Seit mir der Glaube neu geschenkt wurde, möchte ich nicht mehr anders leben

Ángela Urrutia, Chile

Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Meine eigene Mutter habe ich als kleines Kind verloren. Trotzdem hatte ich dank der besonderen Zuwendung einer meiner Tanten eine glückliche Kindheit. Der Beginn der Pubertät und andere Verluste riefen eine ernste Lebenskrise hervor, aus der ich nur durch eine neue Begegnung mit Gott herausgefunden habe.

In frühester Kindheit

Als ich nicht einmal 2 Jahre alt war, verlor ich meine Mutter, aber trotzdem, habe ich ein glückliche Kindheit verlebt. Um unsere Familienbindung zu festigen zogen wir auf einen uns gehörenden Bauernhof und meine Tante zog mit ihrer Familie ebenfalls dorthin.

Mit meiner Tante Pilar

In der Schule bewunderten alle meine Art, mit der Abwesenheit meiner Mutter fertig zu werden. Das kam daher, dass für mein affektives Leben Tante Pilar ihre Rolle übernahm. Sie lehrte mich, morgens mein Tagewerk aufzuopfern und abends zu beten; und da sei sich für Politik und soziales interessierte, lernte ich von ihr, mich für andere zu engagieren.

Der Verlust meines Vaters

Meine Welt fiel jedoch für mich zusammen, als mein Vater wieder heiratete, was einen neuerlichen Umzug bedeutete. Ich war 15 Jahre alt und innerlich völlig verstört, meine „Idealfamilie“ verloren zu haben.

Meine Einsamkeit füllte ich mit Freunden und Vergnügungen. Das Problem war, dass mich am Ende jeder Festivität eine fürchterliche Angst überfiel.

In der Schule wurde ich immer schlechter. Die veränderte Situation war für mich unerträglich und ich tat alles, um meinem Vater das Leben unmöglich zu machen. Die folgenden Jahre waren sehr schwierig. Materiell fehlte es mir an nichts, aber ich fühlte mich allein und von ihm verlassen. Ich wurde apathisch und aggressiv zugleich, meine Einsamkeit füllte ich mit Freunden und Vergnügungen. Das Problem war, dass mich am Ende jeder Festivität eine fürchterliche Angst überfiel. So war ich ein ziemlich problematischer Teenager, dessen einziger Rettungsanker die Tante war.

Ich verlobte mich mit meinem zukünftigen Mann, aber unsere Beziehung diente vor allem dem Spaß und den gemeinsamen Unternehmungen. Für die wirklich bedeutenden Entscheidungen zog ich ihn nicht zu Rate.

Ein weiterer Verlust

Im Jahr 2003 erlitt ich einen neuerlichen Verlust: Meine Tante Pilar starb an einem Krebsleiden, genau wie meine Mutter. Dieses Ereignis führte zu einer Reihe von Entscheidungen, darunter meine Heirat, und zum Beginn von Panikattacken.

Ángela Urrutia

Mein Mann und ich zogen nach Temuca, aber unser Lebensstil blieb der gleiche – es ging nur um Freunde und Spaß. Wir hatten alles, was ein paar sich nur wünschen kann: ein Haus, Kinder, Geld. Aber das alles machte mich nicht glücklich. Ich fühlte mich vom Leben betrogen und begann sogar, mich von Christian zu distanzieren.

Aber die Saat meiner Tante ging auf. Ich erinnere mich daran, dass ich meinem Mann mitten in einem Streitgespräch sagte, wie müde ich all der Auseinandersetzungen mit ihm war. Ich war in einer gut funktionierenden Familie aufgewachsen und wusste daher, dass es eine bessere Art gab, sein Leben zu gestalten. Mir fehlte etwas, und ich hatte das Gefühl, dass es der Glaube, eine Gottesbeziehung, war.

Zwei Vorsätze

In dieser Situation wurde ich zu einem Bildungsvortrag über christliches Leben eingeladen, der von jemandem vom Opus Dei gehalten wurde. Danach öffnete ich der Freundin, die mich mitgenommen hatte, mein Herz und erzählte ihr von meinen Eheproblemen. Sie hörte mir geduldig zu und half mir, diese aus einer neuen Perspektive zu sehen. Sie zeigte mir, dass ihre Wurzel in meinem eigenen Charakter lagen. Wir legten gemeinsam zwei Ziele fest, auf die ich hinarbeiten wollte: Zum einen sollte ich mich bemühen, meinen Mann mit einem Lächeln zu empfangen und jeden Tag eine Kleinigkeit für ihn zu tun; und zweitens sollte ich einen Priester suche, um bei ihm zu beichten.

Es ist wirklich amüsant zu bedenken, dass ein Gespräch bei einer Tasse Tee meine Ehe gerettet hat. Aus einem Teufelkreis von Streit und bösen Blicken gingen wir über zu einem Tugendkreis, in dem die gute Atmosphäre den Hauptakkord bildete. Und ich muss ehrlich zugeben, dass Christian eine große Stütze bei meiner veränderten Einstellung zum Leben war.

Mein Mann, meine drei Kinder und ich

Die zweite radikale Veränderung fand statt, als ich das Bußsakrament empfing. Danach war ich so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Ich konnte dieses Glücksgefühl nur mit dem Zustand nach der Geburt meiner Kinder vergleichen, aber ohne die Geburtsschmerzen – es war einfach unbeschreiblich.

Damals hatte ich bereits angefangen, regelmäßig zu beten und Freunde Gottes zu lesen. So hatte alles begonnen, einen Sinn zu haben. Es war, als sei ich vorher blind gewesen und jetzt endliche erfassen könne, was Reinheit, Loslösung, Großzügigkeit und Hingabe an die anderen... kurz, was Liebe zu Gott, bedeutet.

"Die Beichte vermittelte mir ein bis danin unbekanntes Glücksgefühl"

Wie wenn man einen Schatz findet

Seit mir der Glaube neu geschenkt wurde, möchte ich nicht mehr anders leben. Ich habe nie zurück geblickt. Es war wie wenn man einen Schatz findet und dann alles tut, um ihn nicht mehr zu verlieren.

Ich denke oft darüber nach, was der hl. Josefmaria über den Glauben gesagt hat: „Es gibt Augenblicke, in denen wir, vielleicht, weil wir der Gnade nicht entsprechen, aufhören, das Licht zu sehen. Andere Male erlaubt Gott diese Dunkelheit, um unseren Glauben und unsere Treue zu prüfen. Schon vor vielen Jahren habe ich gesagt, dass man auf dem Weg zu Gott, wenn man einmal das Licht der Gnade gesehen hat, glaubensvoll und stark voranschreiten muss, auch wenn man Kleiderfetzen oder selbst die Haut in dem Dornengestrüpp am Rande des Weges lassen muss (...). Meine Kinder, wenn man die Stimme Gottes gehört hat, darf man nicht zurück blicken.“ (aus: El Hombre de Villa Tevere, Pilar Urbano)