Betrachtungstext: 3. Adventsonntag (C)

Die vollkommene Freude kommt von Jesus – Um diese Freude zu empfangen, ist es unerlässlich, demütig zu sein – Kleine Taten des Dienstes, um Frieden und Freude zu säen

FREUT EUCH euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Der Herr ist nahe (Phil 4,4-5). In der Liturgie der Kirche ist der dritte Adventssonntag als „Gaudete“ oder „Freuden“-Sonntag bekannt, und wir sind eingeladen, über den Grund unserer Freude nachzudenken. Wir alle sehnen uns in den Tiefen unserer Seele danach, im ganzen Leben glücklich zu sein. Manchmal suchen wir diese Freude jedoch nur in einzelnen Nischen unseres Lebens: im Besitz bestimmter materieller Güter, in der sozialen Anerkennung, die wir erhalten, im Erwerb einer bestimmten Qualität oder in einem ruhigen Familienleben. All das ist zweifellos gut, aber der heilige Paulus erinnert uns daran, dass diese Freuden nur dann ihre Fülle erreichen, wenn sie in dem Glück verwurzelt sind, das Jesus uns schenkt: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit.

Der Prophet Zefanja seinerseits fordert sein Volk eindringlich auf, trotz der Nachstellungen seiner Feinde oder des wiederholten Abfalls von seinem Gott fröhlich zu leben: Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! (Zef 3,14). Auch wir können, selbst wenn wir in Versuchung geraten oder müde sind, diese Freude in der Tiefe unseres Herzens bewahren. Und diese fast unvorstellbare Möglichkeit, die dank der Nähe Christi besteht, ist das, was wir an Weihnachten feiern.

Die Freude ist also der Atem, die Ausdrucksweise des Christen.1 So wie das Atmen die erste Manifestation des neuen Lebens bei der Geburt ist, so ist aufrichtige Freude ein Zeichen dafür, dass Jesus eine authentische Antwort auf die tiefen Sehnsüchte unseres Herzens gibt. Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, (...) er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag (Zef 3,17), fährt der Prophet Zefanja in der ersten Lesung am heutigen dritten Adventssonntag fort. Gott zeigt auf überraschende Weise mehr Freude an Weihnachten als wir selbst: So groß ist seine Sehnsucht, einen Platz in unserem Leben einzunehmen.

JOHANNES DER TÄUFER begleitet uns einen Großteil der Adventszeit hindurch. Mit Freude sehen wir so in ihm eine unentbehrliche Tugend verkörpert, um diese dauerhafte Freude zu genießen: die Demut. Sie zeigt sich gut, als unter den Jüngern, die ihm folgen, sich das Gerücht verbreitet, dass er der lang erwartete Messias sein könnte. Viele kommen zu ihm und stellen Fragen zur Ausrichtung ihres eigenen Lebens: Was sollen wir also tun? (Lk 3,10). Aber als der Verwandte des Herrn die Gedanken ihres Herzens spürt, zögert er nicht, zu bekräftigen: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen (Lk 3,16). Trotz seines Erfolges, trotz des wirklich Guten, das er tut, weiß Johannes, dass seine ganze Tätigkeit nur dann wirklich sinnvoll ist, wenn sie auf Christus ausgerichtet ist.

Die Demut hilft uns, auch unsere eigene Existenz an der Größe Gottes auszurichten. Der Stolz hingegen bringt es mit sich, es für unmöglich zu halten, daß Gott so groß ist, daß er klein werden kann, um sich uns wirklich zu nähern.2 Wer hingegen demütig ist, ohne seine Talente zu verleugnen oder seine Motivation zu verlieren, bestmöglich zu arbeiten, findet seine Freude daran, sich vor einem Kind zu verneigen, wie es die Könige des Ostens oder die Hirten taten.

Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren, sagt uns der heilige Paulus (Phil 4,7). Die Tugend der Demut lehrt uns, dass das einzig wichtige Urteil dasjenige eines Gottes ist, der sich uns im Gesicht eines lächelnden Kindes zeigt. Wenn wir uns im Gebet der konkreten Liebe Jesu nähern, werden wir von Urteilen über uns selbst befreit, die oft nicht der Realität entsprechen und uns am Ende den Frieden rauben. Wir entdecken, dass Gott uns nicht für das liebt, was wir tun oder was wir nicht tun, sondern für das, was wir sind: seine Kinder. Und es hilft uns auch, andere nicht zu verurteilen. In Bethlehem können wir unseren Blick in einen demütigeren Blick verwandeln und so zu einer Quelle des Friedens und der Freude für unsere Mitmenschen werden.

DER HEILIGE JOSEFMARIA fasste die Aufgaben eines Apostels in Frieden und Freude säen3zusammen. Die Demut, zu wissen, dass wir Säleute der großen Nachricht sind, die von Gott kommt, wird uns dazu bringen, nicht müde zu werden, das Evangelium zu verbreiten. Bei vielen Gelegenheiten wird dazu unser Lächeln angesichts der Widrigkeiten ausreichen; bei anderen wird das Verständnis hinreichend sein, das wir angesichts der Probleme eines geliebten Menschen zeigen ... Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.4

Unser christliches Zeugnis richtet sich nicht gegen irgendetwas oder irgendjemanden, sondern ist Ausdruck der Demut eines Gottes, der Mensch werden wollte, damit alle ihm begegnen können. Als seine demütigen Jünger wollen wir zu dieser Verkündigung beitragen: Jede unserer Gesten der Zuneigung kann eine Quelle und eine Erneuerung der Freude in der Umgebung sein, in der wir uns befinden; Jesus möchte durch unsere kleinen Werke der Liebe in anderen geboren werden.

Es hilft uns immer, das Leben Mariens zu betrachten, um von ihrer Freude voller Demut überrascht zu werden. Nachdem sie die großartige Nachricht erhalten hat, dass sie die Mutter Gottes sein soll, bleibt sie nicht auf sich selbst fixiert und erwartet auch nicht, dass alle ihr dienen. Sie verzögert die Angelegenheit auch nicht, indem sie lange, über den besonderen Auftrag nachdenkt, den sie erhalten hat. Angesichts der Größe Gottes antwortet sie mit einer offensichtlich einfachen Geste: Sie macht sich freudig auf den Weg zu ihrer Cousine, um ihr dienlich zu sein. Sie hat von einem Gott, der sich immer als nah erweist, gelernt, dass echte Freude aus konkreten Taten der Liebe erwächst. Möge Unsere Liebe Frau uns mit dieser herrlichen Freude anstecken, damit wir ihr darin gleichen und so Christus ähnlicher werden.5

1 Franziskus, Tagesmeditation, 28.5.2018.

2 Benedikt XVI., Homilie, 6.1.2010.

3 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 120.

4 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 1.

5 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 109.

Foto: Ben White (unsplash)