Betrachtungstext: 3. Osterwoche – Donnerstag

Gott Vater zieht uns zu Jesus hin – Um das Brot des Lebens bitten – Die Eucharistie erfüllt uns mit Hoffnung

ALS JESUS in der Synagoge von Kafarnaum verkündete, dass er das Brot des Lebens sei, fragten sich die Anwesenden aus nachvollziehbaren Gründen: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? (Joh 6,42). Der Herr reagierte sofort und erklärte: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag (Joh 6,44).

Dieser Abschnitt führt uns „in die Dynamik des Glaubens ein, der Beziehung ist: die Beziehung zwischen einer menschlichen Person und der Person Jesu, wobei eine entscheidende Rolle der Vater spielt und natürlich auch der Heilige Geist, der hier mitverstanden ist“, führt Papst Franziskus bei einem Angelusgebet aus. „Es genügt nicht, Jesus begegnet zu sein, um an ihn zu glauben. Es genügt nicht, die Bibel, das Evangelium zu lesen. Das ist wichtig, aber es genügt nicht! Ebenso wenig genügt es, bei einem Wunder wie jenem der Brotvermehrung dabei zu sein. Viele Menschen sind in engem Kontakt mit Jesus gestanden und haben ihm nicht geglaubt, im Gegenteil: Sie haben ihn sogar verachtet und verurteilt. Und ich frage mich: Warum war das so? Sind sie nicht vom Vater angezogen worden? Nein, dazu ist es gekommen, weil ihr Herz gegenüber dem Wirken des Geistes Gottes verschlossen war. Und wenn du ein verschlossenes Herz hast, dann tritt der Glaube nicht ein. Gott, der Vater, zieht uns immer zu Jesus hin: Wir sind es, die unser Herz öffnen oder verschließen.1

Auch uns zieht der Vater zu seinem Sohn, damit wir von ihm lernen und ihm die ganze Ehre geben. Diese Aufgabe erfordert, dass wir stets in der Nähe Jesu zu verweilen suchen, dass wir uns von ihm unterweisen lassen, um seine Jünger zu sein. Papst Franziskus setzt fort: „Der Glaube, der wie ein Samenkorn in der Tiefe des Herzens ist, keimt auf, wenn wir uns vom Vater zu Jesus ,ziehen‘ lassen und ,zu ihm gehen‘, offenen Herzens, ohne Vorurteile; dann erkennen wir in seinem Antlitz das Antlitz Gottes und in seinen Worten das Wort Gottes.“2


GOTT ZU SEHEN, ihn den ganzen Tag über zu schauen, ist kein unmögliches Ziel. Im Gegenteil, es ist eine Verheißung, die wir dank Jesu auf verschiedene Weise erlangen können. Derselbe Gott, der die Sehnsucht nach der Ewigkeit in unsere Herzen gelegt hat, ist in der Eucharistie geblieben, um immer bei uns zu sein. In Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist, werden unsere Sehnsüchte nach ewiger Liebe am besten gestillt. Wir können mit ihm im Gebet sprechen, ihn im Tabernakel besuchen, seine Worte im Evangelium hören. Jesus wird nach und nach zu unserem besten Freund, und wir werden den Vater in seinem Namen um alles bitten können. So schrieb der heilige Josefmaria: „Wenn wir im Namen Jesu Christi bitten, wird der Vater es gewähren, dessen seid gewiss. Das Gebet war schon immer das Geheimnis, die mächtige Waffe (...). Das Gebet ist die Grundlage unseres Friedens.“3

