Betrachtungstext: 1. Adventwoche - Dienstag

Gott gibt sich zu erkennen. - Einfachheit, um die Lehren Gottes zu verstehen. - Der Umgang mit Jesus erleuchtet unseren Alltag.

ANGELEITET durch die Lehren und das Beispiel des heiligen Josefmaria haben wir gelernt, die Welt leidenschaftlich zu lieben. Wir erfreuen uns aller edlen und guten Dinge der Schöpfung, weil wir wissen, dass sie eine Gabe Gottes sind. Zugleich sind wir angesichts des Bösen in der Welt, das ihre Schönheit vermindert und sie von seinem liebevollen Plan entfernt, nicht gleichgültig.

Auch wenn es vielfache Ursachen für diese Situationen gibt, so können wir unter ihnen eine identifizieren, die besonders bedeutend ist: die Unkenntnis vieler Menschen in Bezug auf die Güte unseres Schöpfers. Man kann wohl sagen, dass der größte Feind Gottes – denn man liebt Gott, nachdem man ihn erkannt hat – die Unwissenheit ist: Ursprung so vieler Übel und das große Hindernis für die Rettung der Seelen1. Wenn wir dagegen seine Liebe zu uns kennen, wenn wir entdecken, dass Gott davon träumt, dass wir glücklich sind, dann ist es logisch, ihn über alle Dinge zu lieben, uns dem zu nähern, der Ursprung alles Guten ist. Man tut nichts Böses mehr und begeht keine Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg, denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn (Jes 11,9).

Gott bediente sich einiger Männer und Frauen verschiedener Epochen, um sich zu erkennen zu geben und so dem Menschen die Gelegenheit zu eröffnen, freier zu sein. Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt (Gal 4,4), um diese Aufgabe zu Ende zu führen. Der Wunsch Gottes, dass wir ihn kennen, ist so groß, dass er selbst, als Person, kam, um uns die Pläne seiner Liebe zu zeigen.

Voller Anerkennung und Dankbarkeit können wir uns mit dem Lobpreis vereinen, den Jesus, wie das Evangelium der heutigen Messe berichtet, einmal zum Vater erhebt: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast (Lk 10,21).


SEHT, der Herr wird kommen und alle Heiligen mit ihm. Ein großes Licht wird aufstrahlen an jenem Tag2. Diese Verheißung der Weisheit für die Menschen erfüllte sich mit dem Kommen Jesu in die Welt; auf Ihm ruht der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn (Jes 11,2). Er ist bereit, mit jedem von uns persönlich ein Zwiegespräch zu führen, um uns zu belehren, zu führen, zu ermuntern. Häufig spricht Gott durch Personen und Situationen zu uns, indem er die ganze Wirklichkeit unseres Lebens in einen Ort der Begegnung mit ihm verwandelt. Wenn wir versuchen, ein beschauliches Leben zu führen, werden wir in allen Ereignissen des Tages die Stimme Gottes, der uns sucht, entdecken können.

In diesem Dialog erwartet der Herr, dass wir uns mit Vertrauen an ihn wenden, um zu erleuchten, was wir nicht verstehen. Deshalb versetzen wir uns mit Einfachheit in seine Gegenwart und legen ihm unsere Zweifel offen vor, wobei wir daran denken, dass sich Gott den Kleinen offenbart. Für die Weisen der Welt dagegen können die Worte des Herrn wie unzusammenhängende Sätze klingen. Aus diesem Grund müssen wir uns bemühen, offen für sein Wort zu bleiben, auch wenn wir es nur zum Teil verstehen. Wie viele Widerwärtigkeiten lösen sich auf, wenn wir uns innerlich ganz in die Hände Gottes geben, der uns nie verlässt! Die Liebe Jesu zu den Seinen zeigt sich jedes Mal neu, jedes Mal in anderen Schattierungen: zu den Kranken, zu den Gelähmten... Er fragt uns: Was hast du? Ich habe... Und sofort Licht, oder zumindest unser Ja und Frieden3.

Wenn wir uns dem Herrn mit der Kühnheit von Kindern nähern, dann wird er uns seine Weisheit offenbaren und uns seine Pläne erkennen lassen. Er wird uns auch mit Frieden, mit Freude erfüllen und uns seine Stärke schenken, um die Schwierigkeiten, die uns das Leben bringt, zu tragen.


IN JESUS CHRISTUS ist die Fülle der Offenbarung enthalten. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand erkennt, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand erkennt, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will (Lk 10,22). Jesus sagt uns nicht etwas über Gott, er spricht nicht einfach vom Vater, sondern er ist die Offenbarung Gottes, weil er Gott ist und uns auf diese Weise das Antlitz Gottes offenbart4. Gott ist in Christus Fleisch geworden, damit wir ihn sehen, in direkte Beziehung mit ihm treten können, und um uns die Pläne seiner Weisheit kund zu machen. Wenn wir die Antworten auf die Fragen unseres Lebens suchen, tun wir sehr gut daran, uns an Jesus zu wenden. In unserem Dialog mit Christus gibt es weder überflüssige Unruhen noch unangebrachte Zweifel. Die ganze Weisheit ist im Geheimnis des menschgewordenen Wortes enthalten: Jesus ist das Wort Gottes.

Es ist leicht, sich die Apostel vorzustellen, wie sie Jesus nach der tiefsten Bedeutung irgendeines Gleichnisses, das sie nicht verstanden haben, fragen, oder zu ihm kommen, um ihn um eine Erklärung eines bestimmten Ereignisses zu bitten, das sie alle kannten. Auch für uns ist es leicht, ein Gespräch mit dem Herrn anzuknüpfen. Der persönliche und tägliche Umgang mit ihm lässt uns ihn immer besser erkennen, um wie er auf die verschiedenen Umstände des Lebens zu reagieren. Deshalb ist es nützlich, den Heiligen Geist zu bitten, dass unser Dialog mit Jesus Licht für uns und die anderen ist.

Im Laufe des Lebens lernen wir viele Dinge. Einige von ihnen sind grundlegend für unsere Art zu denken, zu sein und zu handeln. Es ist wahrscheinlich, dass wir mehrere dieser fundamentalen Lehren durch die Worte oder das Beispiel unserer Mütter empfangen haben. Das Leben Marias stellt für uns eine wunderbare Lehre des Dialogs mit dem Herrn dar. Mögen wir von der Jungfrau jenes Vertrauen lernen, auf Jesus zu schauen und zu hören!


1 Hl. Josefmaria, Brief 11.3.1940, Nr. 47.

2 Römisches Messbuch, Dienstag der 1. Adventswoche, Ruf vor dem Evangelium.

3 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 249.

4 Benedikt XVI, Audienz, 16.1.2013.

Foto: Andre Morales Kalamar (unsplash)