Betrachtungstext: Freitag nach Erscheinung des Herrn

Wunsch nach persönlicher Heilung – Jesus, der göttliche Arzt, heilt uns – Der Dialog mit ihm verwandelt unser Leben

DIE LITURGIE zu Jahresbeginn führt uns zentrale Offenbarungen des Herrn vor Augen. Nach der Betrachtung der Anfänge seines öffentlichen Wirkens in der Synagoge von Nazaret hören wir heute von einem theologisch bedeutenden Wunder. Und es geschah, als sich Jesus in einer der Städte aufhielt: Siehe, da war ein Mann voller Aussatz (Lk 5,12). Aussatz war damals nicht nur eine schwere Krankheit, sondern auch eine soziale Katastrophe. Die Betroffenen mussten sich fern von der Stadt aufhalten und Glocken tragen, um andere vor ihrer Nähe zu warnen. Gesunde Menschen konnten sich so vor der Ansteckung schützen.

Doch dieser Aussätzige tritt mutig vor Jesus und spricht eine von Glauben erfüllte Bitte aus: Als er Jesus sah, warf er sich auf sein Angesicht und bat ihn: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen (Lk 5,12). Seine Geste und seine Worte bezeugen sein Vertrauen in die Göttlichkeit und Allmacht Jesu.

Die Kirchenväter sahen im Aussatz ein Bild für die Sünde. So wird der Aussätzige zu einem Vorbild für uns, denn wie er brauchen auch wir immer wieder die Heilung durch den göttlichen Arzt. In der Selbstprüfung erkennen wir unsere Schwächen und die Notwendigkeit, uns Jesus anzuvertrauen. Papst Franziskus erklärte: „Die Bitte des Aussätzigen zeigt: Wenn wir zu Jesus gehen, ist es nicht notwendig, lange Reden zu halten. Es genügen wenige Worte, wenn sie nur vom vollen Vertrauen auf seine Allmacht und seine Güte begleitet sind. Uns dem Willen Gottes anzuvertrauen, bedeutet, auf seine unendliche Barmherzigkeit zu vertrauen.“1

Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen. Dieses einfache Stoßgebet erinnert uns an die Erlösung, die der Herr uns schenkt, und an seine Bereitschaft, uns mit seiner Gnade zu stärken, damit wir gute Kinder Gottes sein können.


DIE LITURGIE der ausklingenden Weihnachtstage richtet unseren Blick bereits auf das Ostergeheimnis, das Ziel der Menschwerdung Christi. In diesem Licht betrachten wir die Kraft Jesu, Krankheiten zu heilen – eine Vorwegnahme unserer Erlösung von der Sünde.

Da streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Im gleichen Augenblick wich der Aussatz von ihm (Lk 5,13). Jesus zögert nicht, mit dem Aussätzigen zu sprechen, und geht sogar noch weiter: Er berührt ihn. Er hat keine Angst vor Ansteckung oder vor dem Kontakt mit menschlichem Elend. In dieser Begegnung erfährt der Kranke die Barmherzigkeit und göttliche Wirksamkeit des Herrn. Dieselben Worte, die der Aussätzige hörte, klingen stets im Bußsakrament nach: Ich will – werde rein!

„Jesus ist Arzt, der unseren Egoismus heilt, wenn wir seine Gnade bis auf den Grund unserer Seele dringen lassen. Er hat uns gemahnt, dass die schlimmste Krankheit die Heuchelei ist – jener Stolz, der uns dazu bringt, unsere Sünden zu verbergen. Beim Arzt ist absolute Aufrichtigkeit unerlässlich. Wir müssen die Wahrheit lückenlos aufdecken und sagen: Domine, si vis, potes me mundare (Mt 8,2) – Herr, wenn du willst, und du willst immer, kannst du mich heilen. Du kennst meine Schwächen und Gebrechen, meine Wunden und sogar den Eiter, der sie bedeckt. Herr, du hast so viele Menschen geheilt: Lass mich dich als göttlichen Arzt erkennen, wenn ich dich im Herzen habe oder dich im Tabernakel anbete.“2

Wie das Lukasevangelium weiter berichtet, befahlt Jesus dem Geheilten: Erzähl niemandem davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, wie es Mose angeordnet hat, zum Zeugnis für sie! (Lk 5,14). Während der drei Jahre, die die Jünger mit Jesus verbrachten, sahen sie – wie der heilige Josefmaria betonte –, wie „der Abgrund an Schlechtigkeit, den die Sünde bedeutet, durch eine unendliche Liebe überbrückt wurde. Gott gibt die Menschen nicht auf (...). Der brennende Wunsch, den erlösenden Ratschluss Gottes seines Vaters zu erfüllen, bestimmt das ganze Leben Christi, von seiner Geburt in Bethlehem an bis zum Kreuz.“3 Wir selbst dürfen bezeugen, dass der Herr uns mit seiner unendlichen Barmherzigkeit geheilt hat.


NACH dem Wunder der Heilung des Aussätzigen verbreitete sich der Ruf Jesu schnell in der ganzen Region: Sein Ruf aber verbreitete sich immer mehr und große Volksmengen kamen zusammen, um zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden (Lk 5,15). Doch Jesus ließ sich von seiner Popularität nicht beeindrucken. Stattdessen zog er sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten (Lk 5,16).

Mit diesem Rückzug lehrt uns Jesus, dass die Seele unserer Arbeit das Gebet ist – selbst nach einem Tag voller Mühe und Erschöpfung. Der heilige Josefmaria betonte: „Wir sollen kontemplative Seelen sein, und dafür dürfen wir das Gebet nicht vernachlässigen.“ Möglicherweise haben wir „eine noch größere Verpflichtung, wahre Seelen des Gebetes zu sein, dem Herrn großzügig alles aufzuopfern, was uns beschäftigt, und im Gespräch mit ihm niemals nachzulassen, egal was passiert.“ Auf diese Weise werden wir „den ganzen Tag in der Gegenwart Gottes leben.“4

Gestärkt durch die Barmherzigkeit, mit der Jesus den Aussätzigen heilt, dürfen wir uns den Sakramenten und unseren Zeiten des geistlichen Gebets mit großem Vertrauen nähern. „Zeiten der Betrachtung, mündliches Gebet und kleine Stoßgebete helfen uns, den Tag mit Natürlichkeit und ohne Besonderheiten in ein ununterbrochenes Lob Gottes zu verwandeln. So wie Liebende in Gedanken beieinander sind, bleiben auch wir in seiner Gegenwart. Selbst die unscheinbarsten Tätigkeiten erhalten dadurch übernatürliche Wirksamkeit.“5

Diese Momente des Gebets sind Gelegenheiten, den Herrn zu bitten, unser Leben zu verwandeln – so wie er das Leben des Aussätzigen verändert hat. Bitten wir die heilige Jungfrau, uns den Weg zum kontemplativen Dialog mit der Dreifaltigkeit zu öffnen, während wir beten: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.


1 Franziskus, Audienz, 22.6.2016.

2 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 93.

3 Ebd., Nr. 95.

4 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen von einem Familientreffen, Sept. 1973.

5 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 119.

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