Betrachtungstext: 22. Woche im Jahreskreis – Mittwoch

Gott tritt in unser Haus ein – Der Herr rettet uns – Ein Gut, das sich mitteilt

JESUS hatte gerade erst begonnen, öffentlich zu predigen, und sein Name verbreitete sich in Windeseile in der ganzen Region. Vielleicht war es deshalb, dass ein Besessener seine Plage offenbarte, als Jesus sich in der Synagoge von Kapernaum aufhielt (vgl. Lk 4,31-37). Petrus, der die Szene vermutlich beobachtete, war beeindruckt von der Macht des Meisters. Er verstand die Lehren Jesu und fühlte sich davon berührt und angezogen. Christus sprach so, dass alle ihn verstehen konnten, und bestätigte seine Worte durch Taten, die ihnen noch mehr Autorität verliehen. Auf seinen einfachen Befehl: Schweig und verlass ihn! (Lk 4,35), wich der Teufel sofort aus dem Leib des Mannes.

Jesus stand auf, verließ die Synagoge und ging in das Haus des Simon (Lk 4,38). Beeindruckt von dem, was er gerade gesehen hatte, nutzte Petrus die Gelegenheit und bat den Herrn, seine Schwiegermutter zu heilen, die hohes Fieber hatte (Lk 4,38). Christus zögerte nicht. Trotz der gebotenen Sabbatruhe brach er sofort auf, um dieser Bitte nachzukommen. Wie er es mit dem unreinen Geist getan hatte, so tat er es nun mit dem Fieber: Allein auf sein Wort hin verschwand es vollständig. Sofort stand die Schwiegermutter auf und begann, ihnen zu dienen (vgl. Lk 4,39).

Wenn wir Jesus in der Kommunion empfangen, kommt er in unser Haus, so wie er es bei Petrus tat. In diesen Momenten können wir ihm alles anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt: Sorgen, Hoffnungen, Zweifel, Schmerzen ... Gott ist immer bereit, uns zu helfen, noch bevor wir ihn darum bitten. Doch er möchte, dass wir zu ihm kommen, uns ihm öffnen und unsere Bedürfnisse in seine Hände legen. Der heilige Josefmaria riet: „Wenn du merkst, dass du – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr weiterkannst, dann sage es ihm, überlasse dich ihm: Herr, ich vertraue auf dich, ich gebe mich dir ganz hin, aber hilf meiner Schwachheit! Sage ihm voll Vertrauen: Schau mich an, Jesus, ich bin wie ein schmutziger Lappen! Ich habe ein so tristes Leben geführt, ich verdiene es nicht, dein Sohn zu sein. Sage ihm das immer wieder. Bald wirst du seine Stimme hören: Fürchte dich nicht! Oder: Steh auf und geh weiter deinen Weg!“1


IM LUKASEVANGELIUM begegnen wir zum ersten Mal einem Motiv, das sich durch das gesamte öffentliche Wirken Jesu ziehen wird: Während viele ihn um körperliche Heilung bitten, richtet Jesus seinen Blick auf das tiefere, innere Leiden der Menschen – das Leiden der Seele. Wie an anderen Stellen vergibt er zuerst die Sünden des Gelähmten, der durch das Dach herabgelassen wird, bevor er ihn heilt: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben (Lk 5,20). Und gleich: Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus! (Lk 5,24).

Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen Gebrechen hatten, zu Jesus. Er legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie (Lk 4,40). Jesus wusste, dass das Reich, das er errichten würde, in den Seelen der Menschen Wurzeln schlagen würde. Deshalb bereitete er den Boden und befreite die Menschen sowohl von den Krankheiten des Körpers als auch von den Krankheiten des Geistes. Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! (Lk 4,41). Mit dieser Kraft ausgestattet, weiß die evangelisierende Kirche, wie Papst Franziskus schrieb, „voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um die Ausgeschlossenen einzuladen. Sie empfindet einen unerschöpflichen Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer ausströmenden Kraft.“2

Auch wir dürfen uns Jesus nähern mit dem Wunsch, dass er alles aus unserer Seele entferne, was uns von ihm trennt. Der heilige Josefmaria schrieb: „Bitte den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist sowie deine Mutter, dass sie dir Selbsterkenntnis schenken, verbunden mit einem tiefen Schmerz über all das Unreine, was durch dich geschehen ist und seine Spuren hinterlassen hat. Und sprich dann, ohne die Augen vor deinem Elend zu verschließen: Gib mir, Jesus, eine Liebe, die wie ein reinigendes Feuer mein Herz, meine Seele und meinen Leib von allem irdischen Elend befreit. Wenn mein Ich dann ganz leer und frei geworden ist, so fülle du es aus, damit ich mich nur noch von deiner Liebe tragen lasse.“3


JESUS ZOG sich im Morgengrauen zum Gebet zurück, um sich in der Stille mit dem Vater zu vereinen. Aus dieser innigen Verbindung schöpfte er die Liebe, die ihn dazu bewegte, die Kranken zu heilen, sowie die Kraft, die ihn antrieb, die frohe Botschaft weiter zu verbreiten. Als einige versuchten, ihn zurückzuhalten, damit er bei ihnen bleibe, sagte Jesus zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt worden (Lk 4,43).

Jesus wollte mehr Seelen erreichen. Dieser tiefe Wunsch, allen Menschen das Reich Gottes zu bringen, führte ihn dazu, in allen Synagogen Judäas zu predigen. Kurz vor seiner Himmelfahrt gab er diesen Wunsch als Vermächtnis an seine Jünger weiter: Sie sollten die Bekehrung zur Vergebung der Sünden in seinem Namen allen Völkern verkünden, beginnend in Jerusalem. Alles, was die Apostel in den Jahren mit Christus gesehen und gehört hatten, sollte mit der ganzen Menschheit geteilt werden. Papst Franziskus hielt fest: „Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten, und jeder Mensch, der eine tiefe Befreiung erfährt, erwirbt eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse der anderen. Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich.“4

Die Apostel waren die ersten, die verbreiteten, was Jesus für alle Menschen getan hatte. Und heute möchte Jesus, dass wir, seine Jünger, seine Mission fortsetzen. Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! (Lk 12,49). „Wir haben uns ein wenig dem Feuer der Liebe Gottes ausgesetzt. Lassen wir unser Leben von seiner Kraft lenken“, predigte der heilige Josefmaria, „lassen wir uns von der Begeisterung erfassen, dieses göttliche Feuer bis an die Grenzen der Erde zu tragen, lassen wir es jene spüren, die uns umgeben, damit auch sie den Frieden Christi erfahren und darin ihr Glück finden.“5 Wir wenden uns an unsere Mutter Maria, „damit die Freude aus dem Evangelium bis an die Grenzen der Erde gelange und kein Ort ohne ihr Licht bleibe“6.


1 Hl. Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 287.

2 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 24.

3 Hl. Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 41.

4 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 9.

5 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 170.

6 Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 288.