Betrachtungstext: 29. September – Heilige Erzengel

Der heilige Michael und die Macht Gottes – Die Botschaften des Heiligen Gabriel – Der heilige Raphael, ein fröhlicher junger Mann

MICHAEL wird im Alten Testament als jener Erzengel präsentiert, der das auserwählte Volk im Namen Gottes vor Gefahren beschützt. Und in der Offenbarung des Johannes wird der Kampf geschildert, den er mit den Mächten des Bösen führte: Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie hielten nicht stand und sie verloren ihren Platz im Himmel (Offb 12,7-8). Der Sieg Christi führt unter anderem direkt zur Niederlage des Teufels. Und es ist Michaels Aufgabe, diese herbeizuführen. „Michael bedeutet: Wer ist wie Gott? (...). Deshalb ist Michael entsandt“, schreibt der heilige Gregor der Große, „wenn etwas von staunenswerter Kraft geschieht. Schon sein Eingreifen und sein Namen sollen zu erkennen geben, dass keiner schafft, was nur Gott vermag.“1 Dem heiligen Michael eine Aufgabe anzuvertrauen, ist gleichbedeutend wie zu sagen, dass nur der Herr sie zuwege bringt. Papst Franziskus erklärt: „Der heilige Michael siegt, da durch ihn Gott selbst handelt.“2

Alle Christen sind Teil des Leibes Christi, der die Kirche ist. So erklärte dies einmal der heilige Josefmaria vor einer Gruppe seiner Söhne: „Keiner von euch ist allein, keiner ist ein Vers für sich. Wir sind Verse desselben epischen göttlichen Gedichts.“3 Heute bitten wir diesen Erzengel, den Fürsten der himmlischen Heere, über alle Männer und Frauen zu wachen, uns im Kampf zu verteidigen und uns vor den Nachstellungen des Teufels zu schützen.4 Und wir tun dies siegesgewiss, denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte (Offb 12,10). Die Intensivierung unserer Beziehung zum heiligen Michael wird unseren Glauben an die Macht Gottes stärken und uns demütig machen, so dass wir uns mehr und mehr mit seinem Namen identifizieren: Mit all meinen Gliedern will ich sagen: Herr, wer ist wie du? (Ps 35,10).


DER KATECHISMUS der Kirche weist darauf hin, dass „die Engel ihrem ganzen Sein nach Diener und Boten Gottes sind“5. Ihr Wesen erschöpft sich im Dienst: Sie existieren, um an den Plänen des Herrn freudig mitzuarbeiten und seine Vorhaben den Menschen zu übermitteln. Und unter allen Boten gibt es keinen wie Gabriel. Sein Name bedeutet „Kraft Gottes“; er wurde wiederholt als Botschafter des Herrn gesandt, um dessen Heilsplan mitzuteilen und den Angesprochenen Mut zu machen. Ich bin Gabriel, sagt der Engel etwa zu Zacharias, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen (Lk 1,19). Und der Prophet Daniel notierte: Da kam im Flug der Mann Gabriel, den ich früher in der Vision gesehen hatte; er kam um die Zeit des Abendopfers zu mir, redete mit mir und sagte: Daniel, ich bin ausgezogen, um dir klare Einsicht zu geben (Dan 9,21-22).

Bei Lukas lesen wir, dass der Erzengel Gabriel zur Jungfrau sagte, als sie wegen seines Grußes erschrak: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden (Lk 1,30). Gabriel bringt von Gott die nötige Zuversicht mit, damit wir den Herausforderungen gelassen und hoffnungsfroh begegnen, auch wenn der Auftrag, den er uns übermittelt, unsere Fähigkeiten – wie bei der Verkündigung – anscheinend übersteigt. Er erinnert uns daran, dass für Gott nichts unmöglich ist (Lk 1,37), und kann uns in unseren Kämpfen stets unterstützen. „Dir ist, als stürze die ganze Welt über dir zusammen“, schreibt der heilige Josefmaria. „Nirgendwo zeigt sich ein Ausweg. Wirklich, diesmal ist es unmöglich, der Schwierigkeiten Herr zu werden. (...) Hast du denn wieder vergessen, dass Gott dein Vater ist? Ein allmächtiger, allwissender, barmherziger Vater? Niemals kann er dir Schlechtes schicken. Was dir Sorgen bereitet, ist gut für dich, auch wenn deine irdischen Augen jetzt blind sind.“6 Der Erzengel Gabriel verkündet den Willen Gottes und hilft uns zu begreifen, dass von dort nur Freude und Frieden kommen können.


