Betrachtungstext: 34. Sonntag im Jahreskreis (C) - Christkönig

Jesus ist der König des Universums und jedes einzelnen von uns. - Die scheinbare Schwäche des Königtums Christi. - Der Dienst ist die wahre Macht.

DAS ENDE des Kirchenjahres wird mit dem Hochfest Christkönig eingeläutet. Diese Wochen, in denen die Kirche uns vorgeschlagen hat, über die letzten Wahrheiten nachzudenken, führen uns zu einer Gewissheit: Jesus Christus ist der Herr der Weltgeschichte und gleichzeitig der Herr jeder persönlichen Geschichte. "Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden" (Kol 1,15-16). Nichts, was geschieht, entgeht seinem Wissen. Keine unserer Sorgen und Wünsche sind verloren, denn er regiert alles.

Regnare Christum volumus, wählte der selige Alvaro del Portillo zu seinem bischöflichen Wahlspruch: Wir wollen, dass Christus herrscht. Es handelt sich um eines der Stoßgebete, die der heilige Josefmaria schon in sehr jungen Jahren sprach. "Christus soll herrschen, vor allem in unserer Seele, pflegte er zu sagen. "Was würden wir antworten, wenn Er uns fragte: Willst du, daß ich in dir herrsche? Ich würde Ihm antworten, daß ich dazu die Fülle seiner Gnade brauche. Denn nur so wird sich alles verwandeln in ein Hosanna, einen Freudenruf zu Christus, meinem König: jeder Herzschlag, jeder Atemzug, selbst jeder flüchtigste Blick, jedes einfachste Wort, jede Empfindung".1

"Jesus fordert uns heute auf zuzulassen, dass er unser König wird. Ein König, der uns mit seinem Wort, seinem Beispiel und seinem am Kreuz aufgeopferten Leben aus dem Tod gerettet hat, und er – dieser König – weist dem verlorenen Menschen den Weg, er gibt unserem von Zweifel, Furcht und alltäglichen Prüfungen geprägten Dasein neues Licht. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass das Königtum Jesu nicht von dieser Welt ist. Er wird unserem bisweilen auch durch unsere Fehler und Sünden hart geprüften Leben einen neuen Sinn geben können, dies unter der alleinigen Bedingung, dass wir nicht der Logik der Welt und ihrer »Könige« folgen".2

KURZ vor Jesu Tod begannen die Volksführer und die Soldaten, ihn zu verhöhnen: "Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!" (Lk 23,37). Sein Königtum bleibt vor den Augen dieser Menschen verborgen. Sie sahen die wahre Macht in derjenigen, die einen Großteil der bekannten Welt im Westen politisch beherrschte. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass dieser Mensch, der am Kreuz sterben sollte, eine wichtige Person war.

Die Antwort des Herrn auf diese Beleidigungen ist beredt: Er verteidigt sich nicht. Seine Herrschaft ist die desjenigen, der sich selbst hingibt, und nur auf diese Weise beginnt das Heil. Jesus "will den Willen des Vaters bis zum letzten erfüllen und sein Reich nicht mit Waffen und Gewalt errichten, sondern mit der scheinbaren Schwachheit der Liebe, die das Leben hingibt. Das Reich Gottes ist ein völlig anderes Reich als die irdischen".3 Es ist diese "scheinbare Schwäche", die die Freiheit der Seelen erobert. Es ist die Zerbrechlichkeit des Herrn, die der Welt und den Menschen Leben einflößt, die es versteht, aus dem Bösen das Gute zu machen, die Gnade einflößt, ohne sich aufzudrängen.

Vielleicht war es gerade diese "Schwäche", die das Herz des "guten Räubers" erobert hat. Während sein Komplize Jesus herausforderte und ihn bat, sie vor dem Kreuz zu retten, wagte er eine kühnere Bitte: "Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!" (Lk 23,42). Er hatte sein Königtum anerkannt, aber er wusste, dass es nicht von dieser Welt war. Deshalb wendet er sich an ihn, damit er, wo immer er seine Macht ausübt, sich an seinen Gefährten im Todeskampf erinnert. Und was er von diesem König erhält, ist weit mehr, als er sich hätte vorstellen können: "Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23,43).

JEDER Christ ist dazu berufen, Christus zu sein, der unter den Menschen weilt. Der Blick auf den Herrn am Kreuz drängt uns, uns so hinzugeben, wie er es getan hat. Sein Beispiel führt uns dazu, bedingungslos zu lieben. Wer sich hingibt, legt seine Waffen nieder und verzichtet darauf, sich zu verteidigen. Auf diese Weise lernen wir, zuzuhören, ohne uns aufzudrängen, das Gute in jedem Menschen zu schätzen, unsere Zeit und die Freude, die wir in uns tragen, anzubieten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

In dieser Herrschaft Christi im Angesicht derer, die ihn verhöhnten, entdecken wir, dass es wenig wert ist, so zu tun, als ob wir Recht hätten, oder unseren eigenen Willen durchzusetzen; selbst das Gute, das wir tun, verliert an Gewicht, wenn wir nicht von einem aufrichtigen Eifer zu dienen bewegt werden, wie Christus in seiner Passion. "Wie sehr gefällt mir dieses Wort; meinem König dienen und durch Ihn allen, die durch sein Blut erlöst sind. Verstünden wir Christen es doch zu dienen! Vertrauen wir jetzt dem Herrn unseren Entschluß an, lernen zu wollen, wie man dient, denn nur dienend werden wir fähig sein, Christus zu kennen und zu lieben; nur dann werden wir andere Menschen zu Ihm führen und erreichen, daß auch sie Ihn lieben".4

Der Erzengel Gabriel prophezeite Maria, dass ihr Sohn für immer herrschen würde. Sie glaubte, bevor sie ihn zur Welt brachte. Später würde sie, nicht ohne Überraschung, verstehen, was für ein Königtum das von Jesus war. Wir können unsere Mutter bitten, dass wir die sanfte Art und Weise, in der ihr Sohn regiert, immer tiefer verstehen und leben.


1 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 181.

2 Papst Franziskus, Angelus, 25-XI-2018.

3 Benedikt XVI., Homilie, 25-XI-2012

4 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 182.