibt das Fasten vor. Für die Gläubigen des lateinischen Ritus besteht es darin, sich eine Stunde vor Kommunionempfang aller Speisen und Getränke (außer Wasser und Medikamenten) zu enthalten (vgl. CIC, can. 919 § 1). Es ist auch auf die Reinlichkeit des Körpers zu achten, auf angemessene Kleidung und die Gesten der Verehrung, die die Achtung und die Liebe zum Herrn im heiligsten Sakrament ausdrücken usw. (vgl. Katechismus, 1387).

Im lateinischen Ritus ist die traditionelle Weise des Empfangs der heiligen Kommunion – Folge des Glaubens, der Liebe und der Jahrhunderte alten Frömmigkeit der Kirche – kniend und in den Mund. Die Gründe für diese fromme und sehr alte Gewohnheit sind weiterhin voll gültig. Man kann auch stehend kommunizieren, und in einigen Diözesen der Welt ist es erlaubt – niemals verpflichtend –, die Kommunion in die Hand zu empfangen18.

Das Gebot der sakramentalen Kommunion verpflichtet ab dem Erreichen des Vernunftgebrauchs. „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes“ (Mk 10,14)19.

Um die Erstkommunion empfangen zu können, muss das Kind seinen Fähigkeiten entsprechend die wichtigsten Glaubensgeheimnisse kennen und zwischen dem eucharistischen und dem gewöhnlichen Brot unterscheiden können. „Pflicht der Eltern und derer, die an Stelle der Eltern stehen, sowie des Pfarrers ist es, dafür zu sorgen, dass die Kinder, die zum Vernunftgebrauch gelangt sind, gehörig vorbereitet werden und möglichst bald, nach vorheriger sakramentaler Beichte, mit dieser göttlichen Speise gestärkt werden“ (CIC, can. 914).

Wirkungen der heiligen Kommunion

Was die Nahrung im Leib für das Wohl des physischen Lebens bewirkt, das bewirkt die Eucharistie auf unendlich höhere Weise in der Seele für das Wohl des geistlichen Lebens. Aber während sich die Nahrung in unsere körperliche Substanz verwandelt, werden wir durch den Empfang der heiligen Kommunion in Christus verwandelt: „Du wirst mich nicht in dich verwandeln wie die Speise in dein Fleisch, sondern du wirst dich in Mich verwandeln“20. Durch die Eucharistie kann sich das neue Leben in Christus, das im Gläubigen mit der Taufe begonnen hat (vgl. Röm 6,3-4; Gal 3,27-28), festigen und bis zur Fülle entfalten (vgl. Eph 4,13), damit das vom heiligen Paulus verkündete Ideal erreicht wird: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20)21.

Die Eucharistie gestaltet uns Christus gleich, lässt uns am Sein und der Sendung des Sohnes teilhaben, identifiziert uns mit seinen Absichten und Empfindungen, gibt uns die Kraft zu lieben, wie Christus es von uns verlangt (vgl. Joh 13,34-35), um alle Menschen unserer Zeit mit dem Feuer der göttlichen Liebe zu entzünden, das er auf die Erde zu werfen gekommen ist (vgl. Lk 12,49). All das soll sich wirksam in unserem Leben zeigen: „Wenn wir erneuert worden sind durch den Empfang des Leibes des Herrn, muss es in unseren Werken spürbar werden. Unsere Gedanken sollen aufrichtig sein: Gedanken des Friedens, der Hingabe und des Dienens. Unsere Worte sollen wahr, klar und angemessen sein; Worte, die zu trösten und zu helfen vermögen, und vor allem Worte, die den anderen das Licht Gottes bringen können. Unsere Handlungen sollen echt, wirksam und überlegt sein: Handlungen, die den bonus odor Christi (2 Kor 2,15), den Wohlgeruch Christi, an sich tragen, weil sie an die Lebensweise Christi erinnern“22.

Durch die heilige Kommunion vermehrt Gott die Gnade und die Tugenden, vergibt er die lässlichen Sünden und die zeitliche Strafe, bewahrt er vor den Todsünden und gewährt Ausdauer im Guten: mit einem Wort, er intensiviert die Bande der Vereinigung mit ihm (vgl. Katechismus, 1394-1395). Die Eucharistie wurde jedoch nicht für die Vergebung der Todsünden eingesetzt; dazu dient das Sakrament der Buße (vgl. Katechismus, 1395).

Die Eucharistie bewirkt die Einheit aller Christgläubigen im Herrn, das heißt, die Einheit der Kirche, des Mystischen Leibs Christi (vgl. Katechismus, 1396).

Die Eucharistie ist Pfand oder Garantie der künftigen Herrlichkeit, also der Auferstehung und des ewigen und seligen Lebens bei Gott, dem Einen und Dreifaltigen, mit den Engeln und allen Heiligen (vgl. Katechismus, 1419).

Der Kult der Eucharistie außerhalb der Heiligen Messe

Der Glaube an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie hat die Kirche dazu geführt, dem heiligsten Sakrament Kult der Anbetung zu erweisen – sowohl während der Liturgie der Messe (deshalb hat sie aufgefordert, dass wir vor den konsekrierten Gestalten niederknien oder uns tief verneigen), als auch außerhalb ihrer Feier: indem die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt im Tabernakel aufbewahrt und vor den Gläubigen ausgesetzt werden, damit sie sie feierlich verehren, in Prozession tragen usw. (vgl. Katechismus, 1378).

Die heilige Eucharistie wird im Tabernakel aufbewahrt23:

- Hauptsächlich, um den Kranken und anderen Gläubigen, die an der Mitfeier der Messe verhindert sind, die heilige Kommunion spenden zu können.

- Außerdem, damit die Kirche Gott, unserem Herrn, in dem heiligsten Sakrament Kult der Anbetung erweisen kann (besonders während der Aussetzung der heiligsten Eucharistie, im Segen mit dem Allerheiligsten; in der Prozession mit dem heiligsten Sakrament am Hochfest Fronleichnam usw.).

- Und damit die Gläubigen mit häufigen Besuchen den Herrn im Sakrament jederzeit anbeten können. In diesem Sinn betont der hl. Johannes Paul II.: „Die Kirche und die Welt benötigen den eucharistischen Kult sehr. Jesus erwartet uns in diesem Sakrament der Liebe. Geizen wir nicht mit unserer Zeit, um ihn in der Anbetung aufzusuchen, in der Betrachtung voller Glaube und bereit, für die großen Sünden und Vergehen der Welt Sühne zu leisten. Möge unsere Anbetung nie aufhören“24.

Es gibt zwei liturgische Feiertage (Hochfeste), an denen dieses heilige Mysterium besonders gefeiert wird: der Gründonnerstag (an dem der Einsetzung der Eucharistie und der Priesterweihe gedacht wird) und Fronleichnam (zur besonderen Anbetung und Betrachtung des Herrn in der Eucharistie).

Ángel García Ibáñez

Grundlegende Bibliografie

Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1356-1405.

Empfohlene Lektüren

Hl. Johannes Paul II., Enz. Ecclesia de Eucharistia (17.4.2003).

Benedikt XVI., Apost. Schreiben Sacramentum caritatis (22.2.2007).

Franziskus, Katechesen über die Heilige Messe (Nov. 2017 - April 2018).

Hl. Josefmaria Escrivá, Homilie Die Eucharistie, Geheimnis des Glaubens und der Liebe, in Christus begegnen, Nr. 83-94; Homilie Fronleichnam, ebd. Nr. 150-161.


1 Der Katechismus der Katholischen Kirche drückt es folgendermaßen aus: „Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer“ (Nr. 1367).

2 Vgl. Katechismus, Nr. 1085.

3 Vgl. Eucharistisches Hochgebet der Traditio apostolica des heiligen Hyppolit; Anaphora von Addai und Mari; Anaphora des hl. Markus.

4 Vgl. Römisches Messbuch, Hochgebet I (Unde et memores und Supra quae); Hochgebet III (Memores igitur; Respice, quaesumus und Ipse nos tibi); ähnliche Ausdrücke finden wir in den Hochgebeten II und IV.

5 Römisches Messbuch, Hochgebet III: Respice, quaesumus und Ipse nos tibi.

6 Vgl. hl. Josefmaria Escrivá, Christus begegnen, 87.

7 Die Erreichung dieser Zwecke beruht nicht nur auf der Intention der feiernden Kirche, sondern vor allem auf der sakramentalen Gegenwart Jesu Christi selbst. In ihm sind diese Zwecke, für die er dem Vater sein Leben dargebracht hat, aktuell und operativ (vgl. Röm 8,34; Hebr 7,25).

8 Die Feier der Messe für bestimmte Anliegen – es handelt sich um eine besondere Fürbitte – bedeutet in keiner Weise eine Art Automatismus des Heils; den Gläubigen kommt die Gnade nicht automatisch zu, sondern nach dem Maß ihrer Vereinigung mit Gott durch Glauben, Hoffnung und Liebe.

9 Vgl. CIC, can. 945-958. Durch diese besondere Zuwendung schließt der zelebrierende Priester weder die anderen Glieder der Kirche noch die gesamte Menschheit von den Segnungen des eucharistischen Opfers aus; er schließt bloß einige Gläubige auf eine spezielle Weise ein.

10 Der Begriff Pascha kommt aus dem Hebräischen und bedeutet ursprünglich Durchzug, Übergang. Im Buch Exodus, in dem vom ersten Pascha der Hebräer erzählt wird (vgl. Ex 12,1-14.21-27), ist der erwähnte Begriff mit dem Verb „vorübergehen“ verbunden, mit dem Vorübergang des Herrn und seines Engels in der Nacht der Befreiung (als das auserwählte Volk das Paschamahl feierte) und dem Übergang des Volkes Gottes aus der Knechtschaft in Ägypten in die Freiheit des gelobten Landes.

11 Das will nicht besagen, dass die Feier der Eucharistie ohne die Kommunion aller Anwesenden ungültig ist; oder dass alle unter beiderlei Gestalt kommunizieren müssten; notwendig ist der Kommunionempfang nur für den zelebrierenden Priester.

12 Vgl. Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr. 80; hl. Johannes Paul II., Ecclesia de Eucharistia, Nr. 16; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 81-83; 88-89.

13 Vgl. CIC, can. 910; Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr. 92-94.

14 Vgl. CIC, can. 910 § 2; Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr. 98; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 154-160.

15 Vgl. CIC, can. 910 § 2 und can. 230 § 3; Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr. 100 und 162; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 88.

16 Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 94; vgl. Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr.160.

17 Was die Situation von zivil wiederverheirateten Geschiedenen betrifft (oder von Christen, die unverheiratet zusammenleben), ist die Kirche der Auffassung, dass „sie sich in einer Situation befinden, die dem Gesetz Gottes objektiv widerspricht. Darum dürfen sie, solange diese Situation andauert, nicht die Kommunion empfangen“ (Katechismus, 1650). Wenn sie jedoch bereuen und das Sakrament der Buße empfangen, können sie von neuem kommunizieren; im Übrigen ist zu berücksichtigen, dass die sakramentale Absolution „nur denen gewährt werden kann, welche die Verletzung des Zeichens des Bundes mit Christus und der Treue zu ihm bereuen und die aufrichtige Bereitschaft zu einem Leben haben, das nicht mehr im Widerspruch zur Unauflöslichkeit der Ehe steht. Das heißt konkret, dass, wenn die beiden Partner aus ernsthaften Gründen – zum Beispiel wegen der Erziehung der Kinder – der Verpflichtung zur Trennung nicht nachkommen können, sie sich verpflichten, völlig enthaltsam zu leben, das heißt, sich der Akte zu enthalten, welche Eheleuten vorbehalten sind“ (hl. Johannes Paul II., Familiaris consortio, Nr. 84). Zu dieser Frage siehe auch die Hinweise von Benedikt XVI., Sacramentum caritatis, Nr. 29, und von Papst Franziskus, Amoris laetitia, Nr. 296-306.

18 Vgl. hl. Johannes Paul II., Schreiben Dominicae Cenae, Nr. 11; Römisches Messbuch, Institutio generalis, Nr. 161; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 92.

19 Vgl. hl. Pius X., Quam singulari, I: DS 3530; CIC, can. 913-914; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 87.

20 Hl. Augustinus, Bekenntnisse, 7,10; CSEL 38/1, 157.

21 Wenn die heilsamen Wirkungen der Eucharistie nicht auf einmal in ihrer Fülle erlangt werden, so geschieht das nicht „mangels der Wirksamkeit Christi, sondern mangels der Andacht des Menschen“ (hl. Thomas von Aquin, S.Th., q. 79, a. 5, ad 3).

22 Hl. Josefmaria Escrivá, Christus begegnen, Nr. 156.

23 Vgl. hl. Paul VI., Mysterium fidei, Nr. 56; hl. Johannes Paul II., Ecclesia de Eucharistia, Nr. 29; Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 129-145; Benedikt XVI., Sacramentum caritatis, Nr. 66-69.

24 Hl. Johannes Paul II., Schreiben Dominicae Cenae, Nr. 3.

Ángel García Ibáñez