TOBIT und seine Frau litten bei der Vorstellung, den jungen Tobias allein auf eine Reise voller Ungewissheit in eine weit entfernte Stadt zu schicken. Sie konnten ihn nur aus der Ferne begleiten, und dies schien ihnen nicht ausreichend. Da tauchte ein fröhlicher junger Mann auf (vgl. Tob 5,10), der bereit war, mit ihm zu gehen: Ich bin erfahren und weiß alle Wege (Tob 5,6). Es war der Erzengel Raphael. Er begleitete den jungen Tobias und lehrte ihn, aus den Herausforderungen, die sich ihm stellten, zu lernen (vgl. Tob 6,1-9); er ermutigte ihn, die Ängste zu überwinden, die ihn davon abhielten, sich auf das Abenteuer der Ehe mit Sara einzulassen (vgl. Tob 6,16.18); er lehrte ihn, seine zukünftige Frau zu lieben (vgl. Tob 6,19); und er half ihm, die Freude seiner Eltern zu sein (vgl. Tob 11,9-15).

Wegen dieser Aufgabe, die er an Tobias erfüllt hatte, vertraute der heilige Josefmaria dem Erzengel Raphael die apostolische Arbeit mit den jungen Menschen an. Er betrachtete diesen Teil des Apostolats des Opus Dei als seinen Augapfel, denn die christliche Bildung der jungen Menschen ist eine Priorität in der Kirche und im Werk. Denn schließlich sehnen sich auch die nächsten Generationen nach dem, was uns den inneren Frieden gebracht hat. Es ist eine Mission, zu der alle Christen berufen sind, damit sich die Freude des Evangeliums weiter verbreitet. Alle sind eingeladen, den jungen Menschen mit Rat und Tat beizustehen, „damit sie“, so schrieb Don Fernando Ocáriz, „jetzt und im Laufe ihres Lebens christlicher Sauerteig in den Familien, im Beruf und im weiten Feld des menschlichen Lebens inmitten der Welt sind“7.

Papst Franziskus rät uns, Hilfe bei den Engeln zu suchen: „Wir sind nicht allein auf dem Weg und bei den Prüfungen, die uns das Leben auferlegt, wir werden von den Engeln Gottes begleitet und unterstützt, die uns sozusagen ihre Flügel anbieten, um uns dabei zu helfen, viele Gefahren zu überwinden, damit wir angesichts jener Wirklichkeiten, die unser Leben erschweren oder uns in die Tiefe ziehen, weiter nach oben fliegen können.“8 Die drei Erzengel werden uns unser ganzes Leben lang bis ans Ende unseres Weges begleiten. Und dort, im Himmel, werden wir mit ihnen staunend und freudig die Muttergottes, die Königin der Engel, betrachten können.


1 Hl. Gregor der Große, Homilien über die Evangelien, 2, 34, 9

2 Franziskus, Segnung einer Statue des Erzengels Michael in den Vatikanischen Gärten, 5.7.2013.

3 Hl. Josefmaria, Betrachtung, 12.3.1961.

4 Vgl. Geborgen in Gott, Tag- und Nachtgebete, Gebet zum heiligen Erzengel Michael, S. 105.

5 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 329.

6 Hl. Josefmaria, Kreuzweg, IX. Station, Nr. 4.

7 Msgr. Fernando Ocáriz, Pastoralbrief, 8.6.2018.

8 Franziskus, Segnung einer Statue des Erzengels Michael in den Vatikanischen Gärten, 5.7.2013.

Foto: 12138562 (Pixabay)