Brief des Prälaten (31. Januar 2017)

Erster Brief des neuen Prälaten an die Gläubigen des Opus Dei. In ihm bedankt er sich für die Gebete und erinnert an Bischof Javier Echevarria.

Ihr Lieben, Gott schütze Euch!

Sicher versteht Ihr, dass es mich tief berührt, Euch in diesem Brief zum ersten Mal als meine Töchter und Söhne anzusprechen. Seit der Nacht vom Montag, den 23., haben Eure Schwestern und Brüder in Rom begonnen, mich Vater zu nennen. Sie taten das mit solcher Natürlichkeit und Spontaneität, dass ich überrascht und bewegt zugleich war. Ich hingegen habe fast eine Woche gebraucht, um den Mut zu finden, sie ab und zu Töchter und Söhne zu nennen, denn irgendwie schäme ich mich, bin aber gleichzeitig dankbar für diese starke und schlichte Treue. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Christus, und zugleich bin ich nun der Vater all derer, die in der ganzen Welt das Opus Dei bilden – eine große Zahl von Laien, Männern und Frauen unterschiedlichster Bildungsgrade, und viele Priester, von denen einige in der Prälatur inkardiniert sind, andere in verschiedenen Bistümern, wo sie nur von ihrem jeweiligen Bischof abhängen, aber ebenfalls Teil dieser kleinen, sehr vereinten Familie sind, die der Kirche dienen will.

In diesen Tagen kamen mir jene Worte des heiligen Paulus an die Korinther in den Sinn, die betonen, dass der Ruf Gottes, der unsere Torheit und Schwäche nicht beachtet, uns immer vorausgeht (vgl. 1 Kor 1, 27). Ich bin Gott dankbar für die Gelassenheit, die er mir schenkt, und ich kann sie mir nur durch Euer Gebet und Eure Nähe erklären. Ich bitte Maria darum – tut Ihr es mit mir –, dass wir immer sehr vereint sein mögen in der Einheit, die uns der Heilige Geist, die unendliche Liebe, gewährt.

Ich erinnere mich beständig an Don Javier, den zweiten Nachfolger des heiligen Josefmaria. Und zwar ist es kein Gedanke an etwas Vergangenes, es gehört zur Geschichte der barmherzigen Taten Gottes, die in der Kirche irgendwie immer lebendig sind. Sich an Don Javier zu erinnern bedeutet, sofort den Blick auf den heiligen Josefmaria und den seligen Alvaro zu richten. Es heißt, sich mit tiefer Dankbarkeit an einen Mann zu erinnern, der sein Leben gegeben hat, um das Werk als ein guter Sohn zweier Heiliger zu verwirklichen, und der uns jetzt weiter vom Himmel aus hilft.

Jede Generation von Christen muss ihre eigene Zeit erlösen und heiligen. Hierzu müssen sie die Sorgen ihrer Mitmenschen verstehen und teilen, damit sie ihnen mit der Sprachengabe näherbringen können, wie sie auf das Wirken des Heiligen Geistes und auf den stets überfließenden Reichtum des göttlichen Herzens antworten können. Uns Christen fällt in unserer Zeit die Aufgabe zu, der Welt, in der wir sind und leben, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, die alt und zugleich immer neu ist(Christus begegnen, Nr. 132). Meine Töchter und Söhne, jetzt trifft es uns, jeden Tag den apostolischen Eifer unseres Gründers in unserer Person lebendig zu erhalten und sein Motto Wirklichkeit werden zu lassen: Omnes cum Petro ad Iesum per Mariam.

In Liebe segnet Euch

Euer Vater

Fernando

Rom, 31. Januar 2017