In diesem Gebetsimpuls hat Jesus uns gelehrt, vor allem um dieses „Brot des Lebens“ zu bitten, diese Nahrung für die Ewigkeit. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben (Joh 6,49), sagt Christus und vergleicht sich selbst mit der Speise, die Gott auf die Fürbitte von Mose hin gespendet hat. Er weist darauf hin, dass die Eucharistie unsterbliches Brot ist, während das frühere vergänglich war; sie ist nicht einfach eine Erinnerung, sondern ein Gedächtnis, eine Aktualisierung, wie wir in allen eucharistischen Gebeten und in einigen Hymnen beten: „O memoriale mortis Domini! Panis vivus, vitam praestans homini – Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod! Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.“4 Die Eucharistie hat nicht nur einen Bezug zur Vergangenheit, sondern auch zur Gegenwart und Zukunft. Unser Weg auf Erden ist eine Pilgerreise von Eucharistie zu Eucharistie bis zur endgültigen Teilnahme am himmlischen Festmahl. Der Katechismus der Katholischen Kirche hält fest: „Jedesmal, wenn die Kirche die Eucharistie feiert, erinnert sie sich an diese Verheißung und richtet ihren Blick auf den, der kommt (Offb 1,4).“5

Papst Benedikt ruft auf: „In den von Sorgen und Problemen erfüllten Tagen, aber auch in jenen des Ausruhens und der Erholung, lädt uns der Herr ein, nicht zu vergessen, dass es – obgleich es notwendig ist, sich um das materielle Brot zu kümmern und die Kräfte zu erneuern – noch wichtiger ist, die Beziehung mit ihm wachsen zu lassen, unseren Glauben an ihn zu stärken, der das ,Brot des Lebens‘ ist, der unser Verlangen nach Wahrheit und Liebe erfüllt.“6


JESUS VERSPRICHT UNS eine göttliche Speise, die uns immer zur Verfügung stehen wird, damit, wenn jemand davon isst, er nicht sterben wird (Joh 6,50). Mit diesem „Reiseproviant“ ausgestattet können wir, wenn wir treu sind, zuversichtlich bleiben, dass unsere Berufung zum ewigen Leben Wirklichkeit werden wird. So erfüllt uns Gott selbst mit Hoffnung, jener „göttlichen Tugend, durch die wir“, wie wir im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche lesen, „das ewige Leben als unser Glück von Gott ersehnen und erwarten, indem wir auf die Verheißungen Christi vertrauen und uns auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen, damit wir das ewige Leben verdienen und bis zum Ende des irdischen Lebens ausharren.“7

Jesus beendet seine Predigt in der Synagoge, indem er die zentrale Botschaft der gesamten Rede noch einmal wiederholt: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt (Joh 6,51). Der Herr verspricht uns das Undenkbare: die Teilhabe an seinem eigenen Leben, für alle Ewigkeit. Diese Hoffnung, die im Himmel ihre Vollendung findet, erhellt unsere Schritte hier auf Erden. Diese Hoffnung „gibt uns auch die Gewissheit“, so schrieb der Prälat des Opus Dei, „dass unsere täglichen Beschäftigungen einen Sinn enthalten, der weit über das hinausgeht, was uns vor Augen liegt; sie werden, wie der heilige Josefmaria versicherte, zu Schwingungen der Ewigkeit, wenn wir sie aus Liebe zu Gott und den Mitmenschen verrichten.8

All dies erfüllt uns mit Optimismus, weil wir wissen, dass Gott immer bei uns ist. Die christliche Freude gründet sich auf die göttliche Verheißung, dass wir für immer bei ihm leben werden. Aus diesem Grund nennt die Tradition die Eucharistie „Unterpfand der zukünftigen Herrlichkeit“: weil sie uns auf dem Pilgerweg unseres irdischen Lebens stärkt und uns das ewige Leben ersehnen lässt, wobei sie uns schon jetzt mit Christus, mit der seligen Jungfrau und allen Heiligen vereint.9


1 Franziskus, Angelus-Gebet, 9.8.2015.

2 Ebd.

3 Hl. Josefmaria, Brief vom 14.2.1944, Nr. 18.

4 Hymnus Adoro Te devote.

5 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1403.

6 Benedikt XVI., Angelus-Gebet, 5.8.2012.

7 Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 387.

8 Prälat Fernando Ocáriz, Botschaft, 4.11.2018.

9 Vgl. Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 